Gideon Crew 01 - Mission - Spiel auf Zeit
rechnet, um sechs zurück zu sein.«
»Wie lange dauert die Tour?«
»Ungefähr jeweils zwei Stunden für Hin- und Rückweg.« Sie lächelte ihn an und ließ den Blick an ihm auf und ab gleiten. »Für Sie vermutlich nicht so lange.«
Dajkovic sah auf die Uhr. Zwei Uhr. »Er muss gerade eben losgegangen sein.«
»Ja. Die Nachricht wurde am Empfang hinterlassen … vor zwanzig Minuten erst.«
»Haben Sie eine Karte von der Bergregion hier?«
»Selbstverständlich.«
Sie holte eine Landkarte hervor, eine ausgezeichnete topographische Karte, auf der die Wanderwege deutlich markiert waren. Dajkovic ging damit zum Wagen zurück und stieg ein. Der Ausgangspunkt des Sawmill Trail lag weiter unten an der Straße, und laut Karte handelte es sich um einen Serpentinenweg, der bis zum Grat des Berges führte und offenbar einer ehemaligen Brandschneise folgte.
Es war zwar möglich, dass Crew die Angaben hinterlassen hatte, damit sein Kontaktmann ihn finden konnte. Allerdings war das eher unwahrscheinlich. Niemand, der mit Spionage zu tun hatte, würde sich derart dusselig anstellen, einen solchen Weg zu verlassen. Ja, wahrscheinlicher war, dass es sich um eine Falle handelte. Nicht um eine Falle speziell für ihn, sondern für jeden, der Crew auf den Fersen war. Und wenn das zutraf, dann war Crew auf dem Berg – und wartete längs des Sawmill Trail, um eventuelle Verfolger aus dem Hinterhalt zu überfallen.
Dajkovic studierte die topographische Karte. Eine sehr viel schnellere, direktere Route zum Gipfel führte geradewegs die Hauptschneise für den Skilift hinauf, auf der Rückseite des Berges.
Nachdem Dajkovic durch die Freizeitanlage und am Golfkurs vorbeigefahren war, gelangte er auf den Parkplatz für das Skigebiet. Er stieg aus, klappte den Kofferraum auf und hob eine Gewehrtasche heraus. Wieder im Auto, schloss er die Tasche auf und holte einen M1911-Colt und ein Schulterholster hervor, streifte es über, schob die geladene Waffe hinein und zog eine Windjacke an. Ein Stilett kam in den Gürtel, ein kleineres Messer in den Stiefel und eine 22er Beretta in die Hosentasche. In einen kleinen Rucksack verstaute er ein wenig Ersatzmunition, ein Fernglas sowie zwei Flaschen Mineralwasser.
Wieder studierte er die Karte. Sollte Crew einen Hinterhalt planen, gab es dafür einige nahe liegende Stellen, dort, wo der Sawmill Trail durch ein Gebiet mit freiliegenden Felsen führte.
Und während Dajkovic auf die Karte blickte, kam er zu der Überzeugung, dass genau dort der Hinterhalt stattfinden würde.
9
Dajkovic stapfte mit raschen Schritten die Skiliftschneise hinauf. Bis zum Gipfel waren es etwa achthundert Meter, und es ging durchgehend steil bergauf, aber er war körperlich in Topform und könnte die Strecke in zehn Minuten schaffen. Dann, nachdem er oben angekommen war, würde er auf dem Sawmill Trail hinuntergehen und sich am Gipfel eines Berges zweiten Ranges auf die Lauer legen, den er auf der Karte identifiziert hatte. Die ideale Stelle, von wo man das Gebiet mit den freiliegenden Felsen übersehen, den Gegner lokalisieren und dann in den Hinterhalt locken konnte.
Fünf Minuten später, auf halber Höhe des Berghangs, kam eine Hütte zur Wartung des Skilifts in Sicht, die im Sommer geschlossen war. Dajkovic stapfte weiter den Hang hinauf. Als er an der Hütte vorbeikam, hörte er ein lautes
Bumm!
und verspürte plötzlich oben einen heftigen Schlag gegen den Rücken, so dass er bäuchlings hinfiel und kaum noch Luft bekam.
Während er nach seinem 45er tastete, gegen den Schmerz im Rücken ankämpfte und nach Luft rang, spürte er, wie sich ein Stiefel auf seinen Nacken stellte und die warme Mündung einer Waffe seinen Kopf berührte.
»Die Arme ausbreiten, bitte.«
Er hielt inne und versuchte, trotz seiner Schmerzen einen klaren Kopf zu bekommen. Langsam breitete er die Arme aus.
»Ich habe Sie mit einem Gummigeschoss niedergestreckt«, ließ sich die Stimme vernehmen, »aber der Rest ist Schrotmunition mit großen Kugeln.«
Der Lauf der Waffe wurde weiterhin gegen seinen Hinterkopf gedrückt, während der Schütze – er hatte keinen Zweifel, dass es sich um Crew handelte – ihn durchsuchte, ihm den 45er, die 22er und das Messer im Gürtel abnahm. Das Messer in Dajkovics Stiefel fand er nicht.
»Umdrehen, die Hände so halten, dass ich sie sehen kann.«
Dajkovic wälzte sich im Staub des Wanderwegs auf den Rücken. Über ihm stand ein hochgewachsener, schlaksiger Mittdreißiger mit glatten schwarzen
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