Gideon Crew 02 - Countdown - Jede Sekunde zählt
Kabelbindern. Er zog ihm den Lauf des Revolvers aus dem Mund, nahm die Rolle Klebeband und klebte ihm damit den Mund zu.
»Jetzt machen wir beide einen Spaziergang. Ich werde die Mündung dieser Waffe an deinen Hinterkopf halten und garantiert abdrücken, wenn irgendetwas passiert. Wir werden zur Tür hinausgehen, die Treppe hinunter und das Ranchgelände verlassen. Ich wiederhole: Wenn irgendetwas uns stört, schieße ich dir in den Kopf. Es liegt also ganz an dir, sicherzustellen, dass uns niemand stört. Nicke, wenn du einverstanden bist.«
Nicken.
»Schläft sonst noch jemand hier oben?«
Nicken.
»Zeig mir das Zimmer.«
Mit verbundenen Händen deutete Lockhart auf den angrenzenden Raum, in dem Gideon zuvor die Frau gesehen hatte, die sich auf dem Bett lümmelte.
»Gut. Wenn sie aufwacht, stirbst du. Geh jetzt die Treppe runter und zur Seitentür hinaus.«
Lockhart erwies sich als sehr kooperativ. Er tat alles genau nach Anweisung. Binnen einer Minute befanden sie sich in der Dunkelheit des Waldes. Gideon schaltete die LED-Taschenlampe an und trat mit Lockhart durch das Loch im Zaun und ging die achthundert Meter durch den Wald bis zu der Stelle, wo er das Grab ausgehoben hatte.
Als sie dort ankamen, sah Lockhart das Grab im Licht der Taschenlampe und geriet vor Angst sofort ins Straucheln. Gideon musste ihn festhalten, damit er nicht umfiel. Durch das Klebeband gab er einen gedämpften Laut von sich.
Gideon riss ihm das Band vom Mund. Lockhart keuchte, strauchelte noch einmal. Er war außer sich vor Angst.
»Leg dich ins Grab.«
»Nein. O mein Gott. Nein …«
»Ins Grab.«
»Warum? Warum ins Grab …?«
»Weil ich dich töten und begraben werde. Geh da rein.«
Willis Lockhart sackte auf die Knie, plappernd, die Tränen rannen ihm die Wangen hinunter. »Nein, bitte. Tun Sie das nicht. Tun Sie das nicht, bitte, bitte nicht …« Seine Stimme versagte. Er brach direkt vor Gideons Augen zusammen.
Gideon schubste ihn nach hinten, und er stürzte, rutschte in das Erdloch und kletterte schnell vor lauter Schreck wieder heraus. Gideon trat einen Schritt vor, die Waffe ausgestreckt.
»Mach den Mund auf.«
»Nein. Bitte bitte, bitte, bitte, bitte, nein, nein, nein … «
»Dann erschieße ich dich und rolle deine Leiche da rein.«
»Aber warum, warum? Ich tue alles, alles, sagen Sie mir bloß, was Sie wollen!« Lockharts Stimme nahm einen jammernden, wehklagenden Ton an, er schluchzte, zwischen seinen Beinen breitete sich ein dunkler Fleck aus. Und dann übergab er sich, einmal, zweimal.
»Ich mache alles …«, stieß er keuchend und würgend aus, während ihm dicke Speichelfäden aus dem Mund hingen.
Jetzt war der richtige Zeitpunkt.
»Erzähl mir von der Atombombe.«
Schweigen, begleitet von einem leeren Blick.
»Die Atombombe«, sagte Gideon. »Erzähl mir von deinen Plänen für die Atombombe. Die Bombe, die du in D. C. hochgehen lassen willst. Wenn du mir davon erzählst, lasse ich dich laufen.«
»Atombombe?« Lockhart starrte ihn verständnislos an. »Was für eine Atombombe?«
»Spiel nicht den Dummen. Wenn du mir davon erzählst, bist du ein freier Mann. Andernfalls …« Gideon deutete mit dem Revolver auf das Grab.
»Wovon … wovon reden Sie da? Bitte, ich verstehe nicht … « Lockhart starrte mit weit aufgerissenen Augen auf den Revolver, sein Flehen verwandelte sich in zusammenhangloses Gebrabbel.
Gideon sah ihn an, und da kam ihm ein furchtbarer Gedanke: Der Mann wusste wirklich nichts. Er mochte der Anführer einer Sekte sein, ein egozentrischer und paranoider Mann, der unter Größenwahn litt, aber was den Atomanschlag betraf, war er offensichtlich unschuldig. Gideon hatte einen Fehler begangen.
»Es tut mir leid.« Gideon streckte den Arm aus, packte Lockhart und zog ihn hoch. »Es tut mir wirklich leid.« Er durchtrennte die Kabelbinder und steckte den Revolver ein. »Gehen Sie.«
Lockhart schaute ihn nur ausdruckslos an.
»Sie haben doch gehört: Verschwinden Sie. Los!«
Aber der Mann wollte immer noch nicht abhauen. Ausdruckslos, wie betäubt, noch immer vor Angst wie gelähmt, starrte er vor sich hin. Vor Selbstekel fluchend, drehte sich Gideon um, schritt in die Büsche, stieg in den Jeep und fuhr los. Und während die Reifen im Sand durchdrehten, er wendete und Vollgas gab, wollte er nichts anderes, als so schnell wie möglich von hier zu verschwinden.
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A ls Stone Fordyce nach einer Inspektion der Teams, die den See absuchten und weiterhin das
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