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Ghostwalker 03.5

Ghostwalker 03.5

Titel: Ghostwalker 03.5 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michelle Raven
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wieder hinuntersinken ließ. Obwohl ihr Instinkt dagegen ankämpfte, hielt sie die Augen offen. Wirbel bildeten Wände aus Luftblasen und Schaum und erschwerten ihr die Sicht. Es schien unendlich lange zu dauern, bis sie den Mann endlich auf sich zutreiben sah.
    Seine Augen waren geschlossen, Arme und Beine bewegten sich nicht. Wie eine Wolke umgaben seine langen schwarzen Haare sein Gesicht. Irgendwie wirkte es friedlich, so als hätte er seine Ruhe gefunden. Ihr Herz zog sich zusammen, als ihr bewusst wurde, dass sie zu spät gekommen war.
    Nein, das würde sie nicht akzeptieren! Mit kräftigen Beinstößen schwamm sie auf ihn zu, bis sie ihn zu fassen bekam. Sie stieß an die Oberfläche und atmete keuchend ein. Das Gesicht des Fremden war nun ebenfalls über Wasser, aber er atmete nicht. Trotz seiner natürlichen Bräune wirkte er blass, die Augen hatte er noch immer geschlossen. Erstaunt bemerkte Hazel, dass er jünger war, als sie zuerst gedacht hatte. Er schien etwa in ihrem Alter zu sein, vielleicht siebzehn Jahre alt. Viel zu jung zum Sterben. Mit neuer Entschlossenheit schlang sie die Arme um seinen Oberkörper und begann, sich mit der Strömung auf das Ufer zuzubewegen. Als sie endlich festen Boden erreichte, gelang es ihr nur mit Mühe, sie beide an Land zu ziehen, bevor sie über dem Fremden zusammenbrach. Er fühlte sich kalt an, und sein Herz schlug nicht. Hazel mobilisierte ihre letzten Kräfte und begann, seine Brust zu massieren.
    „Nun komm schon! Atme, verdammt noch mal!“ Sie richtete sich auf und tätschelte seine Wangen. „Ich bin nur deinetwegen ins Wasser gesprungen, atme endlich!“ Ihre Verzweiflung wuchs. „Bitte!“ Ihre Stimme war nur noch ein Flüstern.

    Zu guter Letzt beugte sie sich über ihn, legte die Lippen auf seine und beatmete ihn.
    Immer wieder massierte sie seine Brust und blies ihm Luft in die Lunge, bis er sich schließlich rührte. Während Hazel ihn hielt, spuckte er einen Schwall Flusswasser aus und atmete keuchend ein. Ein Hustenanfall schüttelte ihn. Als er sich ein wenig beruhigt hatte, beugte sie sich wieder über ihn, glücklich, dass es ihr gelungen war, ihn wiederzubeleben. Dann öffnete er zögernd die Augen, und sie lächelte ihn an. „Willkommen zurück.“

    Tenaya versuchte die Augen zu öffnen, doch sie schienen mit Bleigewichten beschwert zu sein. Als er die weibliche Stimme hörte, glaubte er erst an eine Wahnvorstellung, doch dann erblickte er die Frau – fast noch ein Mädchen –, die sich über ihn beugte und ihn sanft anlächelte. Sie hatte die wunderschönsten goldbraunen Augen, die er je gesehen hatte. Ein Wassertropfen lief ihr übers Gesicht. Warum war sie nass? Und vor allem, warum trug sie keine Kleidung?
    „Bist du ein Engel?“ Das Lächeln verschwand und machte einem ernsten Ausdruck Platz. Tenaya hob die Hand, um ihre nassen Haare zu berühren, doch sie zuckte vor ihm zurück und krabbelte rückwärts ins Gebüsch, bis er sie nicht mehr sehen konnte. „Warte!“
    Er versuchte sich aufzurichten, doch sein Körper wollte ihm nicht gehorchen.
    Schließlich gelang es ihm, sich herumzudrehen, sodass er in die Richtung blickte, in die sie geflohen war. Tenaya konnte gerade noch etwas Helles aufblitzen sehen, dann war sie im Unterholz verschwunden. So sehr er ihr auch folgen wollte, ihm fehlte die Kraft dazu. Erschöpft ließ er sich zurücksinken und legte die Hand über die Augen. Was war passiert? Er hatte oben auf der Uferkante gestanden, und dann war er plötzlich im Wasser und … Hatte die Unbekannte ihn gerettet? Es war die einzige Erklärung, warum er jetzt hier war und gierig Luft in die Lungen sog, anstatt am Grund des Flusses zu liegen. Und auch wenn er vorhin noch überlegt hatte, ob es nicht besser wäre, zu sterben, war er jetzt dankbar dafür, am Leben zu sein. Obwohl jeder Muskel in seinem Körper schmerzte.

    Mühsam kam er auf die Knie und kroch in die Richtung, in der sein Engel verschwunden war. Er brauchte einen Ort, an dem er sich erholen konnte und nicht Gefahr lief, entdeckt und nach Hause gebracht zu werden. Der Gedanke, wieder in die Nähe seines Vaters zu kommen, löste tief in ihm ein Zittern aus. Ob es Wut oder Furcht war, konnte er nicht sagen. Er wusste nur, dass er in seiner derzeitigen Verfassung Howi umbringen würde. Müdigkeit zerrte an seinen Gliedern, während er sich langsam voranschleppte. Die feuchte Jeans klebte ihm unangenehm an den Beinen, die Schuhe musste er im Wasser verloren haben.
    Jede

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