Ghostwalker 02 - Raven, M: Ghostwalker 02
nicht, was nie ein gutes Zeichen war.
Der Unbekannte trat vor. „Ich war auf dem Highway unterwegs, als plötzlich etwas aus dem Gebüsch auf die Straße lief. Zuerst dachte ich, es wäre eine Frau.“ Sein Gesicht rötete sich. „Entschuldigung, mein Name ist Cal Rivers, ich bin Truckfahrer. Ich habe den Notruf angerufen und gefragt, wer so ein Tier behandeln kann.“
Ryan schüttelte seine Hand. „Ryan Thorne, ich bin der Tierarzt hier.“ Er beugte sich vor und begann, den Stoff zurückzuschlagen.
Rivers trat von einem Bein aufs andere. „Als ich merkte, dass das Tier noch lebt, habe ich es in meine Ersatzhemden eingewickelt, damit es nicht zu viel Blut verliert.“
Ryan nickte stumm. Der helle Stoff war blutdurchtränkt, deshalb war fraglich, ob das Tier überhaupt noch lebte. Sein Herz zog sich zusammen, als er das dreckige, blutverkrustete Fell sah. „Ein Leopard.“
Einer der Pfleger reichte ihm einen Kittel und Latexhandschuhe, die er überzog, bevor er den zerschundenen Körper berührte. Vorsichtig tastete er nach dem Herzschlag, konnte aber nichts spüren. Verdammt. Er zog den Handschuh zurück und hielt seine Handfläche vor die Schnauze des Leoparden. Ein feiner Luftstrom traf seine Haut. „Er lebt.“ Hastig wandte er sich an die Pfleger, die um ihn herumstanden. „Sonya, mach bitte eine Bluttransfusion fertig, erst einmal einen Liter.“ Ein Energiestoß schoss durch seinen Körper, das war es, wofür er diesen Beruf erlernt hatte. „Peter, mach den Operationsraum fertig. Ich weiß nicht, wie viel er noch mitbekommt, deshalb nehmen wir erst einmal eine leichte Betäubung.“ Er drehte sich zu dem Truckfahrer um. „Hat er sich noch bewegt, nachdem sie ihn erwischt hatten?“
Unbehaglich hob Rivers die Schultern. „Ich dachte zuerst, er wäre schon tot, weil er so still dalag. Nur der Schwanz hat ein wenig gezuckt.“
„Okay. Zuerst müssen wir den Blutverlust stoppen, und danach machen wir eine Röntgenaufnahme.“ Ryan blickte auf den Leoparden hinunter. „Auf jeden Fall ist der linke Humerus gebrochen.“
Rivers starrte ihn an. „Der was?“
„Der Oberschenkelknochen.“ Mit den Fingerspitzen fuhr er über die Umgebung der Wunde. Ein Knochen schimmerte durch das Fell.
Der Truckfahrer wurde blass. „Ich glaube, ich gehe lieber.“ Er trat ein paar Schritte zurück. „Meine Frau wartet auf mich. Wäre es möglich, dass Sie mir später sagen, wie die Sache ausgegangen ist? Irgendwie fühle ich mich dafür verantwortlich.“
„Natürlich, hinterlassen Sie vorn Ihre Telefonnummer. Lynn, nimmst du das bitte in die Hand? Wir bräuchten auch den genauen Ort, an dem der Leopard angefahren wurde.“
Die Tierpflegerin nickte und führte Rivers nach draußen. Nachdem wieder Ruhe im Raum eingekehrt war, begann Ryan damit, den Leoparden zu untersuchen. Er bog das Maul auf und sah hinein. Die Zähne waren noch intakt und in gutem Zustand, die Reißzähne blitzten tödlich. Auch die Mundschleimhaut wirkte normal, wenn auch etwas blass, was aber durch den Blutverlust bedingt war. Mit den Daumen hob Ryan die Lider an. Blass grün-gelbe Augen schienen ihn anzustarren, die Pupille ein winziger Punkt. Aber das war bei Raubkatzen normal, deshalb machte er sich erst einmal keine größeren Gedanken darüber. Langsam ließ er seine Finger über den Brustkorb wandern und schnitt eine Grimasse, als er eine Fraktur an den Rippen entdeckte. Hoffentlich war bei dem Aufprall kein Knochen in die wichtigen Organe eingedrungen. Die Wirbelsäule schien wenigstens noch intakt zu sein. Wäre sie gebrochen gewesen, hätte er den Leoparden sofort eingeschläfert. Er wollte dem Tier keine schmerzhafte Operation und Rekonvaleszenz zumuten, wenn es Schäden zurückbehielt, die ihm kein artgerechtes Leben mehr gestatten würden.
Der Schwanz schien unverletzt zu sein, ebenso wie die anderen Beine. Vorsichtig drehte Ryan die Raubkatze herum, sodass er sich auch die andere Seite ansehen konnte. Blut verklettete das Fell, wo es über einigen Schnitten eingetrocknet war. Wenigstens waren das nur oberflächliche Wunden, die bald verheilt sein würden. Um die verletzten Rippen nicht weiter zu belasten, begnügte er sich damit, über den Bauch zu streichen und nach weiteren Verletzungen zu tasten. Er hielt inne, als er einen Knubbel fühlte. In kurzem Abstand folgte ein weiterer und dann noch einer. Zitzen. Sanft zog Ryan seine Hände zurück und drehte sich zu Lynn um, die inzwischen zurückgekehrt war. „Es ist ein
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