Gideon Crew 01 - Mission - Spiel auf Zeit
Verschluss?«
»So, wie solche Dinge laufen, bleibt er so lange unter Verschluss, bis der mutmaßliche Täter festgenommen ist, dann kommt der Prozess, vielleicht eine Revision … Das könnte Jahre dauern. Ich wünschte, es wäre anders.« Der Beamte breitete die Arme aus. »Jahre.«
»Was soll ich denn meiner Schwester sagen? Das Lagerhaus ist alarmgesichert, sagten Sie?«
»Alarmgesichert und bewacht, rund um die Uhr, sieben Tage die Woche. Und selbst wenn Sie dort hineinkämen, das Fahrzeug steht, wie gesagt, verschlossen in einem Beweismittel-Käfig, ganz hinten. Nicht einmal der Wachmann hat einen Schlüssel dafür.«
Gideon rieb sich das Kinn. »Maschendrahtkäfig?«
»Ja, so ähnlich wie die, die man in Guantánamo verwendet.«
»Und der Käfig ist auch alarmgesichert?«
»Nein.«
»Wie ist denn das Lagerhaus gesichert?«
»An Türen und Fenstern.«
»Bewegungsmelder? Laser?«
»Nein, ein Wachmann dreht da drin alle halbe Stunde seine Runde. Ich glaube, nur die Türen und Fenster sind alarmgesichert.«
»Videokameras?«
»Ja, überall. Das ganze Areal wird überwacht.« Der Polizist hielt inne, sein Gesicht wurde ernst. »Denken Sie nicht mal dran.«
Gideon schüttelte den Kopf. »Sie haben recht. Was zum Teufel denke ich da?«
»Haben Sie Geduld. Am Ende bekommen Sie Ihr Medaillon zurück, und vielleicht haben Sie dann auch die Genugtuung zu erleben, dass der Täter fünfundzwanzig Jahre bis lebenslänglich auf Rikers Island absitzt.«
»Ich hoffe, der Dreckskerl landet auf dem elektrischen Stuhl.«
Der Polizist legte seine kräftige Hand auf Gideons. »Ihr Verlust tut mir sehr leid.«
Gideon nickte, drückte dem Polizisten die Hand und schlenderte davon. Am Ende des Häuserblocks wandte er sich um und blickte zurück. Unter den Dachvorsprüngen an den Ecken des Lagerhauses befanden sich mehrere Überwachungskameras, die die Außenanlage komplett abdeckten. Er zählte zwölf Kameras allein von seinem Standort aus. Auf der anderen Seite des Gebäudes würden sicher noch viel mehr angebracht sein und die gleiche Anzahl drinnen.
Er drehte sich um und dachte darüber nach, was er erfahren hatte. Tatsache war: Die meisten sogenannten Sicherheitssysteme waren Flickschusterei, nichts weiter als teurer elektronischer Krempel, der mehr schlecht als recht zusammengebastelt wurde, ohne zu bedenken, dass man ein koordiniertes, umfassendes Netzwerk aufbauen musste. Zu Gideons schlimmsten Gewohnheiten, die ihm die Freude an Museumsbesuchen vergällt hatte, gehörte seine Neigung, sich vorzustellen, auf wie viele Weisen er das Museum ausrauben konnte: drahtlose Sender, Vibrations- und Bewegungsmelder, kontaktlose Infrarot-Detektoren, Ultraschall – es war alles so offensichtlich.
Er schüttelte fast bedauernd den Kopf. Das Lagerhaus der Polizei würde keine Herausforderung darstellen, überhaupt keine.
20
Drei Uhr morgens. Gideon Crew schlenderte den Brown Place hinunter und überquerte die 132. Straße, leicht wankend und vor sich hin brabbelnd. Er trug eine weite Jeans und ein dünnes Sweatshirt mit einem Konterfei von Cab Calloway – ein hübscher Touch, wie er fand –, dessen Kapuze ihm ins Gesicht fiel. Der falsche Bauch, den er in einem Kostümverleih gekauft hatte, hing ihm feucht und schwer um die Taille und lastete auf den Colt Python, der hinter dem Hosenbund steckte.
Er überquerte die Straße, betrat stolpernd den Bürgersteig und ging auf der 132. weiter am Maschendrahtzaun entlang, der das Polizei-Lagerhaus umgab, in Richtung Pulaski Park. Die Natriumdampflampen warfen ihr helles, urinfarbenes Licht überallhin, zusätzlich tauchten die einzelnen Sicherheitsflutlichter rings um das Lagerhaus das Gelände in grelles Weiß. Das Wachhaus war leer, das Tor verschlossen, die Stacheldrahtrollen auf dem Zaun glänzten im Licht.
Als er zu der Stelle gelangte, wo der Zaun zu mehreren alten Gleisen abbog, mitten über einen überwachsenen und aufgelassenen Parkplatz, der jetzt zur Lagerung alter Sattelschlepper genutzt wurde, torkelte Gideon um die Ecke und tat so, als suche er nach einer geeigneten Stelle zum Pinkeln. Er konnte niemanden auf dem Gelände erkennen und bezweifelte, dass ihn irgendwer sah, war sich aber sicher, dass ihn die Überwachungskameras auf Schritt und Tritt verfolgten. Auch wenn die Bilder vermutlich nicht in Echtzeit überprüft wurden, sah man sie sich sicherlich zu einem späteren Zeitpunkt an.
Er torkelte am Zaun entlang, öffnete den Reißverschluss seiner Hose,
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