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Gib's mir

Gib's mir

Titel: Gib's mir Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kristina Lloyd
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bemühte mich, meine Ellbogen durchgedrückt zu lassen, um mich zu stabilisieren, während er stoßend in mich vordrang und die Erschütterungen davon bis in meinen Kopf zogen. Er schob einen Finger hinunter auf meinen Kitzler, und er rieb ihn kraftvoll. Ich brauchte nicht mehr viel, und binnen Sekunden kam ich zum Höhepunkt und feuerte ihn lauthals an, sich zu beeilen, sich endlich zu ergießen, da mein Körper das alles nicht viel länger aushalten konnte. Ich fühlte mich annähernd betäubt. Mit unermüdlicher Kraft stieß Ilya weiter.
    «Komm», jammerte ich. «Bitte, o Gott, komm.»
    Und das tat er – als er dann endlich so weit war.
    Wir erholten uns. Ilya war Raucher. Ich hörte, wie er auf leisen Sohlen durch das Wohnzimmer ging, dann in seiner Hose wühlte, die er im Flur zurückgelassen hatte. Er fragte, ob ich einen Aschenbecher hätte. Ich sagte, er solle ganz hinten im Schrank unter der Küchenspüle gucken, aber stattdessen kam er mit einer leeren Coladose zurück.
    Es wurde dunkel. Das Licht einer Straßenlaterne drang undeutlich durch die Vorhänge.
    Als Ilya dort so lag und zufrieden den Rauch einsog, hatte ich zum ersten Mal seit siebeneinhalb Monaten wirklich einen Jieper nach Nikotin. Gefährlich, dachte ich, er könnte mich vielleicht schwach machen.
    «Wir müssen uns auf ein Wort einigen», sagte er. «Wenn das alles hier zwischen uns klappen soll, brauchen wir ein Codewort für HALT. Wenn du also irgendetwas nicht magst, was ich mit dir tue – nicht nur am nächsten Freitag, sondern immer –, dann sagst du einfach … einfach ‹Tintenfisch›.»
    «Warum?», fragte ich mit einem kurzen Auflachen.
    «Weil es ein nettes Wort ist», erwiderte er. (Oh, wie sehr ich ihn dafür begehrte.) «Außerdem sind Tintenfische interessant. Und irgendwie finde ich, sie passen zu dem, was wir tun. Sie verändern ihre Farbe. Sie geben sich damit Zeichen.»
    «Und sie werden von Wellensittichen aufgepickt?»
    «Ja.» Er lächelte. «Aber eigentlich dachte ich eher an die ganzen Tiere, nicht nur ihr kalkiges Skelett.»
    Er sog an seiner Zigarette.
    «Egal», sagte ich. «Ich meinte eigentlich, warum überhaupt ein Codewort? Klingt für mich ein bisschen zu sehr nach Geheimdienst. Warum kann ich nicht einfach ‹Nein› sagen oder ‹Hör auf›?»
    «Weil einem das zu leicht mal rausrutscht», entgegnete er. «‹Nein› und ‹Hör auf› sagt man auch mal, wenn man es eigentlich gar nicht so meint. ‹Tintenfisch› ist todernst.»
    «Oh, ja wirklich. Aber machen so was nicht sonst nur Leute, die auf Sadomaso und Fesselspiele stehen? Stoppwort, glaube ich, nennen die das. Das ist nicht meine Szene, fürchte ich. Zu viele finstere Gestalten, zu viele Gerätschaften. Und außerdem –»
    «Wie dem auch sei …», fuhr Ilya dazwischen. Er nahm einen letzten gedankenverlorenen Zug von seiner Zigarette, bevor er die Kippe in die Coladose fallen ließ. Man hörte ein leises metallisches Geräusch und dann ein Zischen, als sie auf dem Boden landete. «Wie dem auch sei, lass uns ‹Tintenfisch› sehr ernst nehmen», sagte er, indem er eine Rauchfahne ausatmete. «Hier geht’s nicht um eine Romanze oder eine Beziehung. Es wird, wie wir vereinbart haben, ein reines Sex-Ding sein.»
    Ich schwieg. Er schien sich seiner Sache so sicher zu sein.
    «Also», fuhr er fort, «lass uns eine Art Spiel daraus machen. Was wäre, wenn ‹Tintenfisch› nicht einfach nur ‹Hör auf› heißen würde, sondern ‹Ende, finito ›? Keine Diskussionen. Keine Analysen und Zukunftspläne. Nur ‹Tintenfisch› und Schluss.»
    Ich dachte über die Konsequenzen nach, die das hätte. Theoretisch klang es ziemlich gut: eine Affäre aus purer Lust, ohne die Gefahr einer nervigen Trennung. War das nicht genau das, was ich wollte?
    «Wenn ich dich also loswerden will», erklärte ich und spielte dabei die Coole, Herzlose, «dann mache ich also etwas, das du nicht magst, und bringe dich dazu, ‹Tintenfisch› zu sagen?»
    «Hhmmm», sagte er und sah auf seine Uhr. «Oder du selbst sagst einfach ‹Tintenfisch›. Ich muss es dann so hinnehmen. Keine Auseinandersetzungen.» Er schwang sich aus dem Bett, ging aus der Tür und kehrte zurück, während er seine Hose zumachte. «Und andersrum genauso. Wenn ich denke, es ist Zeit aufzuhören oder was auch immer, dann musst du es akzeptieren, sobald ich ‹Tintenfisch› sage.»
    Da ich an seinen Vorbereitungen sah, dass er gleich gehen würde, warf ich mir mein Oberteil über und schloss

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