Gideon Crew 01 - Mission - Spiel auf Zeit
unter Beweis gestellt. Sie haben das ganze Ding genau richtig gedreht. Niemand hat Ihre Erzählung auch nur einen Moment lang angezweifelt, nicht einmal, als klarwurde, dass Sie Ihren Vater gerächt haben.«
Gideon wurde mulmig zumute. Darum also ging es hier: um Erpressung. »Ich habe keine Ahnung, wovon Sie reden.«
»Ich bitte Sie. Aber Ihr Geheimnis ist bei mir trotzdem sicher aufgehoben. Wir selbst haben nach der besten Möglichkeit Ausschau gehalten, wie wir Tucker zur Strecke bringen können. Natürlich im Auftrag eines ganz speziellen Kunden. Sie haben uns die Mühe erspart. Und so sind wir auf Sie aufmerksam geworden.«
Gideon fehlten die Worte.
»Vorhin haben Sie mich gefragt: Warum gerade ich? Tatsache ist, wir wissen
alles
über Sie, Dr. Crew. Und zwar nicht nur, was Ihr Können als Einbrecher oder Ihren Zusammenstoß mit General Tucker betrifft. Wir wissen auch über Ihre schwierige Kindheit Bescheid. Über Ihre Arbeit in Los Alamos. Über Ihre Neigung zur Gourmetküche. Ihre Vorliebe für Hawaiihemden und Cashmerepullover. Ihren Geschmack in Sachen Jazz. Ihre Schwäche für Alkohol. Und – wenn Sie ihnen denn verfallen – für Frauen. Nur eines haben wir noch nicht in Erfahrung bringen können: Wie Sie das oberste Glied Ihres rechten Ringfingers verloren haben.« Er hob fragend die Braue seines gesunden Auges.
Gideon errötete vor Wut, holte einmal tief Luft und riss sich zusammen.
»Wenn Sie mir diese Frage nicht beantworten wollen, können Sie mir ja vielleicht etwas anderes verraten: Haben Sie von Anfang an geplant, Dajkovic umzudrehen?«
Aber Gideon gab ihm wieder keine Antwort. Die ganze Sache war unglaublich, unerhört.
»Sie haben mein Wort, was immer Sie sagen, bleibt innerhalb dieser Wände. Wir sind, wie Sie sich vorstellen können, ziemlich gut darin, Geheimnisse für uns zu behalten.«
Gideon zögerte. Die Wahrheit war: Glinn hatte ihn bei den Hammelbeinen. Aber er spürte auch, dass der Mann hinter seiner undurchdringlichen, ausdruckslosen Fassade aufrichtig war. »Also gut«, sagte er schließlich. »Die Sache war von Anfang an geplant. Ich habe den Hinterhalt gelegt im Wissen, dass Tucker nicht selbst kommen würde. Der Mann war ein Feigling. Ich habe seine Firma und die Leute, die für ihn gearbeitet haben, unter die Lupe genommen. Ich habe vermutet, dass er Dajkovic losschicken würde, der im Kern ein anständiger Kerl ist. Ich wusste, ich kann ihn schnappen, und hoffte, ihn umdrehen zu können. Wir haben die … Operation gemeinsam beendet.«
Glinn nickte. »Wie ich mir gedacht habe. Ein Meisterstück der sozialen Manipulation auf mehreren Ebenen. Aber Sie haben einen Fehler begangen. Was für einen?«
»Ich habe vergessen, seinen Stiefel nach dem verdammten Messer zu durchsuchen.«
Endlich lächelte Glinn, und zum ersten Mal wirkten seine Gesichtszüge fast menschlich. »Ausgezeichnet. Aber die Operation ist ziemlich unschön zu Ende gegangen. Dajkovic wurde angeschossen. Wie ist das passiert?«
»Tucker war kein Dummkopf. Ihm war klar, dass Dajkovic log.«
»Wieso das?«
»Dajkovic hat sich geweigert, einen Whisky mit ihm zu trinken. Wir glauben, dass Tucker dadurch gewarnt wurde.«
»Dann wäre es Dajkovics Fehler, nicht Ihrer. Was meine Einschätzung belegt. Sie haben bei der ganzen Operation nur einen Fehler begangen. Ich habe so etwas, was Sie da getan haben, noch nie gesehen. Sie sind definitiv der Richtige für den Job.«
»Ich hatte zehn Jahre Zeit, um dahinterzukommen, wie ich Tucker zur Strecke bringen kann. Sie geben mir vier Stunden Zeit, dass ich mich entscheide.«
»Es ist ein viel einfacheres Problem.«
»Und wenn ich scheitere?«
»Sie werden nicht scheitern.«
Stille. »Noch etwas. Was haben Sie mit dieser chinesischen Waffe vor? Ich werde nichts tun, was meinem Land schadet.«
»Die Vereinigten Staaten von Amerika sind mein Kunde.«
»Ach, kommen Sie, für so einen Auftrag würde man das FBI einsetzen, nicht eine Firma wie Ihre, ganz gleich, wie spezialisiert sie ist.«
Glinn griff in seine Tasche und holte eine Visitenkarte hervor. Er legte sie auf den Tisch und schob sie mit einem Finger in Richtung Gideon.
Gideon blickte auf die Visitenkarte mit dem Emblem der US -Regierung. »Der Direktor der Nationalen Sicherheitsbehörde?«
»Ich wäre schockiert, wenn Sie alles, was ich Ihnen sage, glaubten. Sie können es ja selbst überprüfen. Rufen Sie im Heimatschutzministerium an und bitten Sie um ein Gespräch mit diesem Herrn. Er wird Ihnen
Weitere Kostenlose Bücher