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Gier (Ein Paul-Kalkbrenner-Thriller) (German Edition)

Gier (Ein Paul-Kalkbrenner-Thriller) (German Edition)

Titel: Gier (Ein Paul-Kalkbrenner-Thriller) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martin Krist
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Vertraulich legte der Lobbyist Dossantos eine Hand auf den Arm. »Sie wissen schon, wenn es mal Probleme gibt.«
    »Natürlich«, sagte Dossantos, während er Karl B. Brodke auf sich zukommen sah.
    Brodke hatte noch zu seinen Amtszeiten als Vorsitzender des Bauausschusses wichtige Baugenehmigungen für einige von Dossantos’ Unternehmen erteilen können. Der Portugiese hatte sich daraufhin erkenntlich gezeigt und Feinstubbe gebeten, ein gutes Wort bei der regierenden SPD für Brodkes politische Karriere einzulegen. Dieser war daraufhin in die Senatsverwaltung für Stadtentwicklung gewechselt und wurde später Bausenator, bis man ihn zum Zweiten Bürgermeister der Stadt gewählt hatte.
    Sie begrüßten sich, stießen miteinander an und äußerten ihre Betroffenheit ob der Ereignisse an der Neuköllner Hauptschule. Dann flitzte Feinstubbe auch schon zum nächsten Gesprächspartner und ließ Dossantos mit Brodke allein.
    »Ich habe gehört, du willst zu
Barcas
«, sagte Dossantos unvermittelt.
    Brodke zog die Augenbrauen düster zusammen. »Wenn wir die Wahl morgen verlieren, ja, dann ist das eine Alternative.«
    »Nichts mehr mit Politik?«
    »Nach fast einem Vierteljahrhundert ist es auch mal Zeit für was Neues.«
    »Midlife-Crisis?«
    Brodke lachte schallend. »Nein, nur reiner Pragmatismus. Ich habe politisch alles erreicht, was ich erreichen kann. Also, warum nicht aufhören?«
    »Ich könnte bei
Barcas
ein gutes Wort für dich einlegen. Wie du weißt, kenne ich den Geschäftsführer. Er hat viele meiner Betriebe ausgestattet.«
    Brodke winkte ab. »Nicht nötig.«
    »Es ist nur ein Anruf für mich.«
    Brodke hielt sich zurück.
    Dossantos lächelte. »Aber ich hätte auch eine kleine Bitte.«
    »Dachte ich mir schon.«
    »Mein Sohn Samuel möchte doch am Messezentrum ein weiteres Projekt realisieren.«
    »Ja, ich weiß.«
    »Der Grundstückskauf zieht sich unendlich in die Länge, ich verstehe das nicht.«
    »Das geht in Ordnung, ich habe dir doch versprochen, dass ich mich darum kümmere.«
    »Ich weiß, aber ich würde mir wünschen, dass wir die Sache über die Bühne bringen, noch bevor der neue Senat seine Arbeit aufnimmt. Verstehst du?«
    »Ich denke schon. Ich werde mich bemühen.«
    Dossantos dankte ihm. Er hatte Dr. Sebastian Pfeiffer entdeckt, Vorstandsmitglied der Karl-Hofer-Gesellschaft und des Neuen Berliner Kunstvereins, Mitglied des Rundfunkrats des RBB und, was noch viel wichtiger war, Vorstandsvorsitzender der Berliner Verbandsbank. Das Institut hatte mit seinen nach dem Berliner Bankenskandal vielfach kritisierten millionenschweren Krediten nicht unwesentlich zum Bau von einigen jüngsten Geschäften des Portugiesen beigetragen. Auch in diesem Fall hatte sich Dossantos später erkenntlich gezeigt. Nachdem sich die erste Aufregung gelegt hatte und Gras über die Sache gewachsen war, hatte er sich bei Brodke und Wolkers für die Aufnahme Pfeiffers in den Aufsichtsrat der Holding Bankgesellschaft Berlin starkgemacht. Zu der hatten sich nämlich bald darauf die Landesbank Berlin sowie die Berliner Hypotheken- und Pfandbriefbank und die Berliner Verbandsbank zusammengeschlossen. 56 Prozent der Holding gehörten nun der Stadt Berlin.
    Auf dem Weg zu Pfeiffer kreuzte Berthold Ehrenstein Dossantos’ Weg. Dieser nutzte die Gunst der Minute und grüßte das Fraktionsmitglied der CDU. »Ich glaube, wir kennen uns noch nicht.«
    »Tun Sie nicht so«, sagte der Politiker und bemühte sich um kühle Distanziertheit. Seine unsichere tiefe Stimme vereitelte jedoch dieses Unterfangen. »Natürlich kennen wir uns.« Er ergriff die Hand, die ihm gereicht wurde, schob aber seine buschigen Augenbrauen skeptisch zusammen. »Sie wissen, wer ich bin. Ich weiß, wer Sie sind. Der Medienzirkus gerade war nun wirklich nicht zu übersehen. Wollen Sie in die Politik?«
    »Diese Ränkespiele überlasse ich lieber den anderen.«
    »Ach, wirklich? Was man so hört, mischen Sie doch kräftig mit.«
    Dossantos spielte den Entrüsteten. »Sie müssen sich verhört haben. Politik ist nicht mein Gewerbe.«
    »Stimmt, Sie bevorzugen ja eher ein anderes.« Berthold Ehrenstein zupfte süffisant an seinem Kinnbart. »Aber beides sind die ältesten Gewerbe der Welt, nicht wahr?«
    »Ihr Humor gefällt mir. Ist die Party nach Ihrem Geschmack?«
    »Ich weiß nicht, ob ich diese Veranstaltung hier unbedingt als Party bezeichnen möchte.«
    »Jetzt kommen Sie schon.« Dossantos schlug ihm kumpelhaft auf die Schulter. »Eine solche

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