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Gideon Crew 02 - Countdown - Jede Sekunde zählt

Titel: Gideon Crew 02 - Countdown - Jede Sekunde zählt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lincoln Douglas & Child Preston , Lincoln Child
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betrat das Wohnzimmer. Für einen berühmten Schriftsteller war Simon Blaine entwaffnend klein. Er hatte weißgelocktes Haar und ein lächelndes Koboldgesicht mit Stupsnase, glatt und faltenlos wie das eines Knaben, rötlichen Wangen und freundlichen, lebhaften Augen. Als er seine Tochter erblickte, ging ein strahlendes Lächeln über sein Gesicht. Er trat zu ihr und umarmte sie, als sie aufstand – sie überragte ihn um mehrere Zentimeter –, und wandte sich dann an Gideon, der sich ebenfalls erhoben hatte. Er streckte die Hand aus. »Simon Blaine«, stellte er sich vor, als sei es denkbar, dass Gideon nicht wusste, wer er war. Der schlechtsitzende Anzug war zu groß für seine drahtige Figur und schlabberte ein wenig, als er Gideon begeistert die Hand schüttelte. »Wer ist dein neuer Freund, WT?« Seine Stimme passte überhaupt nicht zu seinem Aussehen, sie war tief und unwiderstehlich, obwohl er mit einem ganz leichten Liverpooler Akzent sprach, wodurch er sich ein wenig anhörte wie Ringo Starr als Bariton.
    »Ich bin Gideon Crew.« Er schaute vom Vater zur Tochter und wieder zum Vater. »WT?«
    »Das ist mein Spitzname für sie. Wundertochter.« Blaine sah Alida mit unverhohlener Zuneigung an.
    »Crew ist kein Freund von mir«, sagte Alida hastig und drückte ihre Zigarette aus. »Er ermittelt für das FBI. Es geht um die Sache mit dem Atomterroristen in New York.«
    Blaines Augen weiteten sich überrascht. Sie waren von einem tiefen Haselnussbraun und goldgefleckt, eine höchst ungewöhnliche Farbe. »Na, schau mal an. Das ist ja interessant!« Er nahm Gideons Ausweis, warf einen Blick darauf und gab ihn zurück. »Wie kann ich Ihnen behilflich sein?«
    »Ich hätte da einige Fragen an Sie, falls es Ihnen nichts ausmacht.«
    »Aber überhaupt nicht. Bitte setzen Sie sich doch.«
    Alle setzten sich. Alida ergriff zuerst das Wort. »Daddy, der Terrorist mit der Atombombe, der in New York gestorben ist, Reed Chalker, hat deine Bücher gesammelt. Er ist immer gekommen, wenn du hier signiert hast. Erinnerst du dich an ihn?« Sie schüttelte wieder eine Zigarette aus der Packung, klopfte sie auf dem Tisch aus und zündete sie an.
    Blaine runzelte die Stirn. »Könnte ich nicht behaupten.«
    Gideon reichte ihm das Foto. Als Blaine es betrachtete, hatte er wieder etwas von einem Kobold mit seiner konzentriert vorgeschobenen Unterlippe und den weißen Löckchen, die zu beiden Seiten des Kopfes in Büscheln abstanden.
    »Du erinnerst dich sicher, der Typ, der immer mit einer ganzen Tasche voller Bücher ankam. Er war bei jeder Signierstunde anwesend, stand immer ganz vorn in der Schlange.«
    »Doch, doch, ich erinnere mich! Großer Gott, das also war Reed Chalker, der Terrorist aus Los Alamos?« Er gab das Foto zurück. »Das war also ein Leser von mir, wenn man sich das mal vorstellt …« Er wirkte nicht direkt unangenehm berührt.
    »Worüber haben Sie sich mit Chalker unterhalten?«, fragte Gideon.
    »Schwer zu sagen. Ich signiere jedes Jahr einmal in der Buchhandlung Collected Works in Santa Fe, und es kommen oft vier- oder fünfhundert Leute. Sie ziehen, offen gestanden, ziemlich schemenhaft an mir vorbei. Meistens reden sie darüber, wie sehr ihnen die Bücher gefallen, wer ihre Lieblingsfiguren sind – manchmal wollen sie auch, dass ich etwas lese, was sie geschrieben haben, oder möchten wissen, wie man am besten zum literarischen Schreiben kommt.«
    »Häufig reden sie auch davon, welch eine Schande es ist, dass mein Vater noch nicht den Nobelpreis bekommen hat«, fügte Alida lebhaft hinzu. »Zufälligerweise ist das ganz meine Meinung.«
    »Ach, Quatsch«, sagte Blaine mit einer wegwerfenden Geste. »National Book Award, Man-Booker-Preis – ich habe schon mehr Literaturpreise, als ich verdiene.«
    »Hat Chalker Sie je gebeten, etwas von ihm zu lesen? Er wollte gern schreiben.«
    »Ich habe da mal eine Frage an Sie«, sagte Alida und starrte Gideon eindringlich an. »Sie sind doch Physiker und arbeiten für das FBI?«
    »Ja, aber das ist im Augenblick unerheblich …«
    »Arbeiten Sie auch in Los Alamos?«
    Ihr Scharfsinn verdutzte Gideon. Nicht dass es eine Rolle gespielt hätte; es war kein Geheimnis. »Einer der Gründe dafür, dass ich gebeten wurde, bei den Ermittlungen mitzumachen«, sagte er in gemessenem Tonfall, »ist, dass ich in Los Alamos in derselben Abteilung gearbeitet habe wie Chalker.«
    »Wusste ich’s doch!« Sie lehnte sich zurück, verschränkte die Arme und lächelte

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