Gideon Crew 02 - Countdown - Jede Sekunde zählt
einfach, Washington Union Station nach New York Grand Central, datiert auf gestern Nachmittag. Wir haben einen Zettel gefunden mit einer Internetadresse und mehreren Telefonnummern. Die Telefonnummern werden gerade untersucht.«
Fordyce blickte auf. »Die Internetadresse?«
»Ich fürchte, ich bin nicht befugt, diese Information herauszugeben.«
Es entstand ein Schweigen. »Entschuldigen Sie«, sagte Fordyce dann, »aber ich dachte, wir wären befugt, sämtliche Informationen zu erhalten.«
Dart sah ihn mit seinen glänzenden Augen an. »Bei Ermittlungen wie diesen«, sagte er, »muss es ein bestimmtes Maß an Bereichsbildung geben. Jeder Ermittler bekommt das, was er wissen muss, und nicht mehr. Wir alle müssen innerhalb von Parametern arbeiten.« Sein Blick wechselte zu Gideon. »Mir wurden zum Beispiel Informationen über den privaten Auftraggeber vorenthalten, für den Sie arbeiten.« Er lächelte, dann fuhr er in trockenem Tonfall fort: »Die Untersuchung von Chalkers Mageninhalt deutet darauf hin, dass er seine letzte Mahlzeit gegen Mitternacht eingenommen hat. Krebssuppe, Brot, Schinken, Salat, Tomaten, russisches Dressing und Pommes frites.«
»Na toll«, sagte Gideon. »Kein Wunder, dass er radioaktiv ist.«
Noch ein Stöbern in den Unterlagen. »Wir haben in seiner Brieftasche zwei Kreditkarten gefunden, einen Führerschein, einen Los-Alamos-Ausweis und verschiedene andere Dinge. Diese werden zurzeit untersucht.«
»Was ist mit der Autopsie?«, fragte Fordyce.
»Die vorläufigen Ergebnisse deuten auf eine Schädigung seiner Schilddrüse hin, was mit der Jod-131-Exposition übereinstimmt. Es handelt sich dabei«, er warf Fordyce einen Blick zu, »um ein wichtiges Spaltprodukt von U-235 und deutet darauf hin, dass Chalker vor dem Kritikalitäts-Ereignis bereits eine Zeitlang einer Dosis niedriger Radioaktivität ausgesetzt war.«
»Haben Sie eine Vorstellung, was den Zeitraum betrifft?«
»Die Zellnekrose deutet auf einen Zeitraum von mehr als elf Tagen hin.« Stöbern. »Es gibt auch klassische Hinweise auf eine massive Kontamination mit ionisierender Strahlung beim Kritikalitäts-Ereignis, mit einer Exponierung im Bereich von achttausend Rad. Die Haut und die inneren Organe zeigen allesamt Symptome eines akuten Strahlensyndroms, Beta- wie auch Gammaverbrennungen. Die Exposition betraf die Vorderseite des Körpers, am stärksten war dabei die Exposition der Hände. Die Spuren hochangereicherten Urans an seinen Händen verweisen darauf, dass er tatsächlich das Material angefasst hat, als dieses kritisch wurde.«
»Ohne Handschuhe?«, fragte Gideon.
Dart sah ihn an. »Ja. Und das ist auch etwas, worüber wir uns wundern. Warum hat er keine Schutzkleidung getragen? Es sei denn natürlich, er hat nicht damit gerechnet, sehr viel länger zu leben.« Diesem Satz folgte eine kurze Stille, und dann klappte Dart die Akte zu. »Das ist alles, was wir bisher wissen.«
Gideon sagte: »Wenn das stimmt, dann bleibt uns nicht viel Zeit.«
»Warum?«
»Weil mir scheint, dass er dabei war, eine Atombombe zu bauen.«
»Woher wollen Sie das wissen?«, fragte Fordyce und drehte sich zu Gideon um.
»Bei der einfachsten Atombombe – so einer, die Terroristen bauen würden – handelt es sich um eine gewehrähnliche Bombe. Zwei Stücke U-235 werden gemeinsam in einer Röhre abgefeuert, um die kritische Masse zu erreichen. Bei einer solchen Bombe werden die beiden Hälften abgeschirmt aufbewahrt, wobei man die Teile so lange voneinander entfernt hält, bis es an der Zeit ist, die Bombe tatsächlich zusammenzubauen. Weil diese beiden Hälften, wenn sie einander ohne ordnungsgemäße Isolierung zu nahe kommen, Neutronen austauschen und kritisch werden und dann explosionsartig Gammastrahlung freisetzen, die exakt jener entspricht, der Chalker ausgesetzt war.«
»Sie behaupten also, dass Chalker die Waffe gebastelt und die Sache dann vermasselt hat?«, fragte Fordyce.
»Genau das behaupte ich.«
»Wurde die Waffe also dabei zerstört?«
»Überhaupt nicht«, sagte Gideon. »Kann sein, dass sie es ein bisschen ist, aber nicht so, dass ein Selbstmordattentäter sich darüber Sorgen machen müsste. Die Tatsache, dass das Uran kritisch wurde, muss physikalische Veränderungen im Kern verursacht haben, die leider den Ausstoß verstärken werden. Die Bombe wird dadurch eher noch wirkungsstärker.«
»Mist«, murmelte Fordyce.
»Sehr gut, Dr. Crew«, sagte Dart. »Unser internes Bewertungsteam ist zu fast den
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