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Gideon Crew 02 - Countdown - Jede Sekunde zählt

Titel: Gideon Crew 02 - Countdown - Jede Sekunde zählt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lincoln Douglas & Child Preston , Lincoln Child
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Mann würde am nächsten Morgen aufwachen und seine Kollegen köstlich mit seiner Geschichte über diesen Provinzler amüsieren, der keine Ahnung hatte, wie man sich in New York City ein Taxi sichert. Gut so. Der konnte ihn mal. Noch ein Beweis dafür, dass sie es nicht wert waren, gerettet zu werden. Er, Gideon, würde sich in seine Hütte in den Jemez Mountains zurückziehen, sollten diese Ärsche sich doch selber helfen …
    Doch während ihm dieser Gedanke noch durch den Kopf ging, zauderte er. Wieso maßte ausgerechnet er sich ein Urteil an? Die Welt wurde von allen möglichen Menschen bevölkert. Wenn er zu seiner Hütte floh und New York durch eine Atombombe ausgelöscht würde, wie würde er dann vor sich dastehen? War er dafür verantwortlich? Nein. Doch wenn er davonlief, rangierte er um einiges unter diesem Drecksack im Smoking.
    Ob er noch elf Monate oder fünfzig Jahre zu leben hatte, in jedem Fall wäre es ein langer und einsamer Zeitraum, in dem er sich nie und nimmer vergeben würde.
    Einen wütenden Augenblick lang zögerte er. Und dann, innerlich kochend vor Wut und Frustration, drehte er sich um und ging zurück zur Little West 12th Street, zur unbeschilderten Tür von Effective Engineering Solutions, Inc. Sie öffnete sich schon, als er sich näherte, so als hätte Glinn ihn erwartet.

11
    C halkers Leichnam lag auf einer emaillierten Trage, umschlossen von einem großen Glaskubus – wie die Opfergabe für irgendeinen Hightech-Gott. Die Leiche war eröffnet und obduziert worden, eine rötliche Masse zwischen grauem Stahl, Glas und Chrom, diverse Organe waren darum arrangiert. Herz, Leber, Magen und andere Körperteile, die Gideon nicht erkannte und auch nicht erkennen wollte. Es hatte etwas einzigartig Beunruhigendes, die Innereien eines Menschen zu sehen, den man einmal persönlich gekannt hatte. Es war nicht bloß ein weiteres Bild in den Abendnachrichten.
    Chalkers persönliche Gegenstände lagen geordnet auf einem Tisch neben der Leiche: seine Kleidung, Brieftasche, Schlüssel, Gürtel, Kreditkarten, Ausweispapiere, Kleingeld, Fahrkarten, Papiertaschentücher und diverse andere Gegenstände, alle mit kleinen Zetteln versehen. Alle offenbar radioaktiv.
    An einem Schaltpult bedienten Mitarbeiter und Techniker eine Reihe von Roboterarmen im Innern das Glaskubus, jeder Arm endete in andersartigen, gruselig aussehenden Sezierinstrumenten – Knochenmeißeln, Scheren, Hämmerchen, Pinzetten, Messern, Schädelbrechern, Spreizern und sonstigen Werkzeugen der Sektion. Trotz des bereits extrem sezierten Zustands der Leiche wurde die Arbeit daran noch fortgesetzt.
    »Glück gehabt!«, sagte Fordyce und zückte sein Notizbuch. »Wir haben die Autopsie nicht ganz verpasst.«
    »Komisch, ich habe genau das Gegenteil gedacht«, sagte Gideon.
    Fordyce sah ihn an und verdrehte die Augen.
    Gideon hörte ein Surren. Einer der Roboterarme, der in einer Kreissäge endete, begann, sich zu bewegen, das Sägeblatt rotierte immer schneller, bis ein hohes Winseln zu hören war. Während die Sektionsgehilfen in ihre Headsets murmelten, senkte sich die Klinge in Chalkers Schädel. »Torquemada hätte das hier geliebt«, sagte Gideon.
    »Anscheinend sind wir gerade rechtzeitig für die Entnahme des Gehirns gekommen«, sagte Fordyce, befeuchtete seinen Zeigefinger und blätterte in seinem Notizbuch, um eine leere Seite zu finden.
    Das Winseln klang gedämpfter, als die Säge sich in Chalkers Stirn senkte. Eine dunkle Flüssigkeit lief in die Ablaufrinne an der fahrbaren Trage. Gideon wandte sich ab und tat so, als betrachte er irgendwelche Unterlagen in seiner Aktentasche. Wenigstens, dachte er, verströmte die Leiche keinen Geruch.
    »Agent Fordyce? Dr. Crew?«
    Gideon blickte auf und sah einen Sektionsgehilfen mit großer Brille, Pferdeschwanz und Klemmbrett, der erwartungsvoll neben ihnen stand.
    »Dr. Dart möchte Sie jetzt in seinem Büro empfangen.«
    Erleichtert folgte Gideon dem Mann in eine abgeteilte Kabine am gegenüberliegenden Ende des Hightech-Areals. Fordyce kam mit und grummelte vor sich hin, weil er gerade jetzt von der Autopsie fortgeholt wurde. Sie betraten einen spartanisch eingerichteten, höchstens drei mal vier Meter großen Raum. Dart selbst saß hinter einem kleinen Schreibtisch, der mit dicken Aktenstapeln bedeckt war. Er erhob sich und streckte ihnen die Hand entgegen, erst Fordyce, dann Gideon.
    »Bitte nehmen Sie Platz.«
    Sie setzten sich auf Klappstühle, die vor dem Schreibtisch

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