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Gideon Crew 01 - Mission - Spiel auf Zeit

Gideon Crew 01 - Mission - Spiel auf Zeit

Titel: Gideon Crew 01 - Mission - Spiel auf Zeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lincoln Douglas & Child Preston , Lincoln Child
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Gideon glaubte, auch wenn er das Mindy gegenüber nicht erwähnt hatte, die Position genau zu kennen. Es gab einen Ort auf der Insel, den er selbst ausgewählt hätte, einen in jeder Hinsicht exzellenten Beobachtungsposten. Falls er Nodding Cranes Denkweise verstand – was er glaubte –, dann würde der Gegner nicht der Versuchung widerstehen können, die stärkste Offensivstellung zu beziehen.
    Es goss inzwischen noch stärker, und die Donnerschläge folgten unmittelbar auf die Blitze. Noch ein zufälliges Element zu seinen Gunsten. Er sah auf die Uhr: halb elf. Ihm blieben noch zwanzig Minuten, dann hätte Mindy Stellung bezogen.
    Er schlich durch das feuchte Gras, hinein in irgendwelche dichten Wachsmyrtensträucher. Das Nachtsichtgerät zeigte seine Umgebung in einem grünlichen Licht an, der Regen verwischte und verdunkelte die Umrisse der Bäume und Büsche. Es war, als bewege man sich halb blind durch eine Geisterlandschaft.
    Gideon drängte sich durch das dichteste Gebüsch, bis er hinter einem verfallenen Gebäude wieder daraus hervortrat: der Gebäudekomplex des Arbeitshauses für Jungen. Er stieg durch einen zerbrochenen Fensterrahmen in das von Schimmel befallene Innere, während der Regen durch die Löcher in den oberen Stockwerken und im Dach herabströmte. Die Hauptarbeit der Jungen hatte darin bestanden, Schuhe herzustellen, so dass überall alte Paare herumlagen, Tausende davon, eingerollt wie Herbstblätter, verstreut zwischen Glasscherben, Werkzeugen, eisernen Schuhgestellen und vermoderten Holzleisten. Die Waffe schussbereit, schlich er an der Wand entlang und achtete darauf, nicht auf Glas zu treten.
    Kurz darauf stand er in dem langen, hallenden Mittelgang des Arbeitshauses. Die gedämpften Geräusche des Gewitters drangen durchs Mauerwerk.
    Weiter hinten im Flur gelangte er zur rückwärtigen Tür, die nur noch an einer Angel hing. Von dort spurtete er eine kurze Strecke durch Unkraut in den Schlafsaal des Arbeitshauses. Er kam an Reihen verrosteter Bettgestelle und mit Graffiti vollgekritzelter Wände vorbei und blieb stehen, um eine besonders heftige Breitseite von Blitz und Donner vorbeiziehen zu lassen. Jeder Blitz tauchte den Raum in ein gespenstisches Licht, die verrosteten Bettgestelle warfen flackernde Schatten an die Wände, ein Graffito, in großen Lettern an die Wand gemalt, lautete: ICH WILL STERBEN .
    Er eilte weiter. Am anderen Ende des Gebäudes angelangt, kam er an mehreren kleinen Räumen voll kaputter Aktenschränke, geborstener Pappkartons, gebündelter Aktenordner und -mappen vorbei – alles durchnässt und verrottet. Eine große Ratte, die auf einem Stapel Papiere hockte, beobachtete ihn, als er vorbeiging.
    Kurz darauf war er wieder draußen im Sturm, der Regen stärker denn je. Er hatte die Ruinen hinter sich gelassen und befand sich jetzt im ältesten Teil des Friedhofs, der mittlerweile wieder zu Wald geworden war. Während er sich den Weg durch die dichteste Baumgruppe bahnte, stieß er auf alte, im Laub und Pflanzenbewuchs versunkene Grabsteine, Reihe um Reihe, die auf uralte Massengräber hindeuteten. Hier und da ragten Knochen aus dem Laub und Gesträuch am Boden.
    Weiter im Wald gehend, näherte er sich schließlich der Rückseite des Schuppens, in dem die beiden Bagger standen. Während seines vorhergehenden Streifzugs über die Insel war ihm aufgefallen, dass es sich um fast brandneue Caterpillar-450E-Schaufelbagger handelte. Früher am Tag hatte er sich angelesen, wie man dieses Modell kurzschließen und bedienen konnte, hatte aber gehofft, den Schlüssel in der Zündung vorzufinden.
    Er wartete gut versteckt, lauschte und schaute. Bei jedem Blitz erhaschte er einen scharf umrissenen Blick auf seine Umgebung, aber von Nodding Crane war nichts zu sehen. Was aber gar nichts bedeutete. Sein Bauchgefühl sagte ihm, dass der Mann in der Nähe war.
    Langsam ging Gideon um den Schuppen herum. Dabei hielt er sich in der umgebenden Deckung versteckt, bewegte sich mit unendlicher Vorsicht und inspizierte das Dach. Es bestand aus Holzgebälk, das von alten Ziegelsteinmauern gestützt wurde, und war mit Wellblechplatten gedeckt, die auf Holzlatten festgeschraubt waren, die wiederum auf Dachsparren lagen. Das Ganze war verrottet, aber noch nicht so sehr, dass es einstürzte.
    Das bestätigte eine entscheidende Tatsache: Das Dach würde das Gewicht eines Menschen tragen.
    Er näherte sich der hinteren Ecke des Schuppens, dort, wo die Ziegel weggebrochen waren und ein Loch

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