Ghostwalker - Raven, M: Ghostwalker
schlechte Erfahrungen mit ihnen hast.«
Für dich würde ich auch durch die Hölle gehen . Sawyer sagte es nicht laut, weil er wusste, dass Keira diese Worte vermutlich erschrecken würden. Stattdessen schlug er einen leichteren Ton an. »Isabel scheint eine nette junge Frau zu sein, die viel für euch riskiert hat. Sie hat es verdient, dass wir ihr helfen.« Keiras dankbares Lächeln ließ sein Herz schneller klopfen, aber er unterdrückte die Erregung sofort. Sie brauchten jetzt Schlaf, nicht noch mehr Aufregung. Er hielt ihr seine Hand hin. »Komm, lass uns ein wenig schlafen, damit wir nachher fit sind.«
24
Bowen bemühte sich, seine Gefühle nicht nach außen dringen zu lassen, als er auf der Liege saß und an die Wand starrte. Mit Absicht hatte er der Kamera an der Tür den Rücken zugedreht, aber da er nicht wusste, ob es in der Zelle weitere Kameras gab, ging er lieber kein Risiko ein. Die Verbindung mit Isabel war so intensiv gewesen, dass er innerlich immer noch zitterte. Er schloss seine Augen und sah sie sofort wieder vor sich. Gott, was hätte er darum gegeben, wenn es real gewesen wäre und er sie wirklich hätte berühren und küssen können. Vor allem wollte er sie auch riechen und schmecken und die Laute hören, die sie von sich gab, wenn er sie berührte. Obwohl die Stille in ihrem Gedankenspiel gleichzeitig die Spannung erhöht und sie gezwungen hatte, ihre Gefühle durch ihre Körper und ihre Mimik auszudrücken.
Wie viel Zeit war inzwischen vergangen? Da es im Raum weder eine Uhr noch ein Fenster gab, war er sich nicht sicher. Wahrscheinlich war es erst mittags und es würde noch etliche Stunden dauern, bis die anderen sie befreiten. Sein schlechtes Gewissen meldete sich erneut. Er hatte sowohl Harken als auch Keira und Finn versprochen, keinen Alleingang zu machen und doch hatte er es getan, weil er die Ungewissheit und Isabels Schmerzen nicht mehr aushalten konnte. Sie würden ihn nun zu Recht als unzuverlässig ansehen, aber er hatte nicht anders handeln können. Allerdings hätte er wissen müssen, dass dieser Lee ihn gegen Isabel einsetzen konnte, sowie er die Verbindung zwischen ihnen bemerkte. Und das war schneller geschehen, als Bowen erwartet hatte. Im Grunde war es aber nicht verwunderlich, schließlich war es ihm nicht gelungen, sich zu beherrschen, als er Isabel eingesperrt vorgefunden hatte.
Immerhin schien Isabel ihr geistiges Zusammensein tatsächlich zu beruhigen. Die Furcht und die Schmerzen hatten sich auf ein erträgliches Maß vermindert, und sie war offenbar entschlossen, der Gefangenschaft zu entkommen. Was gut war, nur hoffte er, dass sie nicht irgendetwas Dummes anstellen würde, bevor die Rettung kam. Wie als Antwort auf seine Gedanken strich Isabel beruhigend durch seinen Kopf. Bowen entspannte sich etwas und antwortete mit den Gefühlen, die ihre Anwesenheit in ihm auslöste. Ohne sie würde er es nicht aushalten, wieder eingesperrt zu sein. Immer wieder kamen die Erinnerungen an die Zeit in Henry Stammheimers Keller und die Hilflosigkeit hoch, die er auch jetzt wieder empfand, und er hatte Mühe, sie so schnell zu unterdrücken, dass Isabel nichts davon bemerkte.
Er atmete tief durch und ließ seine Sinne wandern. Bereits als Lee ihn durch den Gang geführt hatte, war ihm der Geruch aufgefallen – sogar noch bevor er die beiden Wandler in den Zellen gesehen hatte. Überlagert von dem, was er auch in Stammheimers Labor gerochen hatte, war es eindeutig der Duft von Wandlern. Den der Berglöwen erkannte er, aber es gab auch noch andere Gerüche, die er nicht zuordnen konnte. Wie viele Wandler mochte Lee gefangen halten? Offenbar hatte er es also schon länger auf seine Spezies abgesehen. Bowen biss die Zähne zusammen, doch er kam nicht gegen den Hass an, der unwillkürlich in ihm aufstieg. Egal wie viele es auch waren, sie würden jeden einzelnen von ihnen befreien. Und Lee würde seiner gerechten Strafe nicht entgehen.
Es war nicht schwierig, Dawn Jones zu finden. Caruso folgte einfach Harkens Beschreibung und beobachtete die Polizistin aus einem Versteck heraus. Ihren Wagen hatte sie so geparkt, dass sie den Zugang zum Gebäude gut überblicken konnte. Woher wusste sie, in welchem Haus sich Isabel befand? Verärgert schüttelte Caruso den Kopf. Das war völlig nebensächlich. Tatsache war, dass Dawn den richtigen Riecher hatte und sie es bestimmt bemerken würde, wenn sie sich nachts in das Gebäude schlichen. Im Moment allerdings war ihr Kopf gegen das
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