Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Gier

Gier

Titel: Gier Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Garry Disher
Vom Netzwerk:
will ja nicht alles haben.«
    Es gab eine Pause, dann sagte Pedersen klar: »Wir finden dich und blasen dir dein mieses Hirn raus.«
    Sugarfoot hatte seinen Spaß daran. »Nicht solange es diesen Umschlag gibt. Der wird geöffnet, wenn mir irgend etwas zustößt.«
    »Du hast zu viele Filme gesehen«, sagte Pedersen.
    Sugarfoot streckte sich, dann setzte er sich auf den Betonboden. »Du bist nicht in der Position, mich zu verarschen, mein Lieber. Du sammelst es bei den anderen beiden ein und triffst mich dann, mit dem Geld.«
    »Geht nicht.«
    »Was soll das heißen, es geht nicht? Willst du, daß ich dir die Bullen auf den Hals hetze?«
    »Ich meine, daß wir das physisch nicht hinkriegen. Es wird eine Weile brauchen, bis wir Wyatt aufgetrieben haben.«
    Sugarfoot überdachte das. »Okay, dann heute nachmittag um zwei.«
    »Ich brauche mehr Zeit.«
    »Mensch, vier Uhr, aber nicht später.«
    »Wo?« fragte Pedersen.
    »Ich traue euch Bastarden nicht. Irgendwo, wo es überschaubar ist. Über den Yarra gibt es eine Fußgängerbrücke nach Abbotsford, am Ende der Gipps Street. Seid um vier Uhr auf der Mitte der Brücke.«
    »Auf der Brücke.«
    »Genau in der Mitte«, sagte Sugarfoot, »wo ich euch alle drei sehen kann.«
    Eure Gesichter möchte ich sehen, wenn ihr feststellt, daß ich euch von sicherer Stelle aus im Visier habe.
    Er hängte ein. Er brauchte etwas schnelleres als den Kombi.
    So etwas wie Ivans Statesman.

Sechsunddreißig
    Sie zogen sich an, tranken Kaffee und machten sich auf den Weg zum Strand. Wyatt fühlte sein Herz und seine Lungen arbeiten. Die schwarze Erde war mit Wintergras überwachsen, hier und da von Reifenspuren durchzogen und den Matschauswürfen von steckengebliebenen Farmerfahrzeugen. Sie liefen um eine Ansammlung aus frischen Pfützen. Das Gras neben der Straße, starr und mit Reif bedeckt, reflektierte das Sonnenlicht. Als sie den Strand erreichten, konnten sie Wasser plätschern hören.
    Es war ein windstiller Tag, grau, mit tief hängenden Wolken. Aber der Wellengang in der Nacht mußte ziemlich hoch gewesen sein, hatte Seegras und Algen an die Küste gespült. Es gab Spuren im Sand: ein Pferd, ein Mann mit einem Hund. Sie winkten einem Fischer auf den Felsen zu.
    Die meiste Zeit über spazierten sie in kameradschaftlicher Stille. Wyatt fragte sich, ob es das Alleinleben war, das ihn so unglücklich machte. Liebe war ihm zu einer kurzen Entspannung mit Frauen geworden, die niemals verstehen würden, was er tat. Den Rest der Zeit wartete er darauf, von Leuten betrogen zu werden, denen er vertrauen mußte. Er konnte seinem inneren Wächter keine Pause gönnen, denn der Tod konnte überall auf ihn warten, lautlos und hinterhältig. Er fühlte, daß er beinahe die Reinheit des Lebens verloren hatte, aber nun hatten sich die Dinge geändert, und er hatte es in der Hand, daß es nicht wieder geschehen würde.
    Arm in Arm beobachteten sie einen Frachter am Horizont, als Anna sagte: »Was wirst du nun tun?«
    Wyatt war aufgewühlt. »Hier bleiben, einen Gang zurückschalten.«
    »Du hast gesagt, daß du normalerweise nach einem Job verreist.«
    »Wenn er genug einbringt.«
    »Fünfundsiebzigtausend sind nicht unbedingt wenig.«
    »Bis vor kurzem«, sagte Wyatt, »habe ich noch zwei oder drei Jobs pro Jahr gemacht. Nur einer davon brachte mir genug für die Farm und für sechs Monate Frankreich. Die Zeiten haben sich leider geändert.«
    Anna schwieg. Dann sagte sie: »Ich frage mich, ob ich mich schuldig fühlen oder Gewissensbisse habe sollte oder Furcht oder andere Gedanken, aber ich fühle mich völlig neutral.«
    Wyatt nickte abwesend und sagte gedankenverloren: »Das ist ein gutes Zeichen, das Zeichen eines Profis. Beim nächsten Mal wirst du deine Gefühle nicht mal mehr hinterfragen.«
    Anna stellte sich so vor ihn, so daß er gezwungen war, sie anzusehen. »Was meinst du mit nächstes Mal?«
    Ihr Ton war eher fordernd als verwirrt. Ihr Ausdruck war gefaßt, als wäre ihr die Antwort bekannt, aber er entdeckte auch einen kurzen, verdutzten, gejagten Blick. Er berührte ihre Brüste, so flüchtig, daß es auch nicht passiert sein könnte, und sagte: »So ist nun mal das Muster.«
    »Was meinst du damit? Daß ich es gerne wieder tun würde?«
    Er betrachtete sie. Er hatte ihre volle Aufmerksamkeit und er wußte, daß sie nicht weglaufen oder lachen oder die Dumme spielen würde.
    Er fragte: »Paßt das, was du tust, zu dir?«
    »Es ist jedenfalls nicht langweilig. Man trifft

Weitere Kostenlose Bücher