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Gib dich hin (German Edition)

Gib dich hin (German Edition)

Titel: Gib dich hin (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kerstin Dirks
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    »Du?« Das schien sie zu überraschen.  
    Er nickte ernst.  
    »Nein, das brauchst du nicht. Das ist eine … menschliche Angelegenheit.«  
    »Völlig egal. Ich sehe, wie aufgelöst du bist. Ich kann dich jetzt nicht fahren lassen.« Er nahm ihr den Autoschlüssel aus der Hand.  
    Cynthia wollte protestieren, aber ein Blick von ihm genügte, und sie schwieg. Offenbar sah sie ein, dass er recht hatte. Mandrake zog sich an, und beide eilten in die Nacht hinaus, stiegen in ihr Auto.  
    »Ich wusste gar nicht, dass Dämonen Auto fahren können«, sagte Cynthia, nahm auf dem Beifahrersitz Platz und schnallte sich an.  
    »Wir können weit mehr, als du denkst.«  
    Cynthia wirkte blass und ängstlich. Wenn er sie so sah, wollte er sie am liebsten in den Arm nehmen, sie trösten. Aber das war jetzt nicht die rechte Zeit. Sie mussten sich beeilen. Während er durch die nächtlichen Straßen raste, glitt sein Blick immer wieder zu ihr. In seiner Brust wurde es warm, ja sogar richtig heiß. Und das nur deshalb, weil sie neben ihm saß. Er wünschte inständig, er hätte in diesem Moment mehr für sie tun können.  
    »Welches Krankenhaus?«, fragte er.  
    »Urban.«  
    Schon trat er aufs Gas. Seine Reflexe waren viel schneller, viel ausgeprägter als die der menschlichen Fahrer, und so gelang es ihm, jede Lücke auszunutzen und geschickt an anderen Autos vorbeizupreschen, ohne den Verkehr zu behindern.  
    »Du hast vielleicht einen Fahrstil«, meinte Cynthia, als sie auf dem Krankenhausparkplatz anhielten. Ihr zitterten die Beine. Er half ihr beim Aussteigen und führte sie zur Unfallstation, wo ein junger Mann sie bereits erwartete. Er musterte Mandrake misstrauisch von oben bis unten.  
    »Das ist … ein Freund von mir«, sagte Cynthia.  
    »Verstehe. Ich bin Gregor Becker.« Sie schüttelten sich die Hand. Mandrake versuchte, möglichst wenig Kraft in seinen Handschlag zu legen. Schließlich sollte der Mensch keinen Verdacht schöpfen, ihn für seinesgleichen halten, und das ging nur, wenn er sich entsprechend tarnte und seine übernatürlichen Kräfte zurücknahm.  
    »Was ist passiert?«  
    Cynthia und Gregor gingen voran. Mandrake folgte ihnen.  
    »Ich wollte sie bei Marita abholen. Wir hatten uns heute Morgen gestritten. Ich vermute, sie hat dir gesagt, worum es ging.« Cynthia nickte, und der junge Mann senkte beschämt den Kopf, doch er fasste sich recht schnell wieder. »Ich wollte mich eigentlich mit ihr versöhnen, sie zum Essen einladen. Aber es artete wieder aus. Ein Wort gab das andere, und wir stritten uns noch heftiger. Auf der Treppe verlor sie das Gleichgewicht und …«  
    Cynthia blieb abrupt stehen, was eine kleine Kettenreaktion auslöste, denn Mandrake, der gerade in eines der Krankenzimmer gelugt hatte, prallte ungewollt gegen ihren Rücken, was wiederum Cynthia ein Stück nach vorn trieb. »Entschuldige«, sagte er, aber Cynthia schien ihn gar nicht zu hören. Sie fixierte den anderen Mann, und ihr Gesicht schien nun noch viel blasser.  
    »Sag mir nicht, dass du sie gestoßen hast.«  
    »Nein!« Gregor hob abwehrend beide Hände. »Das habe ich nicht! So etwas hätte ich nie getan!«  
    Mandrake musterte den Mann misstrauisch, beobachtete seine Mimik und Gestik, erspürte, dass er Angst hatte, sich aber auch sorgte, weil er seine Freundin liebte, sie nicht verlieren wollte. Seine Aura war grau, wie die der meisten Menschen. Eine normale Farbe, die von keiner Schuld zeugte.  
    »Du kannst ihm glauben«, sagte er schlicht und erntete irritierte Blicke aus beiden Richtungen.  
    »He, da ist ein Arzt«, rief Gregor und hielt den Mann am Kittel fest, der nun bereitwillig Rede und Antwort stand.  
    Cynthia verstand nicht viel vom Medizinerkauderwelsch, doch offensichtlich hatte Anna eine mittelschwere Gehirnerschütterung davongetragen. Für die Schwangerschaft bestand keine Gefahr, doch zur Sicherheit sollte ihre Freundin trotzdem zur Beobachtung im Krankenhaus bleiben. Sie stünde zudem unter Schock. Cynthia spürte, dass das nicht alles war, warum es Anna schlecht ging, auch wenn die Ärzte nichts hatten feststellen können.  
    »Dürfen wir zu ihr?«, fragte Gregor, und der junge Arzt nickte, führte sie den Gang hinunter zu Annas Zimmer. Schon lag Gregors Hand auf der Klinke, aber Cynthia stellte sich ihm in den Weg.  
    »Macht es dir etwas aus, wenn ich kurz allein mit ihr spreche?« Sie wusste nicht, woher das Gefühl kam, doch sie glaubte, dass es besser war, wenn

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