Gib dich hin (German Edition)
Cynthia ruhig.
»Ich bleibe trotzdem hier«, beharrte der junge Mann und ließ sich nicht davon abbringen.
Mandrake verstand die Menschen oft nicht. Sie neigten dazu, alles zu dramatisieren, bewerteten alles über und schienen geradezu masochistische Tendenzen an den Tag zu legen, wenn es darum ging, sich selbst die Schuld für einen unabänderlichen Zustand zu geben. Jedenfalls hatte dieser Gregor ihm die ganze Zeit die Ohren vollgejammert, es sei
seine Schuld, dass alles so gekommen war.
»Drinnen ist ein leeres Bett«, gab Cynthia ihm den Tipp.
»Wunderbar. Dann lege ich mich rein.«
»Rufst du mich an, sobald es was Neues gibt?«
»Natürlich, das mache ich. Danke, dass du sofort hergekommen bist. Ich wusste einfach nicht, was ich tun sollte.«
»Du hast das Richtige getan.«
Sie drückte Gregor zum Abschied und hoffte wirklich von ganzem Herzen, dass die beiden wieder zusammenfanden. Auch wegen des Babys, das Mutter und Vater brauchte.
»Ich bin so froh, dass es Anna besser geht«, sagte Cynthia und lehnte sich plötzlich an Mandrake, während sie über den Gang liefen. Er wusste erst nicht, wohin mit seiner Hand, aber dann legte er sie behutsam auf ihre Schulter und zog sie eng an sich.
»Das freut mich zu hören.«
Als sie durch das große Eingangsportal auf den Parkplatz gelangten, blieb Cynthia unschlüssig vor ihrem Auto stehen.
»Soll ich fahren?«, bot er an, denn er sah, dass sie noch immer sehr mitgenommen war.
Sie nickte. »Das wäre echt nett.«
Er setzte sich hinters Steuer und wartete, bis sie eingestiegen war und sich angeschnallt hatte. Dann fuhr er los. Dieses Mal gab es keinen Grund zur Eile, und so fuhr er im angenehmen Tempo zurück. Vor ihrem Haus in der Koppenstraße setzte er den Wagen in eine Parklücke.
Cynthia schnallte sich ab, blieb aber noch sitzen. Er spürte, dass sie ihn anstarrte, und als er zu ihr sah, wirkten ihre Augen groß und glänzend.
»Danke … für alles … ich …«
»Kein Problem.«
Sie atmete tief durch. »Wieso hast du mir geholfen? Du … hättest das doch gar nicht tun müssen …«
Ja, diese Frage hatte er sich auch gestellt. Er war naturgemäß kein Samariter. Irgendwie wäre sie schon heil zum Krankenhaus gekommen.
Er zuckte mit den Schultern. Über die Jahrtausende hinweg hatte er viel Wissen angereichert, Menschen mochten sogar von Weisheit sprechen, aber diese einfache Frage konnte er nicht beantworten, und das verwirrte ihn.
»Ich weiß es nicht«, gab er zu.
Cynthia aber lächelte, als hätte sie die Antwort just in diesem Augenblick gefunden. Sie legte ihre Hand auf seine. Sie fühlte sich schön an. Warm, weich. Ihre Nähe jetzt zu spüren war genau das Richtige.
»Komm doch noch mit nach oben«, sagte sie plötzlich, und ihr Vorschlag überraschte und erfreute ihn gleichermaßen. »Nur wenn du möchtest«, fügte sie hinzu.
»Ich möchte es«, erwiderte er zärtlich.
Vielleicht war es keine gute Idee gewesen, ausgerechnet ihn das zu fragen, dachte Cynthia. Doch sie wollte jetzt nicht allein sein. Wenige Augenblicke später schloss sie die Tür zu ihrer Wohnung auf. Er folgte ihr bis ins Schlafzimmer, dort war, zu ihrem Erstaunen, die Liebesschaukel verschwunden. Alles sah aus wie immer, als hätte es diese Spinnennetzschaukel nie gegeben. Wie hatte er das nur gemacht?
»Meine Füße bringen mich um«, sagte sie und setzte sich aufs Bett. Den ganzen Tag hatte sie auf ihren Highheels verbracht. Sie streifte ihre Kleidung ab, unter der ihr Nylonanzug zum Vorschein kam. Im Krankenhaus war aufgrund der Hektik niemandem aufgefallen, dass ihre Hände von Nylon umhüllt waren, sie selbst hatte es auch kaum gemerkt. Aber nun spannte sich der feine Stoff wieder eng und deutlich spürbar um ihren Körper. Aber dieses Mal fühlte sie sich davon nicht erotisiert, eher eingezwängt. Das Nylon war durchgeschwitzt. Wahrscheinlich roch es jetzt auch etwas streng.
»Komm, ich helfe dir«, bot Mandrake an, und seine Stimme klang sanft und liebevoll. Vorsichtig halft er ihr dabei, aus den Ärmeln zu schlüpfen, und rollte den Stoff behutsam nach unten, bis sie aus den Beinen steigen konnte. Nun war sie nackt, während er noch völlig bekleidet war.
Sein Blick glitt über ihren Körper. Es verursachte wieder dieses aufregende Prickeln, doch war es dieses Mal ein biss chen schwächer als sonst, weil sie sehr müde war.
Sie ließ sich aufs Bett fallen,
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