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Gier (Ein Paul-Kalkbrenner-Thriller) (German Edition)

Gier (Ein Paul-Kalkbrenner-Thriller) (German Edition)

Titel: Gier (Ein Paul-Kalkbrenner-Thriller) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martin Krist
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Gedanken an Mord und Totschlag zu vergeuden. Jetzt jagte sein Gehirn bereits wieder mit kriminalistischem Eifer voran. Er musste sich dafür noch nicht einmal anstrengen. »Wir sollten zugleich aber auch das Kollegium überprüfen«, wies er an. »Gab es Probleme? Hatte einer der Lehrer ein Motiv? Vielleicht wurde ein Mörder engagiert. Außerdem müssen wir die Reinigungsfirma
MaxiClean
abchecken. Hat es vielleicht eine Auseinandersetzung mit den Putzkräften gegeben? Wir müssen alle Möglichkeiten in Betracht ziehen.«
    »Und alle Unmöglichkeiten«, ergänzte Rita.
    Kalkbrenner lächelte dankbar. »Nächste Frage: Wie schaut es mit dem Umfeld von Matthias Brodbeck aus?«
    »Erkennungsdienstlich ist er ein unbeschriebenes Blatt«, erklärte Rita. »Verheiratet, kinderlos. In den Gesprächen, die die Vernehmungsbeamten schon gestern Abend mit den Nachbarn geführt haben, wurden keinerlei Probleme erwähnt. Die Brodbecks galten als höfliches und zuvorkommendes Paar. Die Beziehung war so etwas wie eine Musterehe. Seine Eltern sind vor einigen Jahren gestorben, beide an Krebs. Er hat einen Bruder, der in Australien lebt und der nächste Woche zur Beerdigung nach Deutschland kommen will.«
    »Wohlan.« Dr. Salm klatschte in die Hände. »Dann kann ich ja jetzt eine Presseerklärung vorbereiten lassen.«
    »Halten Sie das für eine so gute Idee?« Kalkbrenner entnahm den Gesichtern seiner beiden Kollegen, dass sie ähnliche Vorbehalte hegten.
    »Aber natürlich!«, beschied Dr. Salm und verzog sein Gesicht, als habe Kalkbrenner ihn zutiefst beleidigt. »Unser Wissen, dass es sich um einen konkret geplanten und eiskalt ausgeführten Mord und nicht um eine Tötung im Affekt zweier Jugendlicher handelt, deren die Polizei nicht mehr Herr wird, kann die gegenwärtig in Politik, Medien und Öffentlichkeit tendenziös geführte Debatte entschieden entzerren.«
    »Sie vergessen, dass Lukaz und Asim auch keine Engel mehr sind«, ließ sich Dr. Wittpfuhl vernehmen, der zuletzt nur geschwiegen hatte.
    »Mag sein.« Dr. Salm bedachte ihn mit einem geringschätzigen Ausdruck. »Aber es geht dabei auch um uns, um das Bild der Polizei in der Öffentlichkeit. So etwas müssen wir offensiv angehen. Der neue Ermittlungsstand wird uns – auch angesichts der Wahlen – aus der Schusslinie nehmen.«
    Vor allem den Polizeipräsidenten, deinen Schwager.
Kalkbrenner zwang sich, ruhig zu bleiben. »Solange wir nicht mehr in der Hand haben als Frau Krasniqis Aussage und …«, er fegte die Phantomzeichnung beiseite, »… diesen ominösen Schatten, sind die Jungen die Einzigen, die den Mörder gesehen haben und uns vielleicht einen wichtigen Hinweis auf seine Identität geben können.«
    »Daher dürfte es im Augenblick von Vorteil sein«, ergänzte Berger, »wenn der Mörder glaubt, wir fahnden weiterhin nach den beiden.«
    Dr. Salm schüttelte entschieden den Kopf. »Wenn der Mörder aus dem direkten Umfeld Brodbecks kommt – und Sie wissen ebenso gut wie ich, dass dies bei etwa 95 Prozent aller Mordfälle zutrifft –, dann wird er durch Ihre Ermittlungen sowieso schon bald Kenntnis über unseren neuen Erkenntnisstand erhalten.«
    Womit ihr Vorgesetzter nicht einmal unrecht hatte. Trotzdem bat Kalkbrenner noch einmal: »Geben Sie uns Zeit.«
    Berger und Rita unterstützten das Gesagte mit einem Kopfnicken. Selbst Dr. Wittpfuhl pflichtete ihm bei, wenn auch aus einem anderen Grund: weil es gegen Dr. Salm ging.
    Doch der Dezernatsleiter wiegelte herrisch ab. »Glauben Sie etwa, wir stimmen hier demokratisch ab?« Er setzte sich aufrecht hin. »Es bleibt dabei: Die Presseerklärung geht raus.«
    Bernie kam unter dem Tisch hervorgekrochen, streckte sich und blieb hechelnd vor ihm stehen. Der Chef rümpfte die Nase, gleich darauf begann sein Körper unter einem heftigen Niesanfall zu zucken. »Und Kalkbrenner, bitte sorgen Sie dafür, dass der Hund von nun an nicht jeden Tag hier ist. Das geht beim besten Willen nicht.«
    Kalkbrenner griff nach einem Stück von Ritas Nusskuchen, brach sich etwas ab und steckte es in den Mund. Während er kaute, überlegte er, ob er seinen Vorgesetzten darauf hinweisen sollte, dass die unpersönliche Anrede auch etwas war, was er beim besten Willen nicht länger zu akzeptieren bereit war. Aber abgesehen davon, dass er den Mund zu voll hatte, um sich verständlich artikulieren zu können – Dr. Salm hätte es nicht mehr gehört. Er war längst auf dem Gang verschwunden.

16
    Von Hirschfeldt sprach ein

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