Ghostwalker - Raven, M: Ghostwalker
ihr das Gebäude stürmt.« Er blickte Caruso hart an. »Übrigens läuft deine Freundin immer noch in der Gegend herum.«
»Wer?« Caruso war offensichtlich verwirrt über die Bemerkung.
»Die Polizistin. Sie sah nicht so aus, als würde sie noch lange durchhalten. Vermutlich müssen wir nur warten, bis sie eingeschlafen ist, damit sie uns nicht in die Quere kommt.«
Keira tat die Frau fast leid. Ohne Dawn Jones hätten sie vermutlich nie herausgefunden, dass Lee Isabel nach San Francisco gebracht hatte. Und jetzt, wo es darum ging, Isabel zu befreien, und damit eigentlich den Job der Polizei zu machen, ließen sie sie durch die Gegend irren, anstatt ihr Bescheid zu geben. Aber das war unmöglich, denn es durfte niemand von ihrer Existenz erfahren. Es stand einfach zu viel auf dem Spiel.
Etwas huschte über Carusos Gesicht und war sofort wieder verschwunden. Schuldgefühl? »Ich möchte nicht, dass sie in die Sache hineingezogen wird. Sie kann nicht verstehen, worum es geht, und würde es auch nicht glauben, wenn wir es ihr sagen.«
Harken legte den Kopf schräg. »Ich kann sie aus dem Verkehr ziehen.«
»Nein!« Röte stieg in Carusos Wangen und er schüttelte den Kopf. »Ich kümmere mich um sie, falls sie sich einmischen sollte. Wenn sie so müde ist, wie du sagst, wird sie vermutlich gar nichts mitbekommen.« Harken wirkte skeptisch, sagte aber nichts mehr dazu.
Keira blickte den Menschen genauer an. Fast hatte sie den Eindruck, als versuchte er, die Polizistin zu beschützen. Weil er sich ihr verpflichtet fühlte oder steckte mehr dahinter? Sie versuchte sich zu erinnern, wie Caruso bei den anderen Gelegenheiten auf sie reagiert hatte, aber irgendwie war sie immer zu sehr mit ihrem eigenen Schuldgefühl oder mit Sawyer beschäftigt gewesen. Fühlte er sich zu Dawn hingezogen? Mit einem Schnauben schob sie den Gedanken von sich. Nur weil ihre eigenen Hormone verrücktspielten, musste es noch lange nicht allen anderen genauso gehen. Und auch wenn sie inzwischen schon einige Stunden in Carusos Gesellschaft verbracht hatte, wurde sie immer noch nicht aus ihm schlau. Nur eine einzige Sache wusste sie genau: Er würde alles tun, um seine Tochter zu befreien. Die Frage war nur, ob das mit einschloss, die Wandler zu verraten, wenn das der einzige Weg war, Isabel zu retten.
Bevor sie den Gedanken weiterführen konnte, legte sich eine Hand auf ihre Schulter. Tief atmete sie ein: Sawyer. Langsam drehte sie sich um, nicht sicher, wie sie sich ihm gegenüber in Gegenwart der anderen verhalten sollte. Sawyer schien das Problem nicht zu haben, er behandelte sie wie immer. Nur dass er vor den anderen keinerlei Hehl daraus machte, dass sie zu ihm gehörte – seiner Meinung nach.
»Wir sollten noch ein wenig schlafen, bevor wir aufbrechen.« Seine Finger strichen sanft über ihre verkrampften Muskeln. »Was hältst du davon, wenn wir uns ein ruhiges Plätzchen dafür suchen?«
Flammende Röte stieg in Keiras Wangen. »Du glaubst doch nicht im Ernst, dass wir jetzt … « Sie stoppte sich gerade noch rechtzeitig, bevor sie etwas ausposaunte, das niemanden sonst etwas anging.
Sawyers Augen funkelten belustigt. »Ich rede von ganz normalem Schlaf, nichts anderem. Aber ich lasse mich natürlich gerne überreden, wenn es das ist, was du willst.«
Keira unterdrückte gerade noch einen wütenden Aufschrei und blickte stattdessen in die Runde. Harken wirkte unbeteiligt wie immer, Caruso irritiert, Finn interessiert und Sawyers Männer offensichtlich belustigt. Zumindest bis auf den einen, etwas älteren Mann, auf dessen Gesicht ein trauriges Lächeln lag.
»Die Show ist vorbei. Ich hoffe, ihr habt euch gut amüsiert.« Damit machte sie auf dem Absatz kehrt und stapfte durch die Bäume davon.
Mit einem innerlichen Seufzer blickte Sawyer ihr nach. Er liebte es, sie zu necken, aber vermutlich hätte er das nicht vor ihrem Bruder und den anderen tun sollen. Allerdings, wie hätte er bei ihrer Vorlage widerstehen sollen?
»Ich sollte ihr folgen.« Finn war neben ihn getreten.
»Nein, das mache ich schon. Es ist meine Schuld, ich hätte sie nicht in Gegenwart anderer aufziehen sollen.«
Finns Augenbrauen hoben sich. »Nur wenn ihr allein seid?«
Grinsend zuckte Sawyer mit den Schultern. »Ich liebe es, die Wildkatze in ihr herauszulocken.«
»Dann wünsche ich dir viel Glück, du wirst es brauchen.« Sein Lächeln verging. »Lass dich von Keiras starker Art nicht täuschen, sie ist sehr verletzlich.«
»Das weiß ich. Ich
Weitere Kostenlose Bücher