Gideon Crew 02 - Countdown - Jede Sekunde zählt
von jemandem von außen eingeschmuggelt werden konnten?«
»Nein, absolut nicht.«
»Könnte jemand aus dem Innern die Mails eingeschleust haben? Könnten zum Beispiel Sie sie eingeschmuggelt haben?«
Stille. »Na ja, unmöglich wäre das nicht.«
Fordyce hörte auf, auf und ab zu gehen, und sah Chu an. »Und wie würde man die Sache angehen?«
Chu zuckte mit den Schultern. »Ich bin einer der Sicherheitsbeauftragten. In einem äußerst geheimen Netzwerk wie diesem muss jemand den vollen Zugang haben. Um sicherzustellen, dass alles koscher ist, Sie wissen schon. Es hätte ein sehr hohes technisches Können erfordert – das ich besitze. Natürlich habe ich es nicht getan«, fügte er hastig hinzu.
»Sie und wer sonst noch hätte das tun können, theoretisch?«
»Ich, zwei weitere Sicherheitsbeauftragte auf meiner Ebene und unser Vorgesetzter.«
»Wer ist Ihr Vorgesetzter?«
»Bill Novak.« Chu schluckte. »Aber schauen Sie: Wir vier haben alle strenge Zuverlässigkeits- und Sicherheitsüberprüfungen durchlaufen. Außerdem werden wir die ganze Zeit beobachtet. Die Oberen haben Zugang zu allem in unserem Privatleben: Bankkonten, Reisen, Kreditkarten-Auszüge, Telefonrechnungen, was Sie wollen. Im Grunde haben wir keinerlei Privatsphäre. Dass einer von uns in ein terroristisches Komplott verwickelt ist … einfach undenkbar.«
»Okay.« Fordyce ging wieder auf und ab. »Kennen Sie Crew gut?«
»Ziemlich gut.«
»Sind Sie überrascht?«
»Total. Aber ich habe ja auch Chalker gekannt, und es hat mich völlig umgehauen, als ich das über ihn erfuhr. Aber man schaut ja nie in einen Menschen hinein. Beide waren ein bisschen schräg, wenn Sie wissen, was ich meine.«
Fordyce nickte und wiederholte, wie zu sich selbst: »Man schaut ja nie in einen Menschen hinein.«
Vom Flur her ertönten Geräusche, dann wurde die Tür aufgestoßen, und einige der Security-Beamten kamen in den Raum zurück, von Staub überzogen, Schweißperlen an den Schläfen, den Geruch von Erde und Schimmel mit sich tragend.
»Was ist los?«, fragte Fordyce.
»Sie sind entkommen, Sir«, sagte der, von dem Chu annahm, dass es sich um den Teamleiter handelte. »In die Seitencanyons, die zum Fluss hinunterführen.«
»Ich möchte, dass die Helis über den Canyons postiert werden«, sagte Fordyce. »Vor allem die mit Infrarotkameras. Und die Männer sollen am Fluss stationiert werden, wobei die Teams jeden einzelnen der Seitencanyons hinaufgehen. Und schaffen Sie mir einen Flieger her, aber pronto.«
»Ja, Sir.«
Fordyce wandte sich wieder an Chu. »Kann sein, dass ich noch weitere Fragen an Sie habe.« Und dann ging er einfach.
45
W ährend Gideon und Alida sich in dem schmalen Canyon durchs Unterholz drängten, füllte sich die Luft darüber mit Hubschraubern, deren Rotorengeräusche die Steinwände hinauf- und herunterhallten, hinzu kam das Dröhnen kleiner Flugzeuge und vielleicht unbemannter Luftfahrzeuge. Suchscheinwerfer richteten ihr Licht nach unten durch die staubige Luft, Lichtsäulen glitten über die Canyonwände. Doch die schmalen Schluchten waren voller Buschwerk und mit zahlreichen überhängenden Felsen und Nischen versehen, und bislang hatten sie immer wieder Orte gefunden, an denen sie sich verstecken konnten, wenn ein Flugzeug über sie hinwegflog.
Aber sie kamen nur langsam voran und wurden häufig unterbrochen, weil sie sich an Felswände drücken oder unter Büschen zusammenkauern mussten, wenn ein Scheinwerfer über sie hinwegglitt. Es war eine warme Nacht. Obwohl es weit nach Mitternacht war, verströmten die Felsen noch immer ein wenig Hitze von der intensiven Sonne, dennoch fiel die Temperatur schnell. Gideon wusste, dass sie sich, wenn es kühler wurde, in den Wärmebildkameras, die ihre Verfolger ganz sicher einsetzten, besser abzeichnen würden.
Langsam arbeiteten sie sich hinunter in Richtung Fluss.
Plötzlich flog ein Hubschrauber sehr dicht über sie hinweg, wobei der Luftschraubenstrahl das Buschwerk peitschte und dichte Staubwolken aufwirbelte. Als der Suchscheinwerfer auf sie zuglitt, drückte Gideon Alida flach gegen die Canyonwand. Das blendende Licht erzitterte und kam zurück, als der Hubschrauber eine enge Kehre flog. Der Suchscheinwerfer verharrte über ihnen.
»O Scheiße«, murmelte Gideon.
Es hatte keinen Sinn mehr, sich zu verstecken. Gideon zog Alida weiter, und während der Hubschrauber auf Schwebflug umstellte und der Scheinwerfer ihnen folgte, kraxelten sie den Canyon hinunter.
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