Gideon Crew 01 - Mission - Spiel auf Zeit
jetzt zu.
»Dahinten.« Sie lief die breite, asphaltierte Landungsbrücke hinunter.
»Das ist eine Sackgasse!«, rief er. Aber dann erblickte er geradeaus ein riesiges gelbes
H
auf dem Asphalt, innerhalb eines gelb umrandeten Kreises. Als er hochsah, hörte er wie aufs Stichwort das Geräusch eines Helikopters, der tief und schnell zur Landung ansetzte. Er flog einen Bogen um die Landungsbrücke, drosselte das Tempo, dann landete er, und die Rotoren drehten sich langsamer. Sie liefen auf ihn zu; eine Tür öffnete sich. Kaum waren sie hineingesprungen, hob er wieder ab und flog über den Hafen davon.
Mindy Jackson setzte sich auf einen der Sitze, schloss den Sicherheitsgurt und wandte sich zu Gideon um. Sie zückte ein Notizbuch und einen Kugelschreiber. »Ich habe Sie gerade eben rausgehauen. Jetzt werden Sie mir die Zahlen nennen. Und erzählen Sie mir ja keinen Quatsch.«
Also verriet er ihr die Zahlen.
36
Sie nahmen die erste zivile Maschine, die startete, einen Flug mit Emirates nach Dubai, wobei sie ihre Diplomatenpässe nutzten, um die Passkontrolle zu umgehen. Gegen 21 Uhr Ortszeit landeten sie in Dubai. Der Anschlussflug nach New York ging erst am nächsten Morgen.
»Das Hotel Bur Dubai ist ziemlich nett«, sagte Mindy Jackson, als sie den Zoll passierten und in Richtung Taxi-Warteschlange gingen. »Sie schulden mir einen steifen …«
Er breitete die Hände aus. »Drink oder …?«
Sie errötete. »Drink. Einen steifen
Drink
. Was haben Sie bloß für Phantasien?«
Sie stiegen in ein Taxi. »Das Bur Dubai«, sagte sie zum Fahrer, dann drehte sie sich zu Gideon um. »In der Cooz Bar gibt’s Jazz und Zigarren. Rote Samtsessel, Barhocker mit Leopardenfellbezug, jede Menge helles Holz.«
»Komisch, ich hätte Sie nicht für eine Zigarrenraucherin gehalten.«
Nachdem das Taxi im Schneckentempo durch den abendlichen Verkehr gekrochen war, fuhr es schließlich vor dem Hotel vor – zwei gerundete, ultramoderne schwarz-weiße Gebäude, die einander kreuzten. Sie begaben sich geradewegs in die Bar, ohne einzuchecken, und kamen gerade rechtzeitig zum zweiten Set.
Als man ihnen den Platz zuwies, begann die Bigband zu spielen. Wie vorauszusehen, war die Eröffnungsnummer das Ellington-Stück
Caravan
. Gideon hörte zu; die Band war gar nicht schlecht. Der Kellner kam herüber.
»Für mich einen Absolute Martini«, sagte Jackson, »wet und dirty, mit zwei Oliven. Und dazu«, fuhr sie fort und betrachtete die Zigarrenliste, »eine Bolívar Coronas Gigantes.«
Gideon bestellte ein Bier, nach dem übermäßigen Alkoholkonsum vom Vorabend wollte er es ruhig angehen lassen. Der Kellner kam mit den Getränken und der Zigarre zurück.
»Die wollen Sie rauchen?«, fragte Gideon und beäugte die torpedoförmige Aluminiumröhre.
»Nein, Sie. Ich sehe gern zu, wenn ein Mann Zigarre raucht.«
Seinen niederen Instinkten nachgebend, zog Gideon die Zigarre aus der Röhre hervor und strich sich damit unter der Nase entlang. Sie war extrem gut. Er schnitt das Ende mit einem bereitliegenden Zigarrenknipser ab und zündete sie an.
Jackson betrachtete ihn von der Seite. »Wie ich gedacht habe – Zigarre steht Ihnen gut.«
»Hoffen wir bloß, dass ich keinen Krebs bekomme und man mir die Lippen abschneiden muss.«
»Schöne Lippen.« Sie nippte an ihrem Drink und schaute ihn dabei weiterhin an. »Wissen Sie, ich kenne niemanden, der so aussieht wie Sie: pechschwarze Haare, hellblaue Augen.«
»Ich bin der dunkle irische Typ. Nur eben nicht irischer Abstammung.«
»Ich wette, Sie bekommen leicht einen Sonnenbrand.«
»Leider, ja.«
Hier, so weit weg von zu Hause, schien Jackson ein ganz anderer Mensch zu sein. »Haben Sie eine Ahnung, was diese Zahlen bedeuten?«, fragte er sie.
»Noch nicht. Ich habe sie aber schon telefonisch durchgegeben.«
»Ich würde gern davon erfahren, wenn Ihre Leute etwas gefunden haben.«
Jackson schwieg. Die Band spielte jetzt eine weitere Ellington-Nummer.
Mood Indigo
.
Weil er ihr die Zahlen gegeben hatte, fand Gideon, dass er das Gespräch ein wenig forcieren könnte. »Erzählen Sie doch mal ein bisschen mehr über diesen Nodding Crane. Klingt so, als wäre er eine Figur aus einem James-Bond-Film.«
»In gewisser Weise ist er das auch. Ein gezüchteter Killer. Wir wissen sehr wenig über ihn – er kommt aus dem Westen Chinas, ist von mongolischer Abstammung und hat mehr als ein wenig Dschingis Khan in sich. Er wuchs – so hören wir – in einer speziellen Trainingseinheit
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