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Gier (Ein Paul-Kalkbrenner-Thriller) (German Edition)

Gier (Ein Paul-Kalkbrenner-Thriller) (German Edition)

Titel: Gier (Ein Paul-Kalkbrenner-Thriller) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martin Krist
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umspielte seine Mundwinkel.
    »Vielleicht sollten wir später mal zu ihm rübergehen«, sagte der Portugiese.
    »Du solltest ihn lieber nicht provozieren«, warnte Claudio.
    »Wer redet denn von Provokation? Ich will ihn nur begrüßen. Schließlich werden wir in Zukunft häufiger miteinander zu tun haben.«
    Claudio quälte sich ein Lächeln ab. »Das hoffe ich nicht.«

11
    Der Konferenzraum war eigentlich nur eine kleine Kammer, nicht viel größer als die Kombüse, der so benannte Vernehmungsraum des Kriminalkommissariats: ein Tisch, vier Stühle aus Eiche rustikal, Holzfurnier an den Wänden, eine Pinnwand aus Kork, ein Videorekorder plus Monitor und die Kaffeemaschine, das vielleicht wichtigste Utensil der ganzen Abteilung.
    Dementsprechend überfüllt war das Zimmer, als sich Kalkbrenner, sein neuer Kollege Sebastian Berger, Rita Barnitzke, ihr niesender und schniefender Vorgesetzter Dr. Salm und Dr. Wittpfuhl eingefunden hatten. Wittpfuhl war der leitende Gerichtsmediziner am Institut für Rechtsmedizin der Charité. Nebenberuflich engagierte er sich als Vorstandsmitglied im Naturschutzbund und war häufig an der frischen Luft, was seine für einen Pathologen ungewöhnlich tiefbraune Hautfarbe erklärte.
    Jetzt wippte der Arzt ungeduldig auf seinem Klappschemel, den Rita herbeigeschafft hatte, hin und her. Schon beim Eintreten hatte Wittpfuhl den Dezernatsleiter unwirsch begrüßt. Einen sonnigen Samstagmorgen wusste er üblicherweise bestimmt sinnvoller zu nutzen. Vermutlich im Spreewald, im Dienste des Umweltschutzes.
    Kalkbrenner fühlte mit ihm. Rita hatte zwar Kaffee aufgesetzt, doch weder das Aroma, das sich ausbreitete, noch der Nusskuchen, der zur Selbstbedienung auf dem Tisch stand, entschädigten für das Frühstück, das er zur Stunde im Garten des Warnemünder Ferienbungalows hätte einnehmen können: frische Brötchen, herzhafter Aufschnitt und Sahnemeerrettich. Kalkbrenner liebte Meerrettich am Morgen.
    Berger studierte derweil die Ausdrucke der aktuellen Ermittlungsakte, die ausgebreitet wie ein Fächer auf dem Konferenztisch lagen. Er nahm eins der Bilder in die Hand, auf dem ein Mann mittleren Alters mit leicht ergrautem Haar auf einem Sofa saß, vermutlich bei sich zu Hause. »Das ist Matthias Brodbeck, Lehrer an der Berthold-Hauptschule in Neukölln. Aus den Vernehmungen seiner Schüler ergibt sich folgender Ablauf für den vergangenen Dienstag, den 26. September: Noch während des Unterrichts kommt es wiederholt zu verbalen Auseinandersetzungen zwischen Brodbeck und seinen Schülern Lukaz Vurikovici und Asim Kapkin. Brodbeck verdonnert die beiden Jungs dazu, nach der Stunde dazubleiben. Der Unterricht geht zu Ende, alle Schüler bis auf Lukaz und Asim verlassen den Raum. Hinter dem letzten Schüler schließt Brodbeck die Tür. Das ist einem Mädchen aufgefallen, weil es eigentlich noch einmal zurück in den Klassenraum wollte, in dem es seine Haarspange vergessen hatte. Als sie allerdings sah, wie die Tür zuging, überlegte sie es sich anders.
    Etwa 20 Minuten später läuft der Hausmeister Lukaz und Asim über den Weg. Beide sind in ziemlicher Panik. Einer der beiden ist mit Blut befleckt. Der Beschreibung des Hausmeisters zufolge handelt es sich dabei um Lukaz. Als die beiden Schüler auf ihn aufmerksam werden, flüchten sie über die Haupttreppe runter zum Ausgang. Der Hausmeister folgt den beiden, doch sie sind bereits über den Schulhof verschwunden. Er kehrt noch einmal zurück, denn seine Erfahrung hat ihn gelehrt: Zwei Schüler, die sich derart auffällig verhalten, noch dazu nach Schulschluss, haben etwas ausgefressen. Und tatsächlich: In dem Klassenraum findet er den Lehrer. Tot.«
    »Jetzt wollen Sie vermutlich was von mir hören«, grantelte Dr. Wittpfuhl.
    »Bitte«, sagte Dr. Salm überflüssigerweise und gab ein dröhnendes Hatschi von sich.
    Der Gerichtsmediziner klaubte die Tatortfotos aus den Unterlagen. Vor einer mit Formeln beschrifteten Tafel lag Matthias Brodbeck, als hätte er nur ein kurzes Nickerchen eingelegt. Das Blut, mit dem der grüne Tafelschiefer hinter ihm bespritzt war, sprach jedoch eine andere Sprache. Ein weiteres Bild zeigte den Mann frontal, mit Schusswunden am Arm, in der Brustgegend und an der Stirn.
    Auf den Obduktionsfotos lag der Leichnam nackt und bleich auf einer Metallbahre. Er war vom Blut befreit worden, die klaffenden Einschusslöcher waren jetzt deutlich zu erkennen.
    »Wir haben drei Schussverletzungen bei dem Verstorbenen

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