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Gib's mir, Schatz!: (K)ein Fessel-Roman (German Edition)

Gib's mir, Schatz!: (K)ein Fessel-Roman (German Edition)

Titel: Gib's mir, Schatz!: (K)ein Fessel-Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ellen Berg
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ein ehrenwerter Beruf, aber entspricht nicht deinen Neigungen. Früher hast du Yoga gemacht, gemalt, sogar kleine Gedichte geschrieben. Davon ist nichts übrig geblieben, soweit ich sehe. Lass dich nicht vereinnahmen. Lass deine Seele fliegen und dein Herz atmen. Sonst gehst du dir selbst verloren.«
    Sie hatte Recht. Anne hätte es vielleicht etwas anders formuliert, mit weniger Esoterikgedöns, doch das mit dem Eigenleben stimmte. Alles, was sie tat, hatte entweder mit Joachim, Lars oder ihrem Job zu tun.
    »Ich habe mich in einem Fitness-Studio angemeldet«, erzählte sie.
    Annes Mutter hob die Augenbrauen. Sie selbst lehnte solche modischen Körperertüchtigungen ab. Stattdessen schwor sie auf tägliche Yogaübungen, Naturkosmetik und vegetarische Biokost. Mit Erfolg. Ihr zartes Gesicht war vollkommen glatt, ihr schlanker Körper hatte die Anmut eines jungen Mädchens.
    Sanft und etwas besorgt richteten sich ihre Augen auf Anne. »Man sollte seinen Körper nicht kasteien, man sollte gut zu ihm sein. Dehne ihn nach dem Aufwachen mit dem Morgengruß. Lass dich achtsam massieren. Versuch es mal mit Tantra-Sex. Und iss Dinge, die deinen Bauch glücklich machen.«
    »Tu ich ja gerade!«
    Die Kekse waren köstlich. Anne hatte schon fast alle verputzt.Ein ungekanntes Wohlbehagen durchflutete sie, ein Gefühl luftiger Leichtigkeit.
    »Du musst mir unbedingt das Rezept verraten. Die Dinger machen wirklich glücklich.«
    Ihre Mutter lachte spitzbübisch. »Ich fürchte, dein oberkorrekter Gatte wird wenig begeistert sein, wenn seine Frau Haschkekse backt.«
    »Waaaas?«
    Oma Brownie deutete mit dem Daumen zum Küchenfenster. »Eigenanbau. Garantiert ohne Pestizide oder andere Schadstoffe.«
    Jetzt erst fielen Anne die vielen Pflanzen auf der Fensterbank auf. Unmengen schlanker, fächerartig gespreizter Blätter sprossen aus angeschlagenen Steinguttöpfen. Cannabis. Schon der bloße Anbau war streng verboten.
    »Schuschu!«, rief Anne. »Bist du wahnsinnig?«
    Sie konnte nur hoffen, dass Joachim sich weiterhin weigerte, seine Schwiegermutter zu besuchen. Ein einziges Mal war er hier gewesen. Anschließend hatte er geschworen, nie wieder seinen Fuß in dieses »verrottete Hippie-Chaos« zu setzen, wie er es charmanterweise nannte.
    »Nun sei mal nicht so spießig«, beschwerte sich Oma Brownie. »Ist dir doch bestens bekommen. Und falls du einen Tipp willst: Man hat galaktischen Sex, wenn man vorher ein paar Haschkekse isst. Das fühlt sich an, als ob man mit dem ganzen Universum Liebe macht.«
    Verkehrte Welt, dachte Anne. Andere Eltern stellen ihre Kinder zur Rede, weil sie kiffen, hier läuft es genau umgekehrt.
    »Deine kleine Privatplantage reicht locker für eine Anzeige! Und das Risiko gehst du ein?«
    Ihre Mutter zuckte gleichmütig mit den Schultern. »No risk, no fun. Ich zieh halt mein eigenes Ding durch, und das solltest du auch tun. Mit einem Entspaßer wie Joachim kommst du nicht weit.«
    »Bitte hack nicht auf Joachim rum!« Anne fiel die Staffelei ein, die unbenutzt in der Abstellkammer stand. »Übrigens: Ich habe wieder angefangen zu malen!«
    Es war der Tag der Notlügen. Aber Anne hatte in der Tat plötzlich Lust zu malen. Fragte sich nur, wo. Ihre Wohnung, die sie zusammen mit Joachim eingerichtet hatte, war mit empfindlichem, gewachstem Parkett ausgelegt. Und einen Platz für sich selbst hatte sie sowieso nicht. Nicht mal eine winzige Ecke.
    »Oma, ich habe Hunger!«
    Wie ein Torpedo stürmte Lars in die Küche. Nach dem Zustand seiner Kleidung zu urteilen, hatte er sich weniger an der Werkbank als im Garten vergnügt. An seinem Hosenboden klebte Erde, das himmelblaue T-Shirt hatte grünliche Flecken.
    »Hab den Engel saubergemacht! Jetzt ist er wieder schön.«
    »Du bist ein toller Junge!« Oma Brownie drückte ihn an sich. »Was willst du essen? Reispfanne? Zucchini-Auflauf? Auberginenmousse?«
    »Geht auch alles?«, fragte er.
    »Wenn man die Wahl zwischen verschiedenen Möglichkeiten hat, sollte man immer alles nehmen«, gab seine Großmutter ihre Lebensweisheit zum Besten. »Das gilt übrigens auch für Männer«, fügte sie leise hinzu.
    Anne überhörte die letzte Bemerkung. »Wir müssen nach Hause. Papa kommt bald.«
    Sie stand auf. Uups! Was war denn das? Wo sonst der Boden war, spürte sie nur Zuckerwatte. Diese Haschkekse waren alles andere als harmlos.
    »Liebes, ihr bleibt zum Essen«, ordnete ihre Mutter an. »Es dauert etwa zwei Stunden, bevor du dich wieder hinters Steuer setzen

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