Gideon Crew 01 - Mission - Spiel auf Zeit
Aber hunderttausend, das wäre kein schlechtes Startkapital für die vielen Pläne und Ideen, die er für sein neues Leben geschmiedet hatte.
»Ist die Angelegenheit illegal?«
»Ganz und gar nicht.«
»Ach, was soll’s? Ich war schon eine Weile nicht mehr im Big Apple. Also gut, gehen Sie voran, Manuel.«
13
Sechs Stunden später ging die Sonne über dem Hudson River unter, als die Limousine in die Little West 12th Street im ehemaligen Fleischereiviertel von Manhattan bog. Die Gegend hatte sich dramatisch verändert seit Gideons Studienzeiten, als er gelegentlich aus Boston runtergekommen war, um sich ein bisschen zu amüsieren: Die alten Backstein-Lagerhäuser und Passagen mit ihren Ketten und Fleischerhaken waren in ultrahippe Bekleidungsläden und Restaurants, in Luxus-Eigentumswohnungen und trendige Hotels umgewandelt worden, die Straßen waren voller Leute, die zu cool wirkten, um wahr zu sein.
Die Limousine rumpelte die sanierte Straße entlang – Knochen durchrüttelndes, wieder freigelegtes Kopfsteinpflaster aus dem 19. Jahrhundert – und kam vor einem unscheinbaren Bau, einem der wenigen nicht renovierten Gebäude weit und breit, zum Stehen.
»Da wären wir«, sagte Garza.
Sie betraten den Bürgersteig. Es war in New York viel wärmer als in New Mexico. Misstrauisch betrachtete Gideon den einzigen Eingang des Gebäudes: eine zweiflügelige Metalltür auf einer mit alten Plakaten und Graffiti zugepflasterten Laderampe. Das Gebäude war groß und imposant, ungefähr zwölf Stockwerke hoch. Oben an der Fassade konnte man gerade so einen gemalten Schriftzug erkennen: PRICE & PRICE PORK PACKING INC . Darüber wich der schmutzige Backstein Glas und Chrom. Ob wohl ein modernes Penthouse auf den alten Kasten draufgesetzt worden war?
Er stieg hinter Garza eine kleine Betontreppe auf der einen Seite der Laderampe hoch. Als sie sich dem Ladetor näherten, glitt es auf gut geölten Angeln auf. Gideon folgte Garza über einen schummrigen Gang bis zu einer weiteren, sehr viel neueren Tür aus Nirostastahl. In die Wand daneben waren eine Sicherheitstastatur und ein Iris-Scanner eingelassen. Garza stellte seine Aktentasche auf dem Boden ab und hielt das Gesicht vor den Scanner; lautlos glitten die Stahltüren auseinander.
»Und wo finde ich Maxwell Smart?«, sagte Gideon, jetzt voll im Klugscheißermodus, und blickte sich um. Garza blickte ihn an, diesmal ohne zu lächeln, gab ihm aber keine Antwort.
Hinter der Tür lag ein riesiger, höhlenartiger Raum, eine offene, vier Stockwerke hohe Hülle, die anscheinend von Hunderten Halogenleuchten erhellt wurde. Um die oberen Stockwerke herum verliefen metallene Laufstege. Auf dem Boden – so groß wie ein Footballfeld – standen Reihen großer Stahltische. Auf jedem lag ein verwirrendes Durcheinander ganz unterschiedlicher Gegenstände: halb auseinandergenommene Düsentriebwerke; hochkomplexe 3-D-Modelle von städtischen Räumen; ein maßstabgetreues Modell von irgendetwas, das ein Atomkraftwerk zu sein schien, auf das gerade ein terroristischer Angriff geflogen wurde. In einer Ecke in der Nähe stand ein besonders großer Tisch, darauf ein großes Schnittmodell des Meeresbodens, das die einzelnen geologischen Schichten zeigte. Techniker in weißen Kitteln gingen zwischen den Tischen umher, machten sich Notizen auf PDAs oder unterhielten sich im Flüsterton.
»Das soll eine Firmenzentrale sein?«, fragte Gideon und blickte sich um. »In welcher Branche sind Sie? Spezialeffekte? Bühnenzauberei?«
»Man könnte es wohl tatsächlich als Zauberei bezeichnen«, sagte Garza, während er voranging. »Allerdings eine von der technischen Art.«
Gideon folgte ihm von einem Tisch zum nächsten. Auf einem stand ein penibel genaues Modell von Port-au-Prince, sowohl vor als auch nach dem Erdbeben. Auf einem anderen Tisch war ein riesengroßes, maßstabgetreues Modell einer Weltraumstation aufgebaut, mitsamt Röhren und Zylindern und Sonnenkollektoren.
»Das erkenne ich«, sagte Gideon. »Das ist die Internationale Raumstation.«
Garza nickte. »Wie sie aussah, bevor sie ihre Umlaufbahn verließ.«
Gideon sah ihn an. »Ihre Umlaufbahn verließ?«
»Um ihre weiterführenden Aufgaben zu übernehmen.«
»Ihre
was?
Sie machen wohl Witze.«
Garza ließ ein freudloses Lächeln aufblitzen. »Wenn ich glaubte, dass Sie mich ernst nehmen, würde ich es Ihnen erzählen.«
»Was um alles in der Welt macht ihr hier?«
Sie gelangten an die gegenüberliegende Wand und fuhren im
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