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Gier

Gier

Titel: Gier Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Garry Disher
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sagte er: »Jetzt erzählt mir alles. Alles.«
    Simone, weniger verängstigt als Cher, lachte auf. »Ich nehme an, daß war’s mit der Belohnung, nicht?«
    Bauer machte einen Schritt vorwärts, zog ein Messer aus der Tasche. Mit der Spitze berührte er ihr Ohrläppchen. Zunächst begriff sie nicht, daß er sie damit verletzt hatte; dann aber fühlte sie Blut in ihre Halsgrube tropfen. »Du dreckiger Bastard«, sagte sie in einem tiefen, leidenschaftlichen Ton. »Das war überflüssig.«
    »Rede«, sagte Bauer.
    »Jemand hat Ken überfallen. Dann sind die Youngers gekommen und haben ihn zusammengeschlagen, als wenn es sein Fehler gewesen wäre. Sie haben ihn gefesselt und fast erwürgt. Er ist immer gut zu uns gewesen. Sie hätten das nicht tun müssen.«
    Bauer verzog das Gesicht. »Was hat das mit dem anderen zu tun? Du lügst doch. Man hat mir die Einnahmen wie immer gebracht. Niemand hat etwas von einem Überfall erzählt.«
    »Kann sein, die Youngers haben es wahrscheinlich vertuscht. Jemand hat Ken überfallen, die Youngers wissen, wer es war, und Ken glaubt, es hat mit diesem anderen Job zu tun, dem mit der Belohnung.«
    Bauer fühlte, wie seine Konzentration wegrutschte. Enge Räume machten ihn nervös, und Simones Blut ließ ihn an AIDS denken, an eine schleichende Verschwörung in seinem Blut. Er stieß sie weg. »Ihr werdet nichts sagen. Ihr werdet euch benehmen, als wenn nichts passiert wäre«, sagte er, rückwärts hinausgehend. Sein Gesicht war verzerrt vor Ekel.
    Als er endlich draußen war, atmete er tief durch, ging um das Gebäude herum zu Ken Salas Tür und drückte auf die Klingel.
    Drinnen hörte er Sala rufen: »Wer ist da?«
    Bauer sagte nichts. Wieder drückte er auf die Klingel.
    Dieses Mal stand Sala dicht hinter der Tür. »Wer ist da?«
    »Mach die Tür auf«, sagte Bauer.
    Er wartete nicht, bis sie ganz offen war, sondern stieß sie auf. Sala stolperte zurück gegen eine Wand. »Sie«, sagte er, das Gesicht aufgedunsen, er hatte getrunken.
    Bauer zog seine .22er heraus und stieß Sala in das Schlafzimmer, bohrte das Ende des Schalldämpfers unter sein Kinn.
    »Erzähl mir, was passiert ist.«
    Sala begriff langsam. »Haben die Mädchen Ihnen alles erzählt? Man hat uns befohlen, den Mund zu halten.«
    »Mir darfst du es sagen«, sagte Bauer kalt.
    »Am Dienstag habe ich gerade die Einnahmen eingesammelt, als diese beiden Kerle hereingeplatzt sind und mich zusammengeschlagen haben. Sie haben alles mitgenommen.«
    »Wer waren sie?«
    »Ich habe sie noch nie zuvor gesehen.«
    »Vielleicht bist du unzufrieden. Vielleicht hast du entschieden, dir eine dickere Scheibe abzuschneiden.«
    Sala war frustriert. »Das hat Sugarfoot auch gesagt. Sie müssen mir glauben – ich bin beraubt worden. Ich habe hier eine gute Sache am Laufen. Das würde ich mir nicht verderben. Ich meine … mein Gott.«
    Seine Hände befanden sich neben seinen Oberschenkeln auf dem Bett. Er schaukelte vor und zurück und sagte mehr oder weniger die Wahrheit.
    Mehr oder weniger. Jedenfalls Grund genug für Bauer, die Pistole abzufeuern. Es gab das kurze Aufblitzen einer blauen Flamme und fast gleichzeitig zwei Geräusche: den Puff des gedämpften Schusses und den Einschlag der Kugel in Ken Salas linke Hand.
    Sala sah auf seine Hand herunter. Zuerst war wenig zu sehen, aber dann begann Blut aus der kleinen Wunde auf seinem Handrücken zu rinnen. Langsam hob er die Hand und untersuchte sie, beide Seiten. Dann drückte er sie unter seine Achselhöhle. Er sagte ungläubig: »Sie haben auf mich geschossen.« Er sah auf die Bettdecke, auf eine andere punktgroße Markierung, deren Ränder rot gefärbt waren. »Du Scheißkerl hast einfach auf mich geschossen.«
    Er fing an, furchtbar zu winseln. Das Schaukeln wurde stärker, und er glitt vom Bett auf den Boden.
    Bauer stand breitbeinig vor ihm. »Erzähl mir von den beiden Männern.«
    »Ich weiß nichts«, sagte Sala. »Ich weiß nichts.«
    Er versuchte aufzustehen, aber dann fühlte er Bauers Fuß auf seinem Gesicht.
    »Antworte«, sagte Bauer.
    Sala drehte und wand sich unter dem Fuß wie ein wildes Tier, das man ins Rückgrat geschossen hatte. Wieder versuchte er, sich aufzurichten, und wieder hielt Bauer ihn am Boden.
    »Bist du soweit, mir zu antworten?«
    Sala wurde ruhig. Seine Brust hob und senkte sich. »Es waren zwei«, sagte er. Er drehte sich, als könnte er sich dadurch von dem schweren Fuß befreien.
    »Zwei Männer. Das ist nicht sehr genau«, sagte Bauer.

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