Gideon Crew 02 - Countdown - Jede Sekunde zählt
niemand anderen vor Ort habe. Nur Sie und zwölf weitere Special Agents, die nicht in der Lage waren, eine simple Festnahme durchzuführen. Und die ihn nicht finden können, und das trotz überwältigender Vorteile, was Manpower und Ausrüstung betrifft. Ich frage Sie also: Kriegen Sie ihn nun, oder kriegen Sie ihn nicht?«
Fordyce starrte wütend in die Dunkelheit der Berge. »Wir kriegen ihn, Sir, ganz bestimmt.«
36
I m Eingang des Stollens erschien fahles Tageslicht. Gideon hob den Kopf. Sein Mund fühlte sich an wie feuchte Kreide, seine Lippen waren trocken und rissig, und sein nackter Rücken schmerzte wegen des Sonnenbrands. Er stützte sich auf den Ellbogen und schaute Alida an, die noch immer schlief, die blonden Haare auf dem Sand ausgebreitet. Und während er sie so betrachtete, öffnete sie die Augen.
»Wir sollten jetzt lieber aufbrechen«, sagte er.
»Nein.« Ihre Stimme klang heiser und verschlafen.
Gideon sah sie an.
»Erst wenn Sie mir die Handschelle abgenommen haben.«
»Ich habe es doch gesagt: Ich besitze keinen Schlüssel.«
»Dann legen Sie die Kettenglieder auf einen Stein, und schlagen Sie sie entzwei. Wenn wir Wasser finden wollen, müssen wir uns aufteilen.«
»Ich kann nicht riskieren, dass Sie weglaufen.«
»Wohin sollte ich denn weglaufen? Falls es Ihnen noch nicht aufgefallen ist, ich glaube Ihnen. Schauen Sie sich doch an. Sie sind kein Terrorist.«
Er erwiderte ihren Blick. »Und wieso haben Sie es sich anders überlegt?«
»Wären Sie Terrorist«, fuhr sie fort, »dann hätten Sie versucht, mit meinem Schreckschussrevolver auf mich zu schießen, sobald ich meinen Zweck erfüllt hätte. Nein, Sie sind bloß irgend so ein Schwachkopf, der zur falschen Zeit am falschen Ort war. Können wir also bitte diese verdammten Handschellen abmachen?«
Gideon brummte irgendetwas. Er wollte ihr wirklich vertrauen. »Dazu benötige ich ein Stück festen Draht und ein Messer.«
Sie zog aus einer Hosentasche ein kleines Messer und einen schmalen Schlüsselring, Letzteren bog er rasch auseinander. Dann, indem er den Schlüsselring als Stift und die Spitze des Taschenmessers als Keil einsetzte, hatte er das simple Schloss binnen dreißig Sekunden aufgebrochen.
»Sie haben mich angelogen. Sie hätten das Schloss jederzeit öffnen können!«
»Erst musste ich Ihnen vertrauen.« Er sah sich kurz um, nahm sich zwei leere Bierdosen – ohne Zweifel von Jägern zurückgelassen – und steckte sie sich in die Taschen. Die Dosen würden sie gut gebrauchen können, wenn und falls sie Wasser fanden.
»Befindet sich noch irgendetwas Wertvolles in den Satteltaschen?«, fragte er.
»Wieso?«
»Weil ich die keinen Meter weiter trage.«
Sie nahm ein Feuerzeug und ein paar Süßigkeitsriegel heraus und steckte sich alles in die Taschen. Dann verließen sie den Stollen und machten sich auf in Richtung Süden, wobei sie möglichst viel in den bewaldeten Schluchten und Tälern blieben und zwar getrennt gingen, aber Sichtkontakt hielten. Sie suchten nach Wasser, fanden allerdings keinerlei Hinweise darauf. Es war Juni, vor den Sommerregenfällen; die trockenste Zeit in New Mexico.
Schließlich vereinigten sich die trockenen Flussläufe in einer tiefen Schlucht mit glatten Granitwänden. Während sie dort hinunterstiegen, hörte Gideon das Geräusch eines herannahenden Hubschraubers. Kurz darauf flog ein Black Hawk in hohem Tempo weniger als siebzig Meter über sie hinweg, die Türen geöffnet, links und rechts M143-Maschinengewehre in Stellung gebracht. Er flog weiter und verschwand hinter den Wänden der Schlucht.
»Verdammt, haben Sie die Maschinengewehre gesehen?«, sagte Alida. »Meinen Sie, dass die uns erschießen würden?«
»Sie haben es schon mal versucht.«
Gegen Mittag stießen sie schließlich auf Wasser: eine kleine Pfütze am unteren Ende eines Rinnsals. Sie warfen sich auf den Boden und schleckten die schlammige Flüssigkeit auf. Dann legten sie sich im Schatten des Überhangs auf den Rücken. Während das Wasser ihren Durst löschte, ergriff ein Heißhunger von ihnen Besitz.
Nach wenigen Minuten rührte sich Gideon und verdrückte den Rest der Granola-Packung. »Was ist eigentlich mit den Riegeln?«
Sie holte zwei Snickers-Riegel hervor, die in der Hitze geschmolzen waren. Er zog das Einwickelpapier vom einen Ende seines Riegels ab, drückte ihn sich in den Mund wie Zahnpasta und würgte das Ganze möglichst schnell herunter.
»Gibt’s noch mehr?«, fragte er mit immer noch
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