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Gier

Gier

Titel: Gier Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Garry Disher
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Einkaufstüte, steckte ein Ersatzmagazin und einen Schalldämpfer für die Browning ein und aß ein Sandwich. Bevor er ging, rief er Rossiter an und erfuhr Sugarfoot Youngers Adresse. Schließlich zog er Handschuhe über, er wollte Fingerabdrücke in dem gemieteten Wagen vermeiden.
    Auf dem Weg nach Frankston dachte er über Sugarfoot nach. Wie alle Amateure schien auch er nach einem Muster zu arbeiten, wiederholte sich, war mit Schachzügen zufrieden, die vorher schon mal funktioniert hatten. Er hatte sich einen fetten Anteil in den Kopf gesetzt und nahm es persönlich, daß Wyatt ihn ausgeschlossen hatte. Er würde nicht nachlassen, bis er seine Rache hatte oder das Geld – wahrscheinlich wollte er beides. Er reagiert zu emotional, dachte Wyatt. Er ist nicht in der Lage zu warten oder zu beobachten, geschweige denn neues Terrain zu erobern oder ein neues Muster auszuprobieren. Es fehlt ihm an Selbstkontrolle. Er hinterließ überall seine Handschrift, machte sich damit selbst zur Zielscheibe.
    Eine Stunde, nachdem er den Falcon bei Hertz abgeholt hatte, befand sich Wyatt in Kew, parkte am Golfplatz in der Studley Road in der Nähe des Flusses. Er stieg aus, griff die Einkaufstüte und nahm die Abkürzung über den Golfplatz zum Aussichtspunkt am Yarra Boulevard, versuchte, sich vorzustellen, was Sugarfoot tun würde. Es gab keinen Zweifel, daß er ihnen aus dem Hinterhalt auflauern würde – und zwar von Kew aus und nicht auf der Abbotsford-Seite, wo es zu viele Häuser, Autos und mögliche Zeugen gab. Aber hier im Park hätte Sugarfoot den Vorteil des hochgelegenen Platzes, Bäume und ein Dutzend Ausgänge.
    Wyatt war fast zwei Stunden zu früh. Aber so früh erwartete er Sugarfoot nicht. Er ging hinunter in den Park, umrundete einen dichten Gürtel von Bäumen und betrat einen matschigen Pfad, der sich durch Trauerweiden, bemooste Baumstämme und Gruppen von Zwiebelgras wand. Keine anständige Person würde sich je hierherwagen. Dunkle Figuren in Mänteln paarten sich und stöhnten leise im schimmernden Licht. Ein bleichgesichtiger Mann trat auf den Pfad, musterte Wyatts strenges Gesicht und wich seitwärts aus. Hier und da war eine einsame Gestalt mit verkrampftem Handgelenk in erbärmliche Vergnügungen verstrickt.
    Wyatt ging unter den Bäumen hindurch, von wo er freie Sicht auf ein offenes Feld etwas weiter weg hatte. Auf dem Weg zurück wich er zwei Harley-Davidsons aus, die auf den Kurven des Boulevards getestet wurden. Er ging wieder zur Fußgängerbrücke, wo Sugarfoot ihnen das Treffen vorgeschlagen hatte. Es kam ihm in den Sinn, daß die lärmenden Motorräder Sugarfoot schützen könnten.
    Er stand am Ende des Pfades, der zur Fußgängerbrücke führte. Links waren Bäume, rechts eine Rasenfläche mit Sitzbänken und Schaukeln.
    Niemand war in der Nähe. Er suchte Schutz hinter einem Gummibaum, leerte die Einkaufstüte und zog eine abgewetzte Hose und einen alten Mantel über seine Kleidung. Er streifte sich eine zerrissene Baumwollmütze über den Kopf. Die Browning trug er auf Höhe der rechten Hüfte. Es war eine flache Waffe, lag in einem nach vorn gekippten Halfter bequem über seiner rechten Niere. Schließlich holte er eine in braunes Papier gewickelte Flasche Sherry heraus und ging zu den Schaukeln hinüber.
    Eine der Bänke befand sich gegenüber der rutschigen Senke und dem Fluß. Er fläzte sich mit einem Ausdruck von Niedergeschlagenheit darauf und bereitete sich darauf vor, zu warten. Drei Uhr, noch eine Stunde. Hin und wieder hob er den Sherry an die Lippen, saß ansonsten völlig bewegungslos, das Kinn auf der Brust, die zerfranste Mütze verbarg sein Gesicht. Eine Hand unter dem Mantel, die Browning griffbereit. Er hatte einen guten Überblick über die Fußgängerbrücke. Wenn Sugarfoot eintreffen und sich einen Hinterhalt suchen würde, hätte Wyatt ihn sofort im Visier.
    Während der nächsten Stunde kamen fünf Leute von der Fußgängerbrücke in den Park. Die ersten beiden waren ein Geschäftsmann und ein Teenager mit orange- und blaugefärbten Haarsträhnen. Sie verschwanden eine Minute später zwischen den Bäumen. Kurz danach liefen zwei Jogger über die Brücke. Ihnen folgte ein Säufer, der sich von Wyatts Flasche angezogen fühlte. Er schlurfte zweimal an der Bank vorbei, bevor er sich in der Nähe niederließ, um Wyatts Sinn für Brüderlichkeit zu testen.
    Kurz davor, ihm zu sagen, er möge sich verpissen, besann Wyatt sich eines Besseren und rutschte zur Seite, um dem

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