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Gideon Crew 02 - Countdown - Jede Sekunde zählt

Titel: Gideon Crew 02 - Countdown - Jede Sekunde zählt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lincoln Douglas & Child Preston , Lincoln Child
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eine Gruppe von Büschen, wobei die Zweige am Lack kratzten, bis der Wagen gut versteckt war.
    Er stieg aus. Er hatte sich ein paar von Blaines Klamotten ausgeliehen – ein bisschen weit und ein bisschen kurz, aber zu gebrauchen – und war ganz in Schwarz gekleidet; das Gesicht war geschwärzt mit Holzkohle. Ein Colt Python 357 Magnum Revolver mit einem 4-Zoll-Lauf – Gideons Meinung nach die furchteinflößendste Handfeuerwaffe überhaupt – lag in der einen Hand, und ein altmodisches Rasiermesser befand sich in seiner Tasche. Er würde niemanden umbringen, wenigstens hatte er das nicht vor, aber das äußere Erscheinungsbild war entscheidend für sein Vorhaben.
    Zunächst musste er einige Arbeiten erledigen. Vom Rücksitz des Jeeps holte er eine Schaufel und eine Hacke und suchte sich einen weichen, lehmigen Abschnitt des Waldbodens zum Graben. Er brach den Boden mit der Hacke auf, dann schaufelte er die lose Erde heraus, wobei er die Seiten glättete. Nach einer knappen Stunde hatte er ein flaches Grab ausgehoben, ein ungefähr zwei Meter langes Rechteck, fünfzig Zentimeter breit und einen Meter tief.
    Er legte die Schaufel in den Jeep zurück, wusch sich die Hände mit Wasser aus einem Kanister, dann holte er eine Rolle Klebeband, ein paar Kabelbinder und einige andere Sachen vom Sitz und stopfte sich alles in die Taschen. Er verließ das Grab und durchquerte den dunklen Ponderosakiefernwald. Die Paiute Creek Ranch lag auf rund 2500 Metern Höhe, und obwohl es Sommer war, war die Nachtluft kühl. Er blieb oft stehen, um den Nachtgeräuschen des Waldes zu lauschen: dem fernen Heulen eines Rudels Kojoten, dem tiefen Bass eines Virginia-Uhus.
    Nach achthundert Metern gelangte er an den Maschendrahtzaun, der das Ranchgelände umgab. Durch die Bäume war gelblicher Lichtschein aus Fenstern zu erkennen. Er blieb am Zaun stehen und lauschte, aber vom Gelände drang kein Laut herüber. Es war, wie er gehofft hatte: Die Leute lebten offenbar nach »Ranchzeit«, zu Bett bei Sonnenuntergang, aufstehen, bevor die Sonne aufging.
    Eine sorgfältige Inspektion ließ vermuten, dass es entlang des Zauns keine ausgeklügelten Alarmanlagen oder Sensoren gab. Gideon holte eine Drahtzange hervor, durchtrennte die Maschendrahtglieder und zog die so entstandenen Kanten auseinander. Er kroch hindurch und schritt vorsichtig durchs Dunkel zur Rückseite des Ranchhauses. Alles war ruhig. Hinter den unteren Fenstern brannten ein paar funzelige gelbliche Lichter, aber weil die Ranch ihren Strom mit Sonnenenergie und Batterien erzeugte, gab es keine hellen Scheinwerfer oder Flutlichter.
    Gideon war überzeugt davon, dass es irgendeine Art Nachtpatrouille gab. Diese Leute waren paranoid und hatten sicherlich Wachleute postiert. Äußerst vorsichtig näherte er sich dem Gebäude und spähte in ein Fenster. Dort im Schaukelstuhl saß der Cowboy mit dem rechteckigen Vollbart, ruhig und aufmerksam, und las in einem Buch. Neben ihm stand ein M16 gegen das Sofa gelehnt.
    Bestimmt bewohnte Lockhart die Zimmer im Obergeschoss. Es war eindeutig die komfortabelste Unterbringung auf der Ranch. Ein Zimmer war sein Büro gewesen, und Gideon erinnerte sich, durch eine offene Tür in ein luxuriöses Schlafzimmer mit Bordellsamtwänden und einem Himmelbett geblickt zu haben. Das musste Lockharts Schlafzimmer sein.
    Also musste er etwas gegen den Mann im Erdgeschoss unternehmen.
    Er beobachtete ihn eine Zeitlang. Er wirkte nicht schläfrig, er trank keinen Alkohol, und er las – was Gideon am meisten beunruhigte – Ulysses von James Joyce. Der Mann war kein dummer hinterwäldlerischer Cowboy. Die Kleidung war nur Schau. Das war eine gebildete, intelligente Person, die sich nicht so leicht zum Narren halten ließ.
    Gideon hatte vorausgesehen, dass er dem einen oder anderen Problem begegnen würde, jetzt wurde ihm klar, dass das bereits geschehen war. Er musste um jeden Preis verhindern, dass der Mann einen Alarm auslöste. Denn das würde zu viel Lärm machen und würde höchstwahrscheinlich in einem Krawall oder einem Kampf enden. Außerdem hatte Ulysses ein Sturmgewehr. Gideon begann, einen Plan zu entwerfen. Er war zwar hochriskant, aber ihm fiel nichts Besseres ein.
    Er zog ein Stück Papier aus der Tasche und schrieb eine kurze Notiz darauf. Er atmete durch, dann klopfte er ans Fenster. Der Mann blickte auf, sah Gideons geschwärztes Gesicht, das durchs Fenster spähte, und erhob sich jäh von seinem Stuhl, wobei er sich das Gewehr

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