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Gib's mir, Schatz!: (K)ein Fessel-Roman (German Edition)

Gib's mir, Schatz!: (K)ein Fessel-Roman (German Edition)

Titel: Gib's mir, Schatz!: (K)ein Fessel-Roman (German Edition)
Autoren: Ellen Berg
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abgemeldet war.
    Enttäuscht und wütend stellte sie Lars einen Teller Cornflakes mit Milch hin. Dann fiel ihr Blick auf Joachims Laptop. Er war noch im Standby-Modus. Sonst stellte Joachim den Laptop immer aus. Anne kannte das Passwort nicht – angeblich sollte sie nicht in Versuchung kommen, oberwichtige und obergeheime Details aus der Kanzlei in Erfahrung zu bringen.
    »Wir haben noch ein bisschen Zeit, mein Liebling«, sagte sie. »Wenn du aufgegessen hast, darfst du vor dem Kindergarten ausnahmsweise Nintendo spielen.«
    »Wirklich?« Lars war begeistert. Sonst durfte er höchstens mal eine Stunde am Nachmittag elektronische grüne Männchen vernichten. Und bei Annes Schwiegermutter, weil er dort nicht spielen und nichts anfassen durfte. Blitzschnell löffelte er seine Cornflakes und verschwand im Kinderzimmer.
    Sofort machte sich Anne an dem Laptop zu schaffen. Sie wusste, dass sie etwas Verbotenes tat. Aber sie wollte einfach wissen, was Joachim die ganze Nacht getrieben hatte. Am Ende beantragte er schon einen Bankkredit, bevor sie sich über die Hausplanung einig waren. Sie mochte es nun mal nicht, vor vollendete Tatsachen gestellt zu werden.
    Der Laptop gab ein zartes »Ping« von sich, als sie die Entertaste drückte. Es klang erstaunt, fast vorwurfsvoll, dieses »Ping«. Als wollte der Laptop sagen: Hey, lass gefälligst die Finger von mir! Nur Joachim darf mich berühren! Mit angehaltenemAtem horchte Anne, ob Lars das »Ping« gehört hatte. Dann wäre er angelaufen gekommen, in der Hoffnung, dass man ihm gegen alle Regeln ein Computerspiel genehmigte. Doch aus dem Kinderzimmer erklang nur das Gedudel und Gepiepse der dahingemeuchelten grünen Männchen.
    Also los. Es war für Anne ein Leichtes, die Liste zu finden, auf der die letzten Internetaktivitäten angezeigt wurden. In ihrem Job waren exzellente Computerkenntnisse Voraussetzung.
    Doktor Arenson legte Wert darauf, dass die Patientenbögen digital verwaltet wurden. »Wir sind eine moderne papierfreie Praxis!«, sagte er immer und schickte Anne regelmäßig zu Schulungen. Zwei Mausklicks später hatte sie, wonach sie suchte.
    Die letzten Einträge, die von halb zwei bis viertel nach drei in der Nacht, ließen Anne das Blut in den Adern gefrieren. Ihre Hände waren eiskalt und schweißnass. Sie schluckte. Dann kochte sie sich erst mal einen Espresso. Einen doppelten. Sie musste sich sozusagen Mut antrinken. In einem Zug stürzte sie das heiße, bittere Gebräu herunter, bevor sie sich wieder vor den Laptop setzte.
    Mit zitternden Fingern klickte sie den letzten Eintrag an. Schon der Name der Internetadresse ließ keinen Zweifel daran, was sie erwartete. Youporn , das klang nicht gerade nach einer Immobilienfirma oder einer Bank.
    Eine Viertelstunde später klappte Anne den Laptop zu. Sie hatte genug gesehen. Nein, viel zu viel. Ihr schwirrte der Kopf vor lauter nackten, keuchenden Körpern, die sich wie Roboter miteinander, ineinander, umeinander bewegten. Dazu benutzten diese Leute ein furchterregendes Equipment von Accessoires,die Anne noch nie gesehen hatte. Geschweige denn, dass sie die Bezeichnungen dafür kannte.
    So war das also. Während sie ahnungslos im Bett lag, tauchte Joachim in eine Welt der tabulosen Sexorgien ab. Anne hatte nicht übel Lust, die Neuigkeit brühwarm ihrer Schwiegermutter beizubiegen. Wär doch mal eine gelungene Überraschung: »Übrigens, Mutti, was ich noch sagen wollte: dein untadeliger, wunderbarer Göttersohn ist pornosüchtig!«
    Aber das war nicht die wichtigste Baustelle. Vielmehr stellte sich die Frage: Was fing sie nun mit ihrem Wissen an? Sollte sie nobel darüber hinweggehen? Joachim darauf ansprechen? Ihm eine Szene machen? Ihn zu einem Therapeuten schleppen?
    Sie sah auf die Uhr. Viertel nach acht schon. Sie packte Lars ein Butterbrot und einen Apfel in seine Kindergartentasche. Dann zog sie ihm eine warme Jacke an, warf ihren Trenchcoat über, und los ging’s.
    Sie waren spät dran. Hand in Hand rannten sie einen Häuserblock weiter zu dem Parkplatz, wo Anne ihren uralten Mini abgestellt hatte. Lars war ziemlich zappelig, als Anne ihn im Kindersitz festschnallte. Sofort hatte sie ein schlechtes Gewissen. Rabenmutter! Lässt deinen Sohn am frühen Morgen auf die Elektronik los! Wenn das so weitergeht, wird er noch zum Hypermotoriker!
    Mit quietschenden Reifen bog Anne aus der Parklücke und reihte sich in den dichten morgendlichen Verkehr ein. Mein Mann schaut Pornos. Wie sich das schon anhörte. Anne
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