Gideon Crew 02 - Countdown - Jede Sekunde zählt
Ranchhauses zu sehen. Weiter entfernt, längs des Paiute Creek, lagen grüne Äcker.
Gideon rüttelte am Zaun. »Yo!«
Nichts. War auch die Ranch schon von ihren Bewohnern verlassen worden?
»Hey! Jemand zu Hause?«
Ein Mann trat aus der Blockhütte und kam zum Tor. Er hatte langes, wirres schwarzes Haar und einen langen, gestutzten Vollbart im Mountain-Man-Stil. Im Näherkommen zückte er beiläufig eine Machete, die in seinem Gürtel steckte.
Gideon spürte, wie Fordyce, der neben ihm stand, sich anspannte.
»Ganz locker bleiben«, murmelte er. »Ist besser als eine Fünfundvierziger.«
Der Mann blieb einige Schritte vom Zaun entfernt stehen, die Machete dramatisch vor die Brust gelegt. »Das hier ist Privatbesitz.«
»Ja, ich weiß«, sagte Gideon. »Hör zu, wir sind Freunde. Lass uns rein.«
»Wen wollt ihr sprechen?«
»Willis Lockhart.« Gideon nannte den Namen des Anführers der Kommune.
»Erwartet er euch?«
»Das nicht, aber wir haben ihm einen geschäftlichen Vorschlag zu machen, den er sich bestimmt gern anhört – garantiert. Er wäre sicherlich sauer, wenn wir weggeschickt würden, ohne dass er Gelegenheit hatte, sich den Vorschlag anzuhören. Stinksauer. «
Der Mann dachte einen Augenblick nach. »Was ist das für ein Vorschlag?«
»’tschuldigung, Mann, aber das ist nur für Lockharts Ohren bestimmt. Es geht um Geld. G-E-L-D.«
»Kommandant Will ist ein vielbeschäftigter Mann.«
Kommandant Will. »Also, lässt du uns nun rein oder nicht? Wir sind nämlich auch vielbeschäftigte Leute.«
Der Mann zögerte. »Bist du bewaffnet?«
Gideon streckte die Arme aus. »Nein. Kannst du gern überprüfen.« Tatsächlich hatten sie ihre Waffen im Auto gelassen. Fordyce hatte seinen Ausweis, die richterliche Anordnung und die Zeugenvorladung mit Gummiband am Schienbein befestigt, unter der Hose.
»Und er?«
»Nein.«
Der Mann schob die Machete zurück hinter den Gürtel. »Gut. Aber dem Kommandanten wird es gar nicht gefallen, wenn ihr Typen nicht die seid, für die ihr euch ausgebt.«
Er schloss das Tor auf, und sie betraten nacheinander das Gelände. Der Mann tastete sie flüchtig nach Waffen ab. Gideon fiel auf, dass er das Tor wieder versperrte, was ungünstig war. Immerhin, er hatte sehr viel weniger Wind machen müssen, um hineinzukommen, als er erwartet hatte.
Sie gingen an einem Gehege vorbei, in dem einige Kommune-Mitglieder, die aussahen wie ganz normale Cowboys, Rinder brandmarkten und deren Hufe beschnitten. Hinter einer Kurve kam das große Ranchhaus in Sicht – dreistöckig, mit neu aussehenden Flügeln und einer riesigen Veranda, die sich um das ganze Haus herumzog. Hinter dem Haus, auf einem großen Feld, entdeckte Gideon eine gewaltige, von Maschendraht- und Stacheldrahtzaun umgebene Solaranlage, verschiedene Riesen-Satellitenschüsseln und einen kleinen Mikrowellenturm.
»Wofür die den ganzen Kram wohl brauchen?«, murmelte Fordyce.
»Für den Fall, dass sie den Playboy-Kanal nicht empfangen können«, witzelte Gideon, der die Anlage allerdings ebenfalls ungläubig anstarrte.
Auf dem Weg zum Haupthaus kamen sie durch eine hübsch restaurierte historische Goldgräberstadt samt Blockhütten, einem Pferch und einem Pfosten, an dem einige gesattelte Pferde festgebunden waren. Allerdings wurde das authentische Flair durch den Parkplatz hinter dem Ranchhaus gestört, auf dem eine kleine Flotte aus identischen Jeeps, Baufahrzeugen und mehrere großen Lkws stand.
Sie betraten die Holzveranda des Haupthauses, ihr Führer klopfte an die Tür und trat ein. Sie folgten ihm ins Haus. Überrascht sah Gideon, dass das Wohnzimmer wie ein Konferenzraum eingerichtet war, mit einem Tisch aus Rosenholz, schicken Armlehnenstühlen, weißen Kunststofftafeln und sogar einem Flachbildfernseher. Auf die Tafel waren einige Differenzialgleichungen gekritzelt, die Gideon nichts sagten, wenn er auch genug davon verstand, um zu erkennen, dass sie ziemlich komplex waren. Er erhaschte einen Blick auf ein dahinter liegendes Schulzimmer, in dem eine Gruppe von Schülern einer Lehrerin in einem gemusterten Baumwollkleid lauschte. Das ganze Ambiente kam ihm merkwürdig vor, eine Mischung aus Technik und viktorianischer Zeit. Man kam sich beinahe vor wie in einem Steampunk-Roman.
»Nach oben«, sagte ihr Begleiter.
Als sie die Treppe hinaufstiegen, bekam Gideon einige Sätze von dem mit, was die Lehrerin sagte. Irgendetwas über Biologen der Regierung, die das HI-Virus zu Völkermordzwecken
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