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Gier

Gier

Titel: Gier Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Garry Disher
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auf der Soldier of Fortune Messe in Las Vegas gehabt hatte.
    Am Mittag klingelte das Telefon. Eine Frauenstimme, noch verschlafen, sagte: »Sind Sie der, der die Belohnung ausgesetzt hat?«
    »Belohnung?« fragte Bauer tonlos.
    Die Stimme wurde leise und unsicher. »Sie wissen schon, für eine Information.«
    »Über was?«
    »Einen Überfall. Einen Safe.«
    »Könnte sein.«
    Die Stimme schwieg. Dann: »Mit der Belohnung – stimmt das auch?«
    »Wenn die Information nützlich ist.«
    »Woher soll ich wissen, ob sie nützlich ist?«
    »Ich werde es wissen«, sagte Bauer. »Wer sind Sie? Wo sind Sie? Was wissen Sie?«
    »Ich bin nicht so dumm, Ihnen das am Telefon zu erzählen, oder? Ich will erst sehen, welche Farbe Ihr Geld hat.«
    »Wo und wann?« Bauers Stimme klang ungeduldig und verächtlich. Das verunsicherte die Frau am anderen Ende. Sie nannte ihm eine Adresse in Fitzroy, um zwei Uhr.
    Bauer legte den Hörer auf und machte sich wieder an die Patronen. Nach einer Weile fing er an zu summen, lächelte, weil er die Adresse kannte. Er wußte nicht, was das alles zu bedeuten hatte, aber das würde bald anders sein.
    Er beendete die Arbeit an den Patronen, packte sie weg und entschied, sich fertigzumachen. Er konzentrierte sich auf das, was bevorstehen mochte. Was immer es war, es würde schnell, aus nächster Nähe und in aller Stille geschehen.
    Er öffnete den Gewehrschrank und nahm einen Revolver heraus, Kaliber 22. Mit dieser Waffe war Bauer in der Lage, aus zwanzig Meter Entfernung sechs Geschosse in einem Abstand von zehn Zentimeter in der Brust einer Pappfigur zu versenken. Und heute ging es um Arbeit aus nächster Distanz, dafür war die .22er am besten geeignet. Außerdem hatte die Waffe keine Geschichte, und die kleinen Kugeln, die er benutzte, würden im Körper explodieren und für eine ballistische Untersuchung nutzlos sein. Er prüfte das Magazin: voll. Unglücklicherweise war der Holzgriff von seiner guten Pflege viel zu ölig. Damit er in seiner Hand nicht rutschte, wickelte er Gummibänder darum. Er warf die Waffe von einer Hand in die andere. Links oder rechts, er war mit beiden gut.
    Dann einen Schalldämpfer, ein Schulterhalfter und den schwarzen, kurzen, wattierten Mantel. Er warf einen Blick in den Spiegel: keine Ausbuchtung zu sehen. Es gibt zu viele Cowboys in diesem Spiel, dachte Bauer. Wenn sie nicht gerade absurde T-Shirts verkauften, schleppten sie einen Colt Python .357er Magnum mit sich herum, der fast anderthalb Kilo wog. Nach einer Weile gerieten sie dann in Versuchung, verübten einen spontanen Mord oder Überfall, wurden aber immer erwischt. Anhand der Waffen kam man ihren auf die Schliche, weil sie nicht daran dachten, ihre Fingerabdrücke von den Hülsen zu entfernen, die am Tatort zurückblieben.
    Er zog leichte Kampfstiefel an, schloß die Tür hinter sich ab und ging in die Küche, um zu warten. Placida war da, wie gewöhnlich, sie lauschte einer Kassette mit jammernden Liebesliedern von den Philippinen. Es war ein grellweißer Raum, von der Decke leuchtete das Neonlicht kalt und hell. An der Wand tickte eine Uhr. Placida schaute auf, als er eintrat, bemerkte, wie er angezogen war und wurde blaß.
    Bauer betrachtete sie. »Komm her«, sagte er. Seine Stimme knirschte wie Kies.
    Sie näherte sich ihm mit gesenktem Blick. »Du weißt, was du zu tun hast«, sagte er und drückte ihren Kopf hinunter.

Dreiunddreißig
    Sugarfoot war an diesem Morgen um acht Uhr aufgestanden, überraschte Rolfe bei seinem Müsli und Tina im Badezimmer, die rasch den Duschvorhang zuzog. »Ich werd schon nicht hinsehen«, sagte er, erhaschte aber noch einen Blick – gar nicht mal so schlecht.
    »Klapp den Sitz hoch«, kreischte sie. »Paß auf, wo du hinzielst.«
    Sugarfoot nahm sich Zeit und spielte mit dem Strahl in der Schüssel. Er hob seinen Kopf und rief: »Hey, Tina.«
    »Was?«
    »Kann ich mir noch mal den Kombi borgen?«
    Er hörte, wie sie sich fest schrubbte. »Wann?«
    »Jetzt. Gleich morgens. Mein Kumpel will seine Bücherregale loswerden.«
    Er rechnete mit einem ›Kann er etwa lesen?‹ aber sie sagte: »Meinetwegen, aber mittags brauche ich ihn.«
    »Kein Problem.« Er schüttelte die letzten Tropfen in die Kloschüssel. Als hätte sie es gesehen, rief sie: »Nicht tropfen.«
    Er spülte, und im gleichen Moment wurde ihr Duschwasser brühend heiß.
    Gegen Viertel vor neun parkte er hinter Büschen auf dem Parkplatz der Housing Commission. Die Wohnungen türmten sich wie Felsbrocken

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