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Gier

Gier

Titel: Gier Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Garry Disher
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und stand so, daß er auf Sugarfoot schießen konnte, falls der ihn angreifen oder flüchten wollte. Sugarfoot sagte: »Schau mal, sei vernünftig, laß uns doch zusammenarbeiten. Was hältst du davon, wenn du und ich Pedersen und Wyatt ausnehmen?«
    »Fang schon mal an zu beten«, sagte Hobba. Er schien über seine eigene Antwort nachzudenken, sein Gesicht verfinsterte sich.
    »Ich wollte nur bei dem Job mitmachen«, sagte Sugarfoot.
    »Das ist alles.«
    Hobba stellte sich auf die Zehenspitzen, wippte zurück auf die Hacken, wartete auf den Aufzug.
    »Die Leute im oberen Stockwerk werden den Schuß hören«, sagte Sugarfoot, und fragte sich, ob da oben überhaupt jemand zu Hause sei. Dann begriff er, daß Hobba etwas ganz anderes im Sinn hatte, etwas wie seine Umrisse in Kreide gezeichnet auf dem Boden.
    Der Aufzug kam, ohne Zwischenstop, keine Passagiere.
    »Hör mir zu, bitte«, bat Sugarfoot.
    Er hörte es im gleichen Moment wie Hobba: Teenager in Stretchjeans und Turnschuhen lärmten im Treppenhaus, strömten aus dem Gebäude. Sie erinnerten an Affen im Zoo, aber gerade jetzt war Sugarfoot erfreut, sie zu sehen. Brüllend stürmte er los, und warf seine Arme wie Windmühlenflügel zwischen sich und Hobba.
    Fünf Sekunden später war er schon um die Ecke, rannte über den Parkplatz. Hinter ihm Fluchen und Schreien: »Geht mir aus dem Weg!«
    »Laß uns mal ’n Blick in die Tasche werfen, Alter.«
    Sugarfoot fummelte die Tür von Tinas Kombi auf, sprang hinein und ließ ihn nach vorn schießen, rutschte auf dem Sitz hin und her, als könnte er dadurch schneller werden, wünschte, er säße im Customline, und hinterließ Gummispuren an jeder Ampel zwischen hier und Bargain City.
    Auf keinen Fall würde er nach Hause fahren.

Vierunddreißig
    Die Frau hatte zwar zwei Uhr gesagt, aber Bauer traf schon um eins bei den Caribbean Apartments ein. Er steuerte langsam am Eingang vorbei, parkte in einer nahegelegenen Straße und ging zu Fuß zurück.
    Er stand eine Weile auf dem Bürgersteig vor dem Zaun, wo er nicht gesehen werden konnte, beobachtete und horchte. Sala hatte seine Vorhänge nicht zugezogen. Bauer sah ihn von Zimmer zu Zimmer gehen, manchmal blieb er stehen, als würde er über irgend etwas grübeln.
    Der Zaun war niedrig, und Bauer stieg hinüber, überquerte den Rasen in Richtung der Apartments, hin zu einem geschützten Platz unter einem Zierstrauch. Er zog seine .22er heraus, prüfte, ob das Magazin voll war, und befestigte den Schalldämpfer am Lauf. Er hatte nichts gegessen und fühlte, wie sein Magen knurrte.
    Er schlich um das Gebäude, darauf aus, jedes Fenster einer schnellen Inspektion zu unterziehen. In Chers und Simones Apartment waren die Vorhänge zugezogen, aber er konnte Stimmen hören. Sie machen sich für ihre Nachmittagsfreier fertig, dachte er und klopfte an ihre Tür.
    Cher öffnete.
    Sie trug ein enganliegendes schwarzes Kleid und leichtes Make-up. Ihre Füße waren nackt. Sie erkannte die dünnen Lippen, den hageren, gespannten Körper. Die Farbe wich aus ihrem Gesicht. »Ich habe nicht gewußt, daß Sie es waren«, sagte sie. »Alles, was ich hatte, war die Nummer.«
    Bauer trat ein, schloß die Tür hinter sich. Als Cher sich umdrehte, um ihn in die Wohnung zu führen, legte er seinen Arm um ihren Nacken und preßte die Pistole an das Ende ihrer Wirbelsäule. Er stocherte mit dem Lauf, als wenn er ihren Anus suchen würde, dann wirbelte er sie herum und drängte sie an die Wand.
    »Erzähl mir, was du weißt«, sagte er. Er stand dicht vor ihr und beobachtete sie. Mit der freien Hand packte er grob eine ihrer Brüste. Ein einstudierter Akt der Abscheu.
    Sie schluckte hörbar und verzog schmerzvoll ihr Gesicht. Sie flüsterte: »Am Dienstag hat jemand Ken überfallen, und er glaubt, daß die gleichen Leute den Job in South Yarra gemacht haben.«
    »Wo ist Simone?«
    Cher warf den Kopf herum. »Da drin.«
    »Wir werden ihr Gesellschaft leisten.«
    Cher führte ihn in das Wohnzimmer. Simone stand mitten im Raum, und starrte auf die brennenden Holzscheite im Kamin. Ohne den Kopf zu wenden, sagte sie: »Wenn das Ken war, hoffe ich, er hat zur Abwechslung mal gutes Koks.«
    »Leider nicht«, sagte Cher.
    Etwas in ihrer Stimme veranlaßte Simone, sich umzudrehen. Sie entdeckte Bauer, der die Pistole unter Chers Kinn preßte, erbleichte und wich zurück. »Was soll das?«
    Bauer schubste Cher vorwärts und sagte: »Da rüber, neben deine Hurenfreundin.«
    Als sie nebeneinander standen,

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