Ghostwalker - Raven, M: Ghostwalker
Hand darauf und schwieg einen Moment. Es gab nichts, was die letzten achtzehn Jahre rückgängig machen würde. Sie konnten nur neu beginnen. »Fährst du nach San Francisco zurück, wenn du mich abgesetzt hast?«
Überrascht sah Caruso sie an. »Warum?«
»Weil ich das Gefühl hatte, dass du die Polizistin im Auge behalten willst.« Isabel musste grinsen, als sich seine Ohren rot färbten. »Hah, ich wusste es!«
Caruso sandte ihr einen finsteren Blick aus den Augenwinkeln zu. »Sie hat sehr viel für uns riskiert, ich finde es nur richtig, sie jetzt nicht alleinezulassen.«
»Ja, natürlich, das sehe ich auch so.« Isabel lächelte ihn betont harmlos an.
Kopfschüttelnd wechselte ihr Vater das Thema. »Wir sind gleich da.«
Schlagartig verging Isabel jede Lust, ihn zu necken, und ihre eigenen Sorgen rückten wieder in den Vordergrund. Unsicher grub sie ihre Zähne in ihre Unterlippe, während der Wagen langsamer wurde. Mit den Augen suchte sie den Waldrand ab, konnte aber niemanden sehen. Was, wenn Keira nicht kam?
»Sie ist bestimmt da, keine Sorge.« Caruso hatte sicher ihre Gefühle gespürt.
Auch wenn sie ihm dankbar für seine Zuversicht war, blieben ihre Zweifel bestehen. »Vielleicht hat sie sich überlegt, dass es ein zu großes Risiko ist, mich mit zur Gruppe zu nehmen.«
»Unsinn. Die Berglöwenwandler wissen, dass sie dir in jeder Situation vertrauen können. Sie wären dumm, dich nicht in ihre Gruppe aufzunehmen.«
Dankbar lächelte sie ihn an, bevor sie entschlossen ihre Tür aufschob. Ein Windstoß hob ihre Haare und sie atmete tief durch. Es roch nach Wald und Sommer. Himmlisch. Beinahe sofort konnte sie Keira in ihrem Kopf fühlen. Der Schmerz deutete an, dass die Berglöwenfrau noch keine Lösung für ihr Problem mit Sawyer gefunden hatte. Aber zumindest strahlte sie nicht mehr diese abgrundtiefe Traurigkeit aus wie noch in Nevada. Isabel drehte sich zu ihrem Vater um, der inzwischen auch ausgestiegen war. Offensichtlich hatte er auch Keiras Anwesenheit wahrgenommen, wenn sie seine Grimasse als Indiz nahm. Doch auch von ihm selbst gingen Gefühle aus. Eine Mischung aus Unbehagen, Traurigkeit und Stolz wirbelte in ihrem Kopf durcheinander. Seltsam bedrückt sah sie ihm entgegen, als er um den Wagen herum kam und vor ihr stehen blieb.
»Ich wünsche dir viel Glück. Und wenn Bowen zögert, mach ihm klar, wie dumm er wäre, jemanden wie dich zu verlieren.«
Isabel lachte auf, während ihr gleichzeitig Tränen in die Augen schossen. »Das werde ich.«
»Und wenn nicht sie, dann kümmere ich mich darum.« Keiras Stimme erklang hinter ihr. Nackt trat sie zwischen den Bäumen hervor und blieb ein Stück entfernt stehen.
Caruso neigte den Kopf in ihre Richtung. »Ich verlasse mich darauf.« Zögernd wandte er sich wieder Isabel zu. »Darf ich … ?«
Neugierig blickte sie ihn an. »Was?«
Er räusperte sich. »Kann ich dich umarmen?«
Ohne eine Antwort zu geben, trat sie einen Schritt vor und schlang ihre Arme um seine Taille. Für einen langen Moment drückte ihr Vater sie an sich, dann löste er sich langsam von ihr. »Pass auf dich auf.«
»Das werde ich.« Sie stellte sich auf die Zehenspitzen und gab ihm einen Kuss auf die Wange. »Und du auch auf dich. Ich werde mich bei dir melden.«
»Ich werde darauf warten.« Rasch wandte Caruso sich um und stieg wieder in den Wagen.
Isabel trat neben Keira und blickte ihm hinterher, als er wendete und zurück in die Richtung fuhr, aus der sie gekommen waren. Schließlich wandte sie sich zu der Wandlerin um. »Danke, dass du gekommen bist.«
Keira zuckte mit den Schultern. »Kein Problem.«
Isabel biss sich auf die Zunge, um sie nicht zu fragen, ob Bowen irgendetwas über sie gesagt hatte. Stattdessen konzentrierte sie sich auf etwas anderes. »Wie geht es den ehemaligen Gefangenen?«
»Sie erholen sich langsam. Der Leopardenmann wird mit jedem Tag unruhiger, es ist klar, dass er nach Hause zurückwill. Der Löwenmann dagegen ist immer noch apathisch, es wird laut unserer Heilerin wohl noch dauern, bis er wieder auf die Beine kommt.« Sie machte eine Pause und blickte in die Ferne. »Die beiden Berglöwenwandler sind abgemagert und erschöpft, aber Sawyers Bruder hat sich immerhin schon verwandelt.«
Isabels Herz zog sich vor Mitleid zusammen. »Sie müssen Furchtbares erlebt haben.«
Keira nickte nur knapp. »Wir sollten uns beeilen, ich will das Lager nicht so lange verlassen, solange Lee noch auf freiem Fuß ist.«
»Natürlich.«
Weitere Kostenlose Bücher