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Gier (Ein Paul-Kalkbrenner-Thriller) (German Edition)

Gier (Ein Paul-Kalkbrenner-Thriller) (German Edition)

Titel: Gier (Ein Paul-Kalkbrenner-Thriller) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martin Krist
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kichernd die Hand vor den Mund. Die Knöchel waren aufgeschürft und blutig. »Das geht doch gar nicht. Du bist Politiker. Du stehst über den Dingen. Niemand kann dir was anhaben.« Seine Pupillen waren riesig. Er stank nach Schweiß, Alkohol und noch anderen Ausdünstungen, über die von Hirschfeldt gar nicht nachdenken wollte.
    »Was willst du hier?«
    »Ich hab Hunger.«
    »Dann geh nach Hause.«
    »Hab keinen Bock auf zu Hause.«
    »Dann kauf dir einen Döner. Oder eine Pizza.«
    »Hab keine Kohle mehr. Mein Vater will mir kein Geld geben.«
    Die Tür ging auf. »Hab ich doch richtig gesehen.« Praktikant Götting nippte an einem Glas Sekt. »Brauchen Sie Hilfe?«
    »Nein.«
    Götting stieß auf. »Aber wenn Sie …«
    »Es ist alles in Ordnung«, sagte von Hirschfeldt genervt. »Danke.«
    Götting trank vom Sekt, dann verschwand er achselzuckend.
    »Lars, ich glaube, es ist besser, wenn du jetzt nach Hause gehst.«
    »Ich bin also nicht erwünscht?«
    »Nein«, sagte von Hirschfeldt.
    »Ich bring dich zur Straße«, sagte Karl-Edmund und griff nach seinem Sohn.
    »Fass mich nicht an!« Der Junge stieß seinen Vater von sich. »Arschloch!« Er rannte aus dem Zimmer.
    Karl-Edmund wollte hinter ihm her. »Was denkt er sich bloß dabei?«
    »Das ist mir egal, was er sich dabei denkt«, zürnte von Hirschfeldt und folgte seinem Freund. »Mach ihm einfach klar, dass so was nicht noch einmal passieren darf.«
    »Manchmal könnte ich ihn …«
    »Wir können froh sein, dass niemand was davon mitbekommen hat.«
    Da meldete sich eine Stimme von der Tür her: »Na, da wäre ich mir aber nicht so sicher …«

13
    Kalkbrenners neuer Kollege öffnete eine der Akten, raschelte mit dem Papier, runzelte die Stirn und nahm einen weiteren Hefter zur Hand. Verlegen zwirbelte er seinen Schnauzbart. Dr. Wittpfuhl trommelte ungehalten mit den Fingern auf den Tisch. Dr. Salm rollte seine rot unterlaufenen Allergie-Augen.
    Berger ließ das alles unbeeindruckt. Schwerfällig wie ein Walross kämpfte er sich durch die Unterlagen. Rita erbarmte sich und reichte ihm einen Zettel. »Aha, genau, danke … Gestern Mittag haben wir eine Zeugin ein zweites Mal vernommen: Swetlana Marslikow. Sie arbeitet bei der Reinigungsfirma
MaxiClean
, die täglich nach Unterrichtsschluss Putzfrauen durch die Schule schickt. Frau Marslikow kommt aus dem Kosovo, ist aber seit Jahren mit einem deutschen Mann verheiratet, hat also eine Aufenthaltsgenehmigung sowie eine Arbeitserlaubnis.
    Ganz anders dagegen ihre Freundin Lydia Krasniqi. Sie ist seit Mitte der 90er Jahre in Deutschland. Nachdem ihr Mann wegen einer Straftat zunächst zu einer Gefängnisstrafe verurteilt und schließlich abgeschoben wurde, lebt sie alleine mit ihren beiden Kindern. Ihr Aufenthaltsstatus ist ungeklärt. Sie hat keine Arbeitserlaubnis, Sozialhilfe gibt es nicht, sie braucht Geld.«
    Kalkbrenner verstand. »Frau Krasniqi geht also als Frau Marslikow putzen.«
    »Und das schon seit Jahren«, bestätigte Berger. »Die Frauen haben in etwa die gleiche Statur und die gleiche Haarfarbe. Und da in der Reinigungsfirma gerne auch mal schwarzgearbeitet wird, achtet dort keiner so genau auf die Papiere. Also ist es bisher auch niemandem aufgefallen, dass die Frauen ihre Rollen vertauscht haben. Selbst uns nicht. Wir haben Swetlana Marslikow am Tag nach der Bluttat vernommen, die echte. Sie hat ausgesagt, sie habe nichts gesehen und nichts gehört.«
    »Wie denn auch?«, ätzte Dr. Salm. »Sie war ja nicht vor Ort.«
    »Im Gegensatz zu ihrer Freundin Lydia Krasniqi«, fuhr Berger mit seinen Ausführungen fort. »Aber das hat Frau Marslikow bei der ersten Vernehmung nicht verraten. Denn sonst wäre die ganze Geschichte aufgeflogen – und schon nächste Woche säße auch der Rest der Familie Krasniqi im Flugzeug zurück in den Kosovo. Nur einem Zufall verdanken wir es, dass …«
    »Herr Berger«, unterbrach Dr. Wittpfuhl ungehalten, »können wir jetzt endlich zum Kern der Sache kommen, oder wollen Sie den tragischen Lebenslauf dieser armen Frau noch weiter erläutern?«
    »Er hat recht«, sagte Dr. Salm. »Berger, bitte.«
    Der rieb sich den Bart. »Normalerweise hätte Lydia Krasniqi an jenem Tag zusammen mit einer Kollegin geputzt. Aber die meldete sich am Vormittag überraschend krank.«
    »Wir haben deren Angaben überprüft«, ergänzte Rita. »Zum Tatzeitpunkt saß sie beim Frauenarzt. Sie ist schwanger.«
    »Jedenfalls kam ihre Krankmeldung zu spät, um noch für eine

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