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Gideon Crew 01 - Mission - Spiel auf Zeit

Gideon Crew 01 - Mission - Spiel auf Zeit

Titel: Gideon Crew 01 - Mission - Spiel auf Zeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lincoln Douglas & Child Preston , Lincoln Child
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komprimieren, aber Gideon wusste nicht genau, in welchem Ausmaß.
    Den Pass und die Kreditkarte müsste er weiter analysieren.
    Er setzte sich in einen Ohrensessel und schloss die Augen. Seit vierundzwanzig Stunden hatte er nicht mehr geschlafen. Er lauschte den variantenreichen Akkorden von
Very Early
und tauchte in die wirbelnden Farben und Rhythmen des Stücks ein. Sein Vater war Jazzfan gewesen, und Gideon erinnerte sich, wie er allabendlich im Sessel saß, den Kopf über die Hi-Fi-Anlage gebeugt, Charlie Parker und Fast Waller lauschend, mit dem Fuß den Takt schlagend, mit dem kahlen Kopf nickend. Jazz war die einzige Musik, die sich Gideon anhörte, und er kannte sich gut darin aus, sehr gut …
    Als Nächstes nahm er bewusst wahr, dass er aufwachte, während die Schlussakkorde von
If You Could See Me Now
langsam verklangen.
    Er stand auf, trottete ins Bad, steckte den Kopf unter den Wasserhahn und stellte das kalte Wasser an. Nachdem er sich das Gesicht trocken gerubbelt hatte, trat er federnden Schritts wieder heraus. Gideon kam mit sehr wenig Schlaf aus, und nach einem Nickerchen war er meist völlig erfrischt. Es war jetzt fast neun Uhr früh, und er hörte, wie sich die Zimmermädchen auf dem Flur unterhielten.
    Er packte das Wanzensuchgerät weg und begann, Wus Kleidung mit einer Juwelierlupe und einem Skalpell zu inspizieren und die Nähte und Säume aufzutrennen. Die Kleidungsstücke waren steif, stellenweise blutdurchtränkt, kleine Splitter und Teilchen aus Metall, Glas und Plastik klebten daran. Er entfernte jedes Stückchen mit einer Pinzette und legte es auf ein Papiertuch, um es weiter zu untersuchen. Vor allem die Hose war blutverschmiert und zerrissen. Dort, wo das Blut dick und angetrocknet war, tränkte Gideon den Bereich sorgfältig mit nassen Papiertüchern, dann tupfte er ihn trocken und zupfte jedes Stückchen einzeln heraus.
    Vier Stunden später war er fertig. Nichts.
    Jetzt zu den Schuhen. Das Versteck, das ihm am wahrscheinlichsten erschien, hatte er sich bis zum Schluss aufgehoben.
    Mittagszeit. Seit dem Lunch am Vortag, ein Sandwich oben in den Bergen, hatte er nichts mehr gegessen, und jetzt hatte er nur ein Dutzend Espressos im Magen. Es war ein Gefühl, als hätte er einen halben Liter Batteriesäure getrunken. Wie auch immer, er griff zum Telefon und bestellte beim Zimmerservice einen dreifachen Espresso, heiß, sehr heiß.
    Er zog die Schuhe aus einem Papierbeutel und stellte sie auf den Beistelltisch. Billige Kopien von John-Lobbs-Schuhen, made in China. Beide Schuhe waren mit hartem Blut verkrustet – Wus Beine waren zerschmettert worden. Der eine Schuh war furchtbar zerschunden und vom Fuß abgeschnitten worden, der andere lediglich von Blut überkrustet. Wegen der Sommerhitze rochen sie bereits.
    Nachdem Gideon Platz geschaffen hatte, untersuchte er den rechten Schuh mit dem Wanzensuchgerät. Nichts. Es klopfte; er trat auf den Flur, zog die Tür nicht ganz auf, nahm den Espresso entgegen, gab dem Hotelboten ein Trinkgeld und trank den Espresso mit einem Schluck aus.
    Ohne auf das Brennen in der Magengrube zu achten, machte er sich wieder an die Arbeit. Methodisch nahm er den Schuh auseinander und beschriftete jedes Teil mit einem Filzstift. Zuerst löste er den Hacken, dann trennte er die Nähte der Sohle auf und löste diese, legte die Stifte und Nähte in Reih und Glied beiseite. Mit dem Skalpell trennte er die Nähte sämtlicher Lederstücke auf und breitete sie aus. Der Hacken war aus Leder und bestand aus mehreren Schichten, sorgfältig trennte er jede Schicht und legte sie nebeneinander. Eine zweite Suche mit dem Gerät ergab nichts. Immer noch mit Hilfe des Skalpells spaltete er jedes Stück Leder, untersuchte beide Seiten und ging wieder mit dem Suchgerät darüber hinweg. Doch wieder nichts.
    Er wiederholte das Prozedere beim anderen Schuh – vergebens.
    Er verstaute alles in Ziplock-Beuteln, beschriftete jeden einzelnen, dann legte er alles in eine große, extra zu diesem Zweck gekaufte Pelican-Tasche und verschloss sie. Er lehnte sich in dem Sessel zurück. »Meine Güte«, murmelte er verärgert. Die Sache nervte langsam. Der Gedanke an das viele Geld, das Glinn ihm versprochen hatte, munterte ihn allerdings wieder ein wenig auf.
    Jetzt zur Suche
im
Körper. Es war zwar eher unwahrscheinlich, irgendetwas zu finden, aber er musste gründlich vorgehen. Doch zuerst: Musik zum Durchleuchten menschlicher Eingeweide. Irgendetwas, das sich länger hinzog. Er

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