Gideon Crew 01 - Mission - Spiel auf Zeit
Die Chinesen investieren schwindelerregende Mengen an Geld und wissenschaftlichem Know-how in das Vorhaben. Die CIA glaubt, dass sie eine neue Waffe entwickeln, dass es sich dabei um eine Art chinesisches Manhattan Project handelt, etwas, das das globale Machtgleichgewicht vollständig verändern würde.«
Gideon sah ihn ungläubig an. »Zerstörerischer als die Wasserstoffbombe?«
»Ja, so lautet jedenfalls die Information, die wir haben. Aber nun scheint einer der leitenden Wissenschaftler des Projekts die Pläne gestohlen zu haben und ist unterwegs in die Vereinigten Staaten. Warum? Wir wissen es nicht. Wir hoffen, dass er mit den Plänen für die Waffe überläuft, aber wir können da nicht sicher sein.«
»Warum sollte er das tun?«
»Anscheinend ist er während einer wissenschaftlichen Tagung in Hongkong in eine Honigfalle getappt.«
»Eine Honigfalle?«
»Sie haben den Ausdruck sicher schon einmal gehört. Eine attraktive Frau wird engagiert, damit sie die Zielperson in eine kompromittierende Situation bringt, Fotos werden geschossen, dann wird Druck ausgeübt … Aber in diesem Fall ist irgendetwas schiefgegangen, so dass der Mann panikartig aus China geflohen ist.«
»Okay. Ich hab’s kapiert. Und wann soll dieser Wissenschaftler hier eintreffen?«
»Er befindet sich auf dem Weg hierher. In einem Flugzeug der Japan Airlines, der Flug geht von Hongkong nach New York. Vor neun Stunden ist er in Tokio umgestiegen und wird um dreiundzwanzig Uhr zehn auf dem JFK Airport landen – das ist in vier Stunden.«
»Oh, mein Gott. Okay.«
»Ihr Auftrag ist einfach: Beschatten Sie den Mann ab dem Zeitpunkt, da er gelandet ist, entwenden Sie ihm so bald wie möglich die Pläne und bringen Sie sie hierher.«
»Und wie soll ich das bewerkstelligen?«
»Das müssen Sie selbst herausfinden.«
»In vier Stunden?«
Glinn nickte. »Wir wissen weder, in welchem Format die Pläne abgespeichert, noch wo sie versteckt sind. Es könnte sich um eine Datei auf seinem Laptop handeln, sie könnten aber auch, soweit wir wissen, in einem steganographischen Bild, auf einem USB -Stick in seinem Koffer oder auf einem altmodischen Kleinbildfilm versteckt sein.«
»Das ist ein verrückter Auftrag. Kein Mensch könnte so was hinkriegen.«
»Es stimmt schon, nur wenige könnten es. Und deshalb haben wir uns an Sie gewandt, Dr. Crew.«
»Sie machen Witze, stimmt’s? Ich habe so was noch nie gemacht. Ich arbeite in Los Alamos, in der Sprengkörperforschung. Sie haben da unten bestimmt Dutzende besser qualifizierte Leute.«
»Zufällig sind Sie wie kein anderer für diesen Auftrag geeignet. Und zwar aus zwei Gründen. Der erste liegt in Ihrem früheren Beruf begründet.«
»Von welchem Beruf sprechen Sie?«
»Ihrem Beruf als Dieb. Sie haben Kunstmuseen ausgeraubt.«
Es folgte ein jähes, eisiges Schweigen.
»Natürlich nicht die größeren Museen. Eher die kleinen, privaten, die nicht mit hochmodernen Einbruchmeldeanlagen ausgestattet sind und nicht ganz so bekannte Kunstwerke beherbergen.«
»Ich glaube, Sie sollten mal zum Psychiater«, sagte Gideon leise. »Ich bin kein Kunstdieb. Ich habe nicht die geringste Vorstrafe.«
»Was nur beweist, wie gut Sie waren. Solche Fähigkeiten können sehr wertvoll sein. Natürlich haben Sie den Beruf aufgegeben, als ein neues, übergeordnetes Interesse in Ihr Leben trat. Und damit kommen wir zum zweiten Grund. Sehen Sie, wir haben mit großem Interesse Ihre geschickte kleine Operation gegen General Chamblee S. Tucker verfolgt.«
Gideon versuchte, sich von dieser zweiten Überraschung zu erholen. Er setzte seine verwirrteste Miene auf. »Operation? Tucker ist durchgedreht und hat mich und einen seiner Angestellten in seinem Haus angegriffen.«
»Das glauben alle. Aber ich weiß es besser. Ich weiß, dass Sie sich in den vergangenen zehn Jahren gebessert, Ihr Studium beendet und am MIT Ihren Doktor gemacht haben. Und in dieser ganzen Zeit haben Sie unablässig nach einem Weg gesucht, wie Sie Tucker zur Strecke bringen und Ihren Vater rächen können. Mir ist bekannt, auf welche Weise es Ihnen gelungen ist, jenes hochgeheime Dokument aus dem Direktorium für Informationsmanagement zu ›befreien‹ und es gegen Tucker zu verwenden. Tucker war ein mächtiger Mann und hatte sich gut geschützt. Bei der Planung und Durchführung dieser Operation haben Sie enorme und ganz unterschiedliche Fähigkeiten sowie anschließend, unmittelbar nach dem Schusswechsel, Ihre große Selbstbeherrschung
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