Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Gib dich hin (German Edition)

Gib dich hin (German Edition)

Titel: Gib dich hin (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kerstin Dirks
Vom Netzwerk:
sie zuerst nach Anna sah.  
    Nervös trat Gregor von einem Fuß auf den anderen.  
    »Nur kurz«, versprach sie, und er gab schließlich, wenn auch widerwillig, nach. Offensichtlich drängte es ihn genauso sehr wie sie, Anna zu sehen. Und das berührte Cynthia, denn es zeigte, wie sehr Gregor Anna immer noch liebte.  
    Cynthia warf Mandrake einen kurzen Blick zu, der ihr zunickte und sich Gregor zur Seite nahm, um ihn zu beruhigen. Sie hoffte inständig, dass es dem Dämon gelang. Auch wenn dieser vielleicht nicht die bestgeeignete Person für solch eine Aufgabe war.  
    Leise trat sie ein. Im Zimmer war es dunkel, lediglich der Mond schien herein. Zwei Betten standen im Raum. Das eine war leer, in dem anderen lag Anna. Sie schlief. Cynthia merkte es an ihrem Atem. Also bemühte sie sich, möglichst leise zu sein, die Freundin nicht zu wecken, denn für das, was sie vorhatte, musste Anna nicht wach sein. Sie schlich zu ihrem Bett und griff nach ihrer Hand, so wie sie es früher bei ihren Eltern oder Nick getan hatte, wenn einer von ihnen krank gewesen war. Sie hatten immer behauptet, Cynthia besäße heilende Hände. Eigentlich war das ja Unsinn, doch ein wenig glaubte sie doch daran und vielleicht half es Anna sogar?  
    Anna stöhnte, und Cynthia bemühte sich, noch leiser und sanfter vorzugehen. Sie hielt Annas rechte Hand zwischen ihren Händen, die noch immer in den Nylonhandschuhen steckten, weil sie nicht die Zeit gefunden hatte, sich umzuziehen, und konzentrierte sich auf ihre Freundin. Die sah im Mondlicht sehr blass aus. Ihr Kopf war verbunden, denn sie hatte auch noch eine Platzwunde davongetragen, die der junge Arzt gar nicht erwähnt hatte.  
    »Alles wird gut, Anna«, versprach sie. Und damit meinte sie nicht nur ihren gesundheitlichen Zustand. Sie hatte die Sorge und die Liebe in Gregors Augen gesehen. Er würde sie gewiss nicht noch mal so verletzen.  
    Anna war ihre beste Freundin, sie hatte ihr immer zur Seite gestanden, ihr immer geholfen, und Cynthia war froh, ihr nun ein klein wenig zurückgeben zu können. Hitze entstand zwischen ihren Händen. Wohltuende Wärme, die von Cynthias Körper in Annas floss. Deren Augenlider zuckten leicht, als würde sie träumen. Vielleicht spürte sie aber auch, dass Cynthia hier war und ihr Wärme spendete. Ihre Finger, die zuvor eiskalt gewesen waren, fühlten sich jetzt schon deutlich wärmer an.  
    Cynthia wünschte sich so sehr, dass alles gut würde, und stellte sich Annas Bauch vor, wie er wuchs, wie das kleine Herz in ihrem Inneren schlug, wie es mit jedem Tag kräftiger wurde. Der Gedanke erfüllte sie mit Glück. Sie sah Annas strahlendes Lächeln vor sich. Es war sanft und liebevoll. Sie streichelte ihren Bauch. So würde es kommen, so und nicht anders. Das hoffte Cynthia von Herzen, und als sie die Augen wieder öffnete, staunte sie, dass Annas Wangen etwas Farbe bekommen hatten und ihr Atem ruhiger und gleichmäßiger wurde. Funktionierte es doch? Cynthia konzentrierte sich stärker, und es entstand noch mehr Hitze unter ihren Fingern, so dass sie sogar zu schwitzen anfing. Alles wird gut, sagte sie sich in Gedanken immer wieder selbst. So lange, bis sie daran glaubte.  
    Plötzlich öffnete Anna die Augen und schaute sie direkt an. »Cynthia?«, flüsterte sie geschwächt.  
    »Ja. Keine Sorge, alles ist in Ordnung.«  
    Anna ließ sich sacht auf ihr Kissen zurückfallen und entspannte sich. »Wo bin ich?«  
    »Im Krankenhaus. Du hattest einen kleinen Unfall.«  
    Sie fuhr sich mit der Hand über die Stirn. »Ja, richtig. Ich erinnere mich. Gregor … er hat noch versucht, mich festzuhalten. Und dann hat er mich ins Krankenhaus gebracht.«  
    Ihre Augen fielen wieder zu. Cynthia war sich nicht sicher, ob sie wieder eingeschlafen war, aber da erklang ihre geschwächte Stimme erneut. »Wo ist Gregor jetzt?«  
    »Er wartet draußen.«  
    Ein Lächeln umspielte Annas Lippen. Dann sank ihr Kopf zur Seite, und sie schlief tief und fest. Cynthia blieb noch eine ganze Weile bei ihr, sie hätte sogar gern noch länger an ihrer Seite gesessen, aber das wäre dem armen Gregor gegenüber nicht fair, der es vor Sorge vermutlich kaum aushielt. Dem Baby ging es gut. Das wusste sie. Leise stand sie auf und schlich zur Tür, drückte die Klinke herunter und huschte wie ein Schatten hinaus.  
    Sofort stand Gregor vor ihr. Er wollte jetzt auch ins Zimmer. Aber Mandrake zog ihn ein Stück zurück.  
    »Alles ist in Ordnung. Sie schläft«, erklärte

Weitere Kostenlose Bücher