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Gib's mir

Gib's mir

Titel: Gib's mir Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kristina Lloyd
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ein paar Knöpfe.
    «Ich denke, die Sache hat einen Haken. Was ist, wenn du etwas vorhast oder tust, was ich nicht mag, ich aber trotzdem nicht möchte, dass Schluss ist? Was dann?»
    «Ah», sagte er und angelte nach seinem T-Shirt. «Dann musst du entscheiden, wie sehr du es nicht magst.»
    «Aber …», warf ich stockend ein. «Ich weiß ja nicht, was du vorhast, aber meine Schmerzschwelle ist nicht sehr hoch.»
    Ilya zwängte seinen Oberkörper ins T-Shirt. «Dann muss ich versuchen, mich an dieser Schwelle entlangzumanövrieren und herauszufinden, wie viel Schmerz du ertragen kannst. Oder wie viel Erniedrigung oder worum es auch gehen mag. Ich möchte dich nicht dazu bringen, ‹Tintenfisch› zu sagen. Noch nicht, jedenfalls.»
    «Na super, vielen Dank.»
    «Also dann, Freitag?», fragte er und hob seine dunklen Brauen. «Sagen wir, so gegen zehn?»
    Ich nickte. «Ja, okay. Freitag.»
    «Gut», bestätigte er und ließ mit einer schnellen Bewegung seinen Finger über meine Wange gleiten. «Mach’s gut, Beth. Ich finde schon allein raus.»

Kapitel fünf 
    Ich hatte drei Tage Zeit, mir Hurenklamotten zu kaufen; und drei Tage Zeit, mir darüber klarzuwerden, mit wem oder worauf ich mich da einließ.
    Mir bereitete es Kopfzerbrechen, dass ich gerade dabei zu sein schien, ein rein sexuelles Verhältnis mit einem Mann einzugehen, den ich kaum kannte, der Regeln aufstellte und Stoppwörter einführte und der sehr erpicht darauf zu sein schien, meine dunkelsten, schmutzigsten Phantasien zu ergründen. War das nicht wahnsinnig unverantwortlich von mir? War es gefährlich?
    Vielleicht war es das, dachte ich. Und während der Gedanke daran, waghalsig zu sein und unabhängig in meinen Entscheidungen, in mir ein wohliges Schaudern auslöste, fragte ich mich gleichzeitig, ob ich nicht jemandem davon erzählen sollte – genauso wie man jemanden darüber informieren sollte, dass man vorhat, sich mit einem gutaussehenden, humorvollen Ein-Meter-neunzig-Mann zu treffen, den man über den Kleinanzeigenteil der Zeitung kennengelernt hat.
    Eine vernünftige Sache wäre bestimmt, dachte ich bei mir, Jenny und Clare wissen zu lassen, was ich im Sinn hatte. Denn wenn sie dann eine Weile nichts von mir hören würden, könnten sie aktiv werden und die Polizei diesen Ilya unter die Lupe nehmen lassen, indem sie unter seinen Dielenbrettern nach meiner Leiche sucht.
    Aber irgendwie hatte ich keine Lust dazu. Ich wollte es als ein Geheimnis für mich behalten, dass ich für Ilya die Hure spielte.
    Aber ich wollte auch, dass dieses Geheimnis für mich nicht ganz so geheimnisvoll blieb. Ich hungerte danach, mehr über meinen Lasterkomplizen zu erfahren, hauptsächlich weil ich neugierig war, aber auch weil ich mich ein bisschen sorgte.
    Meine Neugier wollte mehr Dinge zutage fördern, die sie in den geistigen Schuhkarton mit der Aufschrift Ilya stecken konnte. Bis jetzt enthielt dieser nur seine Handschrift, ein Foto, Erinnerungen an unseren Telefonsex und an unseren «Kein beiläufiges Geplauder»-Sex. Nun wollte ich diesen Mix noch mit ganz alltäglichen Informationen auffüllen – Beruf, Alter, Freunde, blabla.
    Und diese Informationen, so dachte ich, würden mich vielleicht weniger nervös sein lassen. Sie würden Ilya irgendwie in der Realität verankern.
    Aber ich bin kein Detektiv, und deshalb hatte ich keine Ahnung, wie ich es anstellen sollte. Ich suchte seinen Namen im Telefonbuch; er war nicht eingetragen. Ich beobachtete sein Fenster; es schien wenig Regelmäßigkeiten in seinem Leben zu geben.
    Bedeutete das eine geringere Wahrscheinlichkeit, dass er ein sexbesessener, geistig verwirrter Mörder war, oder eine größere? Weder – noch, entschied ich, denn auch Verrückte können ihre Nummer ins Telefonbuch eintragen lassen und einer regulären Arbeit von neun bis fünf nachgehen.
    Ich war mit meiner Weisheit am Ende. Eine Panne hat jeder mal, aber dafür geriet meine Einkaufstour, bei der ich mich nach Hurenklamotten umschauen wollte, ereignisreicher, als ich vermutet hatte. Und jagte mir einen ganz schönen Schrecken ein.

    Fertig für meinen Einkaufsbummel, verließ ich das Haus, wobei mir eigentlich klarer war, was ich nicht wollte, als wonach ich genau suchte.
    Das Problem war, dass ich nicht wusste, wie ich meine verruchten, schmutzigen Phantasien so konkret in Klamotten umsetzen sollte. Und je mehr ich über dieses Verruchtsein nachdachte, umso weniger verstand ich es. War «verrucht» nicht bloß ein Wort, das Leute

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