Gideon Crew 02 - Countdown - Jede Sekunde zählt
Connie Rust, Chalkers Ex-Frau, zu betreten. Eine Zeugenvorladung unter Strafandrohung, damit erzwingen wir ihre Kooperation.«
»Wie haben Sie denn das geschafft?«
»Ich habe direkt in Darts Büro angerufen und mit seinem Assistenten gesprochen, einem Typen namens Cunningham. Er meinte, er würde die Sache in die Hand nehmen, und das hat er auch getan. Und noch etwas: Chalkers Frau ist noch nicht vernommen worden.«
»Wie kommt das?«
»Typisches Wiehern des Amtsschimmels. Die ursprüngliche Zeugenvorladung, die erlassen wurde, war fehlerhaft, sie mussten sie neu ausstellen und erneut vom Richter unterschreiben lassen, der schon ziemlich genervt war.«
»Wie haben Sie es angestellt, dass uns das übertragen wurde?«
»Ich habe einen Gefallen eingefordert. Einen großen. Aber um die Wahrheit zu sagen, im Grunde glaubt niemand, dass es etwas bringt, sie zu vernehmen. Sie und Chalker waren längst geschieden, als er zum Islam übergetreten ist, ihr Verhältnis war nicht gerade freundschaftlich, und offenbar ist sie ein ziemlich trauriger Fall.« Fordyce verstaute die Unterlagen wieder. »Morgen bei Sonnenaufgang laufen wir bei der Ranch auf. Um zwei sind wir zum Tee mit dem Imam verabredet.«
»Tee mit dem Imam. Klingt wie eine Comedy-Serie der BBC.«
Fordyce’ Drink kam, den er mit kaum weniger Gusto hinunterkippte wie seine zahlreichen Espressos. »So. Was wissen Sie über die Paiute Creek Ranch?«
»Nicht viel«, antwortete Gideon. »Sie hat keinen guten Ruf. Manche sagen, es handle sich um eine Sekte, ähnlich den Davidianern, mit bewaffneten Wachtposten und verschlossenen Toren. Ein Guru namens Willis Lockhart hat das Sagen.«
»Gegen die Leute liegt nichts vor«, sagte Fordyce. »Ich habe das überprüft. Keine Anschuldigungen wegen Kindesmissbrauch, keine Bigamie, keine Verstöße gegen das Waffengesetz, und ihre Steuern zahlen sie auch.«
»Wie ermutigend«, bemerkte Gideon. »Also, wie sieht Ihr Plan aus?«
»Wir gehen locker rein, ohne sie zu erschrecken, zeigen unsere Vorladung, ganz nett und höflich, schnappen uns die Frau und gehen wieder. Zur Vernehmung müssen wir sie in die Kommandozentrale nach Santa Fe bringen, aber auf der Fahrt bekommen wir bestimmt die Gelegenheit, selbst zu hören, was sie zu sagen hat.«
»Und wenn die Leute von der Ranch nicht kooperieren?«
»Fordern wir Verstärkung an.«
Gideon runzelte die Stirn. »Die Ranch liegt tief in den Bergen. Es würde mindestens eine Stunde dauern, bis die Verstärkung eintrifft.«
»In dem Fall verabschieden wir uns höflich und kehren mit dem Sondereinsatzkommando im Schlepptau zurück.«
»Hoppla. Waco, sage ich nur. Sektentod in Texas.«
Irritiert lehnte Fordyce sich zurück. »Ich mache das seit Jahren. Glauben Sie mir, ich weiß, wie man da am besten vorgeht.«
»Sicher, aber ich hätte da eine andere Idee …«
Gespielt dramatisch hob Fordyce beide Hände. »Bitte nicht! Ich habe genug von Ihren ›Ideen‹.«
»Das Problem ist, da hineinzugelangen. Richterliche Anordnung und Zeugenvorladung hin oder her, die werden uns wahrscheinlich nicht einfach so hineinlassen. Und selbst wenn, wie sollen wir Chalkers Frau finden? Glauben Sie, die holen sie uns einfach her? Die Ranch ist Hunderte Hektar groß, da brauchen wir deren Kooperation …«
Fordyce fuhr sich mit der Hand durch die ordentliche Kurzhaarfrisur. »Schon gut, schon gut. Also, wie sieht Ihre großartige Idee aus?«
»Wir gehen verdeckt rein. Als … na ja …« Gideon überlegte. »Wen würden diese Leute aufs Ranchgelände lassen?«
»Zeugen Jehovas?«
Gideon nahm einen Schluck von seiner Margarita. »Nein. Wir unterbreiten ihnen ein geschäftliches Angebot.«
»Ach ja?«
»In New Mexico wurde gerade ein neues Gesetz zu medizinischem Marihuana erlassen.« Er erklärte Fordyce die Idee, die in ihm aufgekeimt war. Der FBI-Agent schwieg lange und blickte auf die Eiswürfel in seinem Glas. Dann hob er den Kopf.
»Wissen Sie was? Der Plan ist gar nicht so übel.«
Gideon schmunzelte. »Sie werden Ihre perfekte Frisur zerzausen und endlich auf Ihren adretten Anzug verzichten müssen. Auf den Anblick freue ich mich jetzt schon.«
»Das Reden überlasse ich Ihnen. Sie sehen ohnehin aus wie ein Kiffer.«
21
A m nächsten Morgen fanden sie sich am Laden der Heilsarmee ein, sobald er aufmachte. Gideon ging die Kleiderständer durch, suchte sich mehrere Kleidungsstücke aus und gab sie Fordyce, der sie mit kaum verhohlenem Abscheu entgegennahm. Nach einem
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