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Gib's mir

Gib's mir

Titel: Gib's mir Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kristina Lloyd
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ziemlich aus der Übung. Das habe ich mir schon vor Jahren abgewöhnt.»
    «Cool», sagte Luke strahlend. «So, du denkst also, wir sollten uns mal wieder treffen?»
    «Weiß nicht. Vielleicht könnten wir irgendwie so was wie eine sexuelle Vereinbarung treffen.»
    Luke grinste mich breit an. «Cool. Ja, das wäre cool.»

    Meine Lilien entwickelten schöne, große, trompetenförmige Blüten. Sie standen in einer Glasvase auf einem Regal neben meinem Schreibtisch – weit entfernt vom Fenster und somit von Ilya nicht auszumachen.
    Diese Lilien hatten wirklich etwas Obszönes an sich, besonders wenn man sie neben der züchtigen Strenge der halbgeöffneten Nelken betrachtete. Die blassen spitzen Blütenblätter der Lilien begannen, sich an der Spitze zu kringeln, und schienen einen einzuladen, tief in die Trichter ihrer gestreiften, gelb-grünen Kehlen hinabzusehen. Sie präsentierten sich stolz wie ein weibliches Geschlechtsteil – ein Pornofoto aus der Pflanzenwelt. Denn gleichzeitig muteten sie auch sehr phallisch an, mit ihren Stempeln, die runde, dicke Kuppen haben, aus denen Flüssigkeit sickert: eine klare Flüssigkeit, die wie ein Tropfen der Vorfreude auf einer männlichen Eichel glitzert.
    Lilien, entschied ich, waren köstlich pornographisch. Und auf der Schachtel, in der sie geliefert worden waren, hatte sogar ein Schild geklebt, auf dem stand, dass ihr Blütenstaub Flecken machen kann. Das ließ sie mir sogar noch verruchter erscheinen.
    Es war wie ein Spiel zwischen uns. Wer würde zuerst schwach werden?

    Meine erste «KoolSex»-Veranstaltung lief ziemlich gut. Es war zwar noch nicht perfekt cool, aber wir hatten viel Spaß.
    Clare und Vee waren meine Einlasshuren, rausgeputzt in hautengen Anzügen, die wie nass wirkten, mit Netzstrümpfen bis über die weit sichtbaren Pobacken, und rosigen Betty-Boop-Wangen. Sie nahmen den Leuten das Geld ab, boten ihnen herzförmige Kekse und Liebestränke an, die von irgendeinem Neuheitenversand kamen. (Diese Zugaben waren Jennys Idee gewesen. Sie hatte sich wirklich reingesteigert in diese Herz-und-Liebe-Geschichte; ich denke, sie wollte sich da auch ein bisschen selbst beweisen.)
    Auf der Bühne hatten wir erst eine Modenschau, eine Mischung zwischen Fetisch und Glamour. Wir hatten Stripper, männliche und weibliche; ein paar ziemlich verruchte Tänzer; einen lokalen Amateurpoeten, der eine «Hommage an die Selbstbefriedigung» vortrug, ein Porno-Kasperletheater und eine ganze Menge anderer Verrücktheiten.
    Steve und Joe – meine Multimedia-Zauberkünstler – ließen als Bühnenbild im Hintergrund Projektionen ablaufen: eine ineinander übergehende Montage aus anzüglichen Bildern und schmutzigen Worten. Wir hatten eine Tombola, bei der es als Hauptpreis ein Vibrator-Set gab, kunstpelzbezogene Handschellen als zweiten Preis und als dritten ein ziemlich klebriges Wichsvorlagen-Magazin.
    Den Leuten gefiel’s. Jetzt wollten sie mehr. Ich habe gleich begonnen, den zweiten Abend zu planen.

    Ich fand es nicht besonders angenehm, Luke über Nacht bei mir in der Wohnung zu haben. Ich hätte es wirklich vorgezogen, ihn nach dem Sex nach Hause zu schicken, so wie Ilya und ich es immer gehalten hatten.
    Aber andererseits war ich auch scharf drauf, ihn bei geöffneten Vorhängen in meiner Wohnung herumwandern zu lassen, so früh am Morgen, dass er einfach ein Liebhaber sein musste und nicht einfach nur ein Freund. Ilya würde das natürlich alles sehen, eifersüchtig werden und mich anrufen.
    Die Lilien fingen an zu verwelken.
    «Und du hast wirklich alle Bücher gelesen, die hier in der Wohnung stehen?», erkundigte sich Luke, als er mit zwei Bechern Tee zurück ins Schlafzimmer kam. Er trug Boxershorts – um der Anständigkeit willen –, da ich ihn gebeten hatte, die Vorhänge im Wohnzimmer aufzuziehen, damit die Sonne ein bisschen Wärme in die Bude brachte. Er war drauf reingefallen.
    «Ja. Die hab ich alle gelesen. Von vorne bis hinten.»
    «Echt?», fragte er nach. «Wie viele sind es?»
    «Sechshundertzweiundsiebzig.»
    Er sah mich verunsichert an, und ich lächelte zurück.
    «Witz?», fragte er.
    «Na klar», antwortete ich. «Ein Witz. Ich hab keine Ahnung, wie viele es sind. Viele. Und nein, ich hab sie nicht alle gelesen. Nicht annähernd.»
    Luke nickte und ging dann, um irgendein zufällig gegriffenes Buch aus meinem Schlafzimmerregal zu ziehen. Er legte sich quer über das Bett auf die Decke und blätterte das Buch oberflächlich und seitenweise

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