Gier
»Beschreib sie mir.«
Plötzlich würgte und hustete Sala, hüllte Bauer in eine Wolke aus abgestandenem Alkohol und Panik. Er sagte: »Lassen Sie mich bitte aufstehen. Ich kann hier unten nicht denken.«
Bauer zog seinen Fuß weg und trat zurück. Sala richtete sich auf und setzte sich auf die Bettkante. »Fang an«, sagte Bauer.
»Sie trugen Masken. Aber ich glaube, die Youngers wissen, wer sie sind.«
»Wer?«
»Wyatt. Hobba. Ich habe vorher noch nie von ihnen gehört.«
»Was noch?«
»Ivan meinte, es handele sich um eine persönliche Geschichte. Sugar vermutete, sie wären dabei einen größeren Job vorzubreieten.«
»Was glaubst du?«
Sala schaukelte auf dem Bett vor und zurück. »Ich glaube gar nichts. Man hat mir gesagt, ich soll schweigen. Was passiert jetzt? Was werden Sie Ivan sagen?«
Bauer betrachtete ihn mit Abscheu. »Du sagst nichts. Ich werde mit dir in Verbindung bleiben.«
»Ich brauche einen Arzt.«
»Die Mädchen werden dich hinbringen.«
Er verließ das Schlafzimmer, schloß die Tür und befahl Sala, dort zu bleiben. In der Küche fand er ein Wandtelefon. Er wählte eine Nummer in Sydney. Als er sprach, gab er einen kurzen Bericht und eine Empfehlung ab. Zwei Minuten redete er deutlich, ohne Unterbrechung und ohne sich zu wiederholen. Die Antwort war so, wie er erwartet hatte. Er legte den Hörer auf, schob die .22er in die Tasche und verließ das Haus.
Fünfunddreißig
Der Kombi hatte zwar nicht viel unter der Haube, aber Sugarfoot schaffte die Strecke zwischen Hobbas Wohnung und Bargain City in knapp acht Minuten. Er parkte in der Seitenstraße, ging durch den Hintereingang, blieb im Laden stehen und hatte Mühe, erstmal wieder zu Atem zu kommen. Leanne war da, dieses Mal mit einer ganzen Ausländerfamilie, die nach Küchenstühlen suchte.
Er zwang sich, lässig zu erscheinen. »Ivan da?«
Sie sah auf. »Er ist nach Hause gegangen, um jemanden zu treffen. Geht’s dir gut?«
»Ich bin im Lager«, sagte Sugarfoot.
Sie zuckte mit den Achseln, und wandte sich ab, um mit einem der Kinder zu spielen.
Sugarfoot schloß sich im Lagerraum ein und wanderte zwischen dem Gerümpel hin und her, kurz vor einem Nervenzusammenbruch, fragte sich, wann Ivan wohl hier auftauchen werde. Es war sicherlich dumm, hierherzukommen. In Ivans Haus würde er sicherer sein, mit der hohen Mauer und der ganzen Sicherheitstechnik.
Dann traf es ihn wie ein Blitzschlag – renn nicht weg, greif an. Hobba war jetzt alarmiert, also blieb noch Pedersen. Er nahm den Telefonhörer auf und wählte.
»Ja?«
Pedersen, mit flacher Stimme und auf der Hut.
»Endlich zu Hause, was?« sagte Sugarfoot. »Sind die Taschen voll?«
Keine Antwort. Sugarfoot sagte: »Hörst du zu? Weißt du, wer hier ist?«
»Hobba hat mich schon angerufen«, sagte Pedersen.
In seiner Stimme lag keine Besorgnis. Sie klang eher gedankenverloren als überrascht. Sugarfoot war sauer darüber.
»Dachte mir, du wärst vielleicht an einem Deal interessiert«, sagte er. Er hörte Rascheln im Hintergrund, dann wurde ein Reißverschluß zugezogen. »Hört sich an, als wenn du deinen Anteil durchzählst. Habe ich recht?«
»Ich bin beschäftigt«, sagte Pedersen. »Was willst du?«
»Kumpel. Denk drüber nach. Ich kann dir den Tag ganz schön versauen.«
Pedersen sagte: »Ich glaube, mich erinnern zu können, daß wir dir deinen ganz schön versaut haben. Das können wir wiederholen. Verpiß dich.«
Sugarfoot hatte Oberwasser. Er war nicht sonderlich beeindruckt. »Wie du willst. Ich werde mich jetzt einfach auf den Weg machen und mit den Bullen ein Schwätzchen halten, was meinst du? Vielleicht auch mit dem Kerl, den ihr überfallen habt, diesem Anwalt. Ich will damit sagen, wenn ihr nicht mit dem Geld herausrücken wollt, wette ich, daß er für einen Tip was springen läßt.«
Eine Pause. Dann: »Komm auf den Punkt.«
»Das ist der Punkt. Ihr gebt mir ein paar Prozente, oder ich scheiße euch an.«
Noch eine Pause. »Wieviel?«
»Das klingt schon besser«, sagte Sugarfoot. »Im Fernsehen haben sie zehntausend geschätzt, aber eure Einnahmen waren bestimmt höher. Hab ich recht?«
Pedersen antwortete vorsichtig: »Kann sein.«
»Okay, wovon reden wir?«
Nach einer Weile sagte Pedersen: »Um die fünfzigtausend.«
»Dein Anteil ist dann wie hoch, sechzehn, siebzehn?«
Pedersen grunzte.
»Also, wenn ich, sagen wir mal, zehntausend von jedem von euch kriege, wärst du noch kein armer Mann«, sagte Sugarfoot. »Ich meine, ich
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