Ghostwalker 04. Fluch der Wahrheit
nach. Der schwarzhaarige Fremde wollte zurückspringen, stolperte über das Gerümpel in der engen Gasse und ging zu Boden. Oh nein! Caitlin machte einen Schritt auf die Männer zu, bereit, sich ebenfalls in den Kampf zu werfen, wenn es sein musste. Der Angreifer grinste sie höhnisch an, als wüsste er genau, dass sie sich kaum auf den Beinen halten konnte, und kam auf sie zu. Anstatt sich umzudrehen und aus der Gasse zu laufen, stand sie wie festgefroren, teils aus Angst um sich, aber auch, weil sie ihren Retter nicht hilflos zurücklassen wollte. Caitlin öffnete den Mund, um einen gellenden Schrei auszustoßen, als sich der Unbekannte aufrappelte und ebenso leichtfüßig wie zuvor auf den Verbrecher zustürzte.
Erleichtert erkannte Caitlin, dass er nicht verletzt schien und sich mit einer Holzlatte bewaffnet hatte. Lauernd umkreisten sich die beiden Männer jetzt wieder, jeder schien eine Lücke in der Verteidigung des anderen zu suchen. Vorsichtig trat Caitlin zurück, um ihnen nicht im Weg zu stehen. Dabei stieß sie gegen eine Flasche, die laut scheppernd über das Pflaster rollte. Caitlin erstarrte, als beide Männer sie für einen kurzen Moment ansahen, bevor sie den Kampf noch heftiger fortsetzten. Die Polizei, genau! Sie wühlte in ihren Jackentaschen und stöhnte auf, als ihr klar wurde, dass sie ihr Handy im Auto gelassen hatte. Also musste sie doch aus der Gasse heraus, um entweder einen Passanten um Hilfe zu bitten oder an ihr Handy zu kommen. Allerdings befanden sich die beiden Kämpfenden direkt zwischen ihr und dem Ausgang zur Straße. Okay, also die andere Seite, auch wenn sie nicht wusste, wann sie dort auf Menschen treffen würde. Zur Not musste sie eben einmal um den Block laufen. Die Augen fest auf ihren Retter gerichtet, wich sie weiter zurück. Es widerstrebte ihr, ihn alleine zu lassen, aber ihr fiel keine andere Möglichkeit ein, wie sie ihm helfen konnte.
Überrascht schrie Caitlin auf, als sich von hinten Arme um ihre Taille schlangen und sie von den Füßen holten. Sie war so auf das fixiert gewesen, was vor ihr geschah, dass sie überhaupt nicht daran gedacht hatte, dass auch jemand hinter ihr lauern könnte. Der erste Angreifer grinste triumphierend, während ihr Retter ihr nur einen kurzen Blick zuwarf und dann noch verbissener auf den Verbrecher einschlug.
Caitlin kämpfte verzweifelt darum, dem eisernen Griff zu entkommen, doch der Verbrecher schleppte sie unerbittlich auf das Ende der Gasse zu. Was wollten diese Kerle von ihr? Sie war nicht arm, aber sie ging auch nicht mit ihrem Geld hausieren, sondern lebte eher unauffällig in einer Gegend, in der solche Verbrechen sehr selten waren. Es war sicher einfacher, die Touristen auszunehmen, als zu versuchen, sie zu entführen. Schon die Vorstellung ließ sie erstarren. Nein, sie war noch nicht bereit aufzugeben.
Da der zweite Verbrecher kein Messer zu haben schien, tat sie alles, um ihm den Weg durch die Gasse so schwer wie möglich zu machen. Sie wand sich, trat um sich und wünschte sich zum ersten Mal in ihrem Leben, hohe Absätze zu tragen. Aber auch ihre flachen Sohlen schienen ihn zu verletzen, wie sie an dem schmerzerfüllten Grunzen erkennen konnte. Gut so! Obwohl sie normalerweise extrem friedliebend war, fühlte sie jetzt eine Wut in sich aufsteigen, die ihr beinahe Angst machte. Sie wollte diesem Kerl wehtun und dafür sorgen, dass er nie wieder den Wunsch verspürte, einer Frau aufzulauern. Sie war so mit ihrem eigenen Kampf beschäftigt, dass sie erst gar nicht merkte, wie still es in der Gasse geworden war. Nur noch ihre eigenen lauten Atemzüge waren zu hören. Ihr Retter hatte den ersten Angreifer anscheinend besiegt, der mit dem Gesicht nach unten auf dem Boden lag. Jetzt kam er mit einer katzengleichen Geschmeidigkeit auf sie zu, das Messer in der Hand. Sein Blick war fest auf ihren Entführer gerichtet, ein Muskel zuckte in seiner Wange.
Caitlin schauderte, als sie in seine lodernden Augen sah, und war froh, dass seine Wut nicht ihr galt. Unerwartet grub sich eine Hand in ihre Haare, während sich ein muskulöser Unterarm über ihre Kehle legte. Keuchend versuchte sie, Luft zu bekommen, doch es gelang ihr nicht. Verzweifelt kratzte sie mit ihren kurzen Fingernägeln über den bloßen Arm, doch der Verbrecher schien das überhaupt nicht zu bemerken. Er war nur damit beschäftigt, sie so schnell wie möglich aus der Gasse zu bekommen, ohne von dem Fremden angegriffen zu werden. Caitlin war klar, dass ihr Retter
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