Ghostwalker - Raven, M: Ghostwalker
werde gut auf sie aufpassen.«
Finn sah ihn einen Moment prüfend an, dann nickte er.
Sawyer folgte Keiras Duft und setzte sich neben sie, als er sie fand. Sie hatte die Knie angezogen und die Arme darum geschlungen, während sie blicklos auf die Bäume starrte. Mit der Seite stupste er sie an. »Bist du böse auf mich?«
Keira blinzelte, so als würde sie jetzt erst merken, dass er da war. Schließlich stieß sie einen tiefen Seufzer aus. »Nein, ich bin auf mich selbst sauer.«
»Warum?« Sawyer hätte sie am liebsten in seine Arme gezogen, aber er wollte sie nicht zu sehr bedrängen.
Langsam sah sie ihn an. »Weil ich mir etwas aus dir mache.«
Erstaunt zog er die Augenbrauen hoch. »Und das ist so schlimm?« Sein Herz hüpfte vor Freude, während er sich um eine neutrale Miene bemühte.
Keira wandte sich ab, Röte stieg in ihre Wangen. »Ja, weil ich Angst habe, dich wieder zu verlieren.«
Sawyer schaffte es nicht mehr, sich zurückzuhalten, und schlang seine Arme um sie. »Das wirst du nicht.«
Tränen standen in ihren Augen. »Das kannst du nicht wissen!«
Er küsste ihre Wange. »Doch, das kann ich. Ich habe dich gerade erst gefunden, ich werde dich ganz sicher nicht so schnell wieder verlassen.« Eigentlich hatte er nicht vor, sie überhaupt jemals zu verlassen, aber er konnte sich nicht vorstellen, dass sie das im Moment hören wollte.
Aufgebracht deutete Keira mit dem Finger in Richtung der Stadt. »Glaubst du, dieser Lee wird Isabel und Bowen freiwillig herausgeben? Er wird uns sicher nicht alleine gegenübertreten, sondern Männer haben, die die Drecksarbeit für ihn erledigen, so wie auf dem Parkplatz!«
»Und die haben wir ohne Probleme unschädlich gemacht.« Sawyer bemühte sich, Keira zu beruhigen, aber es schien nicht zu wirken.
»Das hier ist etwas völlig anderes!« Sie schüttelte den Kopf. »Aber weißt du, was fast noch schlimmer ist?«
Sawyer ließ seine Hand durch ihre Haare gleiten und zog sie näher an sich. »Was?«
»Dass es mir auch nicht mehr egal ist, ob ich lebe oder sterbe«, flüsterte sie an seinem Hals. »Du hast etwas in mir geweckt und jetzt kann ich es nicht mehr kontrollieren.«
Bei ihren Worten erstarrte Sawyer. Wollte sie damit sagen, dass sie sich bis vor kurzem noch mit Selbstmordgedanken getragen hatte? Er legte seine Hände um ihr Gesicht und zwang sie, ihn anzusehen. Die Tränen in ihren Augen schnitten in sein Herz, aber er musste wissen, was sie damit meinte. »Warum solltest du nicht leben wollen? Du bist Wächterin mit Leib und Seele, du bist stark und wunderschön und du hast deine Familie und Freunde, die dich lieben.«
Sie schüttelte den Kopf. »Ich kann nicht mehr als Wächterin funktionieren, wenn ich bei einem Einsatz Angst habe, dass jemand, der mir nahesteht, stirbt oder mir selbst etwas passiert.«
Sawyer gab einen rauen Laut von sich. »So ein Unsinn! Du willst mir ja wohl nicht erzählen, dass es dir früher nichts ausgemacht hätte, wenn einem deiner Leute etwas geschieht.«
»Natürlich nicht. Aber ich konnte es besser verdrängen.« Eine Träne lief über ihre Wange. »Zum ersten Mal in meinem Leben fürchte ich mich vor etwas – und das gefällt mir gar nicht. Ich weiß nicht, wie ich damit umgehen soll.«
Sanft küsste Sawyer ihren Mund. »Das geht uns allen so, Keira.«
»Ja, aber … «
Er legte seine Finger über ihre Lippen. »Nichts aber. Du musst lernen damit umzugehen, denn ich möchte nicht, dass du abgelenkt bist, wenn wir Isabel und Bowen dort herausholen.« Mit seiner Stirn berührte er ihre und senkte seine Stimme. »Glaubst du, du bist die Einzige, die sich um jemanden sorgt? Der Gedanke, dass dir etwas passieren könnte, reißt mich in Stücke. Und jetzt sind auch noch meine Männer hier, die sich darauf verlassen, dass ich sie wieder nach Hause bringe.« Sawyer schloss seine Augen und versuchte, das Bild aus seinem Kopf zu bekommen, wie sie die Toten ihrer Gruppe nach dem Feuer im Wald begraben hatten. Wäre es nicht um Keira gegangen, hätte er nie darüber nachgedacht, noch einmal eines seiner wenigen verbliebenen Gruppenmitglieder in Gefahr zu bringen.
Keiras Arme schlangen sich fester um ihn. »Wir werden alle dort wieder herauskommen, dafür werde ich sorgen!«
Das klang schon eher wie seine starrköpfige Wächterin und Sawyer lachte erleichtert auf. »Das beruhigt mich.«
Sie löste sich von ihm und stand auf. Ernst sah sie ihn an. »Danke, dass du uns hilfst, obwohl Isabel ein Mensch ist und du so
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