Gideon Crew 01 - Mission - Spiel auf Zeit
Nur hat er nicht etwas so Törichtes getan, wie in ein Trainingslager in Afghanistan zu flüchten. Er hat am MIT studiert und arbeitet heute in Los Alamos. Der Name: Gideon Crew. C-R-E-W.«
»Wie hat er den Status als Geheimnisträger erlangt?«
»Mit Hilfe von mächtigen Freunden in hohen Positionen. Er hat keine Fehler begangen. Er ist gut, er ist völlig überzeugend, wirkt aufrichtig. Und er ist al-Qaidas Mittelsmann, der dafür sorgen soll, dass Bin Laden an die Bombe herankommt.«
Dajkovic verlagerte seinen Sitz auf dem Stuhl. »Warum wurde er nicht einfach festgenommen? Oder zumindest sein Status als Geheimnisträger gestrichen?«
Tucker beugte sich vor. »Charlie, sind Sie wirklich so naiv?«
»Ich hoffe nicht, Sir.«
»Was geht eigentlich in diesem Land vor? Genauso wie wir während des Kalten Krieges von den Roten unterwandert wurden, werden wir jetzt von den Dschihadisten infiltriert. Von
amerikanischen
Dschihadisten.«
»Ich verstehe.«
»Also, bei der Art Protektion von höchster Ebene, die dieser Bursche genießt, ist er unberührbar. Natürlich liegt nichts Konkretes vor. Die Information ist mir zufällig in den Schoß gefallen, und ich bin keiner, der davor zurückschreckt, mein Vaterland zu verteidigen. Stellen Sie sich vor, was al-Qaida mit der Atombombe anstellen würde.«
»Das möchte ich lieber nicht.«
»Charlie, ich kenne Sie. Sie waren der Topmann in der Spezialeinheit unter meinem Kommando. Sie haben Fähigkeiten, die sonst niemand hat. Die Frage lautet: Wie sehr lieben Sie Ihr Land?«
Dajkovic schien in seinem Stuhl größer zu werden. »Die Frage müssen Sie mir nicht stellen, Sir.«
»Das ist mir klar. Und darum sind Sie der Einzige, dem ich diese Information anzuvertrauen wage. Ich kann dazu nur eines sagen: Manchmal muss ein Mann seine patriotischen Pflichten in die eigene Hand nehmen.«
Dajkovic schwieg weiter. Eine leichte Röte überzog sein wettergegerbtes Gesicht.
»Als ich es das letzte Mal nachgeprüft habe, war der Bursche in D. C. Er hat im Luna Motel draußen im Dodge Park gewohnt. Wir glauben, dass er mit einem anderen Dschihadisten Kontakt aufnimmt. Möglicherweise bereitet er sich darauf vor, Dokumente zu übergeben.«
Dajkovic sagte nichts.
»Ich weiß nicht, wie lange er dort sein wird oder wohin er als Nächstes geht. Er hat natürlich auch einen Computer bei sich, der genauso gefährlich ist wie er selbst. Verstehen Sie, was ich meine?«
»Ich verstehe vollkommen. Und ich danke Ihnen, dass Sie mir diese Chance geben.«
»Charlie, ich danke
Ihnen
. Aus tiefstem Herzen.« Er packte Dajkovics Hand, und dann zog er ihn in einer spontanen Zurschaustellung von Gefühl an sich und drückte ihn ganz fest.
Als Dajkovic ging, meinte Tucker, Tränen in seinen Augen gesehen zu haben.
8
Der Skyline Drive bog um die Kurve der Panoramastraße Stormtower Ridge, dann kam die Freizeitanlage Manahoac Lodge and Resort in Sicht, eine Ansammlung von Eigentumswohnungen und Spitzdachhäusern, die ein Hotel und einen Golfkurs am Fuß des Stormtower Mountain umgab. Dahinter erstreckten sich die Blue Ridge Mountains, Schicht um Schicht, bis in die dunstige Ferne.
Dajkovic nahm den Fuß vom Gaspedal, der Wagen näherte sich dem Eingang der Freizeitanlage und kam am Tor zum Stehen.
»Ich checke nur ein«, sagte er. Man winkte ihn durch.
Crew hatte im Luna Motel seine Nachsendeadresse hinterlassen und sie, laut dem Angestellten, »falls jemand ihn sucht«, aufgeschrieben. Mittlerweile war Crew in dem Resort abgestiegen – isoliert gelegen, weite Anfahrt, zweifellos von Unmengen Videokameras überwacht. Entweder er bereitete sich, so wie Tucker gesagt hatte, darauf vor, einen anderen Agenten zu treffen … oder es handelte sich um eine Falle. Letzteres kam ihm wahrscheinlicher vor. Aber eine Falle für wen? Zu welchem Zweck?
Dajkovic bog auf die Zufahrt, parkte vor dem Eingang und drückte dem Hoteldiener fünf Dollar in die Hand. »Ich bin in fünf Minuten zurück.«
»O ja«, antwortete die Dame am Empfangstresen auf seine Anfrage. »Ein Gideon Crew hat heute Morgen hier eingecheckt.« Sie tippte auf der Tastatur. »Er lässt ausrichten, dass er den Stormtower Mountain besteigt …«
»Mir?«
»Nun ja, die Nachricht, die er hinterlassen hat, lautet, dass ein Mann hierherkommt, der sich mit ihm treffen will, und dass wir ihm ausrichten sollen, wohin er gegangen ist.«
»Verstehe.«
»Hier steht, dass er auf dem Sawmill Trail zum Stormtower hinaufsteigt und damit
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