Gideon Crew 02 - Countdown - Jede Sekunde zählt
schnappte.
Schnell legte Gideon die Finger an die Lippen und gab dem Mann ein Zeichen, nach draußen zu kommen. Doch stattdessen ging der Mann in Richtung Treppe. Wieder klopfte Gideon an, lauter diesmal, und schüttelte den Kopf, wobei er die Finger nochmals an den Mund legte. Dann hielt er die Notiz hoch, die er geschrieben hatte.
Weck Kommandant Will nicht auf!
Ich muss mit dir reden
Wichtig!!
Der Mann zögerte. Weil Gideon sich das Gesicht geschwärzt hatte, konnte der andere ihn nicht erkennen, außerdem hoffte Gideon, dass er annehmen würde, es handle sich um jemanden von der Ranch. Wer sonst würde einfach so ans Fenster klopfen?
Der Mann schulterte das Gewehr und kam zur Tür.
Gideon zog sich vom Haus an den Waldrand zurück, während der Mann um die Ecke bog und dahin und dorthin blickte. Gideon ließ seine Taschenlampe aufblitzen, worauf der andere näher kam.
»Wer bist du?«, flüsterte er.
»Psst!«, sagte Gideon. »Wenn du Willis aufweckst, bekommen wir große Schwierigkeiten. Das hier ist wichtig, richtig wichtig.«
Der Mann runzelte misstrauisch die Stirn. »Worum geht’s?«, fragte er und nahm das Gewehr von der Schulter. »Wer bist du, und warum zum Teufel hast du dir das Gesicht geschwärzt?«
Gideon trat einen Schritt zurück, dann schaltete er die Taschenlampe aus und bewegte sich rasch und leise in eine seitliche Position.
Der Mann blieb am Waldsaum stehen. »Lane, bist du es?« Er sah sich um, wobei er mit seinem Gewehr noch immer dorthin zielte, wo Gideon nicht mehr stand. »Was willst du? Komm da raus.«
Gideon rannte los und versetzte dem Mann mit dem Gummiknüppel einen Schlag seitlich an den Kopf. Mit einem Stöhnen sackte der Mann zu Boden. Zum Glück löste sich kein Schuss aus der Waffe.
Gideon packte den Mann unter den Armen und zog ihn tiefer in den Wald, band ihn an einem Baum fest, legte ihm eine Augenbinde an und knebelte ihn. Und dann versetzte er ihm – nach kurzem Zögern – einen zweiten Schlag.
Er hob die M16 vom Boden auf, kehrte zum Haus zurück, schlich sich hinein und stellte es behutsam zurück an das Sofa. Rasch kritzelte er eine zweite Notiz, nur für den Fall, dass jemand zufällig vorbeikam, und ließ sie auf dem Schaukelstuhl zurück.
Ich bin gleich zurück
Nicht Kommandant Will aufwecken!!
Das würde wahrscheinlich niemanden lange in die Irre führen, aber es würde das Ganze wenigstens hinauszögern. Es hatte Gideon immer erstaunt, dass die meisten Menschen eine Anweisung auch dann befolgen, wenn sie unlogisch oder töricht ist. Eine Reaktion, die er sich häufig zunutze gemacht hatte, mit gutem Ergebnis.
Er schlich die Treppe hinauf. Jetzt stellte sich ihm das zweite Problem: Was tun, wenn Lockhart eine Frau in seinem Zimmer hatte? Er glaubte keine Sekunde lang, dass der Mann »im Zölibat« lebte.
Leise schlich er durch Lockharts dunkles, leeres Büro. Die Tür zum Schlafzimmer war verschlossen. Gideon kniete sich hin, holte sein Werkzeug hervor und schloss – unendlich vorsichtig und langsam – die Tür auf.
Im Zimmer brannte ein Nachtlicht, und Gideon sah zu seiner riesengroßen Erleichterung, dass Lockhart allein war.
Mit einem entrollten Stück Klebeband, bereit, in Aktion zu treten, ging er leise zum Bett hinüber. Er beugte sich über Lockhart, der auf dem Rücken schlief. Und dann setzte Gideon dem Mann in einer fließenden Bewegung das Knie auf die Brust, während er ihm gleichzeitig die Klinge des Rasiermessers an den Hals drückte.
»Wenn du dich bewegst oder auch nur einen Ton von dir gibst, schneide ich dir die Kehle durch«, flüsterte er Lockhart heiser krächzend ins Ohr.
Gideon hatte zuvor die Klinge stumpf gemacht, aber das wusste Lockhart ja nicht. Jetzt, da er ihm die Klinge an die Gurgel hielt, erlosch jede Gegenwehr. Lockhart lag da, das Weiße seiner Augen glänzte im Dunkel. Und seine Augen weiteten sich noch stärker, als er Gideon trotz des geschwärzten Gesichts erkannte.
Das Rasiermesser weiter an Lockharts Hals, sagte Gideon: »Sperr den Mund auf. Weit.«
Lockhart öffnete den Mund. Gideon steckte den Lauf des Colt Python hinein, dann nahm er das Rasiermesser weg. »Du machst jetzt genau, was ich dir sage, okay? Blinzle einmal für Ja.«
Nach einem Moment blinzelte Lockhart.
»Steh auf, schön langsam. Lass den Lauf im Mund.«
Er löste sich von Lockhart, der aufstand, wie ihm befohlen worden war.
»Hände auf den Rücken.«
Lockhart legte die Hände auf den Rücken, und Gideon fesselte ihn mit den
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