Gier
interessante Leute, wenn du verstehst, was ich meine.«
»Bis jetzt langweilt es dich noch nicht«, sagte Wyatt.
»Du denkst, ich bin jetzt auf den Geschmack gekommen. Meine Arbeit würde mich nun nicht länger befriedigen, ist es das?«
Wyatt sagte: »Manchmal gibt es gute Jobs, aber ich muß sie absagen, weil die Schlüsselrolle eine Frau erfordert, und ich kenne keine, die gut genug ist.«
Sie schmiegte sich an ihn und sah schläfrig an ihm hoch.
»Und alles, was ich tun müßte, ist die Linie zu überschreiten?«
»Du hast sie schon überschritten«, sagte Wyatt.
Sie verkrampfte sich ganz kurz.
Regenwolken zogen heran, also wanderten sie zum Haus zurück. Kurz nachdem sie angekommen waren, klingelte das Telefon. Rossiter, er las eine Melbourner Nummer vor und sagte, es sei dringend.
Es war Pedersen. »Sugarfoot schnüffelt wieder herum«, sagte er. »Er hat versucht, Hobba aufzulauern, und als das nicht funktionierte, hat er mich angerufen.«
»Was will er?«
»Ein Treffen. Heute nachmittag um vier.«
Wyatt sagte nichts. Pedersen fuhr fort: »Er sagt, entweder wir beteiligen ihn oder er geht zu Finn oder den Bullen.«
»Er weiß von dem Job?«
»Ja, frag mich nicht, wieso.«
»Was weiß er noch? Weiß er von Anna Reid?«
»Keine Ahnung. Er hat nur dich erwähnt, mich und Hobba. Mein Gott, Wyatt, du weißt, wie er ist. Was ist, wenn er sich entschließt, mit Finn und uns zu spielen? Du hättest ihn umbringen sollen, als es die Gelegenheit gab.«
Daraufhin bat Wyatt ihn, erreichbar zu bleiben, er würde die Sache übernehmen. »Versuch, Hobba zu erreichen«, sagte er. »Geh in unseren Unterschlupf – hast du noch den Schlüssel?«
»Ja.«
»Ich treffe euch beide dort, wenn alles vorbei ist. Weißt du, wo Sugarfoot wohnt?«
»Nein.«
»Rossiter wird es wissen. Jetzt zu den Einzelheiten. Wo und wann will er uns treffen?«
Pedersen erzählte es ihm und sagte dann: »Du mußt ihn beschatten. Er wird etwas vorhaben.«
»Ja.«
Wyatt legte auf. Anna Reid hatte ihn beobachtet, in ihren grünen Augen folgte ein Ausdruck dem anderen: Vergnügen. Wachsamkeit. Berechnung. Sie fragte: »Ärger?«
Er erzählte ihr von Sugarfoot Younger. »Ich habe zu lange zugesehen«, sagte er.
Plötzlich war sie wütend. »Warum hast du mir das alles nicht vorher erzählt? Das betrifft mich mindestens so wie dich. Er könnte schon in dieser Minute mit Finn sprechen – oder mit der Polizei. Meine Güte, ich dachte, du seist ein Profi.«
»Halt den Mund«, sagte Wyatt so laut und scharf, daß sie zurückwich.
»Was will er?« fragte sie.
»Geld. Rache.«
»Ich nehme an, du wirst ihn jetzt umbringen. Soviel zu dem einfachen Safeknackerjob.«
»Hör mir zu. Er ist weich im Kopf. Er würde dich genauso schnell töten wie mich.«
Sie atmete ein und aus: »Weiß er von mir? Hat er mich verfolgt?«
»Nein. Aber wenn ich ihn verpasse und er hierherkommt, hast du ein Problem. Ich möchte, daß du mit den anderen in unserem Versteck bleibst.«
Sie rieb sich die Oberarme, als wäre ihr kalt. »Plötzlich eskaliert alles.«
»Ich werde damit fertig. Geh und pack deine Sachen.«
Sie wurde rot vor Ärger und verließ das Zimmer.
Wyatt löschte das Feuer im Kamin und nahm eine von Floods .38ern heraus. Er wartete nachdenklich, bis Anna erschien, Kleider in ihre Ledertasche stopfend.
Er sagte: »Ich wollte nicht so kurz angebunden sein.«
»Ich weiß.«
»Hier ist der Schlüssel zum Versteck. Du solltest jetzt besser gehen.«
»Kommst du nicht mit?«
»Es ist besser, wenn wir getrennt gehen. Wenn etwas schiefläuft, können wir es uns nicht leisten, daß man uns irgendwie miteinander in Verbindung bringt.«
Um sich gegen den kalten Wind zu schützen, verschränkte sie die Arme.
»Wann werde ich dich wiedersehen?«
»Wenn die Sache erledigt ist. Ich bleibe telefonisch mit dir in Verbindung.«
»Was ist, wenn dir etwas zustößt?«
»Denk an dich selbst, nicht an mich. Hier ist eine Waffe, für alle Fälle. Weißt du, wie man damit umgeht?«
Anna wog die Waffe in der Hand. Es schien, als überlegte sie. Es wirkte sonderbar, als wäre sie von dem Revolver abgestoßen, aber auch fasziniert und begierig darauf, ihn zu benutzen. »Ich ziele einfach und ziehe den Abzug, richtig?«
»Im allgemeinen macht man es so«, sagte Wyatt.
Siebenunddreißig
Nachdem sie fort war, rief Wyatt Hertz in Frankston an und reservierte einen Falcon auf den Namen seines gefälschten Ausweises. Dann packte er alte Klamotten in eine
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