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Gier, Kerstin

Gier, Kerstin

Titel: Gier, Kerstin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Smaragdgruen (Liebe geht durch alle Zeiten Bd 3)
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das weißt du
doch!« Leslie legte eine kleine Pause ein, dann fuhr sie scheinbar gleichmütig
fort: »Auf dem Weg zum Bus gestern habe ich Gideon von der Party erzählt. Er
hat sich förmlich als Begleitung aufgedrängt.« Noch eine kleine Pause. »Sich
und seinen kleinen Bruder. Und deshalb kannst du jetzt nicht kneifen.«
    »Les!« Ich
konnte mir genau vorstellen, wie dieses Gespräch abgelaufen war. Leslie war
eine Meisterin der Manipulation. Wahrscheinlich hatte Gideon gar nicht gewusst,
wie ihm geschah.
    »Du kannst
mir später danken«, sagte Leslie und kicherte. »Jetzt müssen wir nur überlegen,
wie wir das mit den Kostümen hinkriegen. Ich habe schon ein grünes Küchensieb
mit Fühlern bestückt, das sieht grandios als Hut aus. Wenn du willst, überlasse
ich es dir.«
    Ich
stöhnte. »Oh mein Gott! Du verlangst tatsächlich von mir, dass ich zu meinem
ersten offiziellen Date mit Gideon in einem Müllsack und mit einem Küchensieb
auf dem Kopf erscheine?«
    Leslie
zögerte nur kurz. »Das ist Kunst! Und witzig. Und es kostet nichts«, erklärte
sie dann. »Außerdem ist der so verknallt in dich, dass es ihm egal sein wird.«
    Ich sah
schon, hier war ein wenig mehr Raffinesse erforderlich. »Na gut«, sagte ich,
scheinbar resigniert. »Wenn du unbedingt willst, dann gehen wir eben als
Marsmüllmänner. Du bist echt cool. Und ich bin ein bisschen neidisch, weil es
dir vollkommen egal ist, ob Raphael Mädchen mit Fühlern und Sieben auf dem Kopf
sexy findet. Und dass du beim Tanzen knistern wirst und dich anfühlen wirst wie
... eine Mülltüte eben. Und dass du einen leicht chemischen Geruch ausdünstest
... Und dass Charlotte in ihrem Elfenkostüm an uns vorbeischweben und gemeine
Bemerkungen machen wird ...«
    Leslie
schwieg genau drei Sekunden. Dann sagte sie langsam: »Ja, das ist mir wirklich
total schnuppe ...«
    »Weiß ich
ja. Sonst hätte ich den Vorschlag gemacht, dass wir uns von Madame Rossini
ankleiden lassen - sie würde uns alles leihen, was sie in Grün so dahat:
Kleider aus Filmen mit Grace Kelly und Audrey Hepburn. Charleston-Tanzkleider
aus den Goldenen Zwanzigern. Oder Ballroben aus ...«
    »Schon
gut, schon gut«, unterbrach mich Leslie schrill. »Du hattest mich schon bei
Grace Kelly. Vergessen wir die scheiß Müllsäcke. Meinst du, deine Madame
Rossini ist schon wach?«
     
    »Wie sehe
ich aus?« Mum drehte sich einmal um ihre eigene Achse. Seit sie am Vormittag
einen Anruf von Mrs Jenkins, der Sekretärin der Wächter, erhalten hatte, mit
der Bitte, mich zu meinem Elapsiertermin nach Temple zu begleiten, hatte sie
sich schon dreimal umgezogen.
    »Sehr
gut«, sagte ich, ohne richtig hinzuschauen. Die Limousine musste jeden
Augenblick um die Ecke biegen. Ob Gideon mich abholen würde? Oder würde er im
Hauptquartier auf mich warten? Der Abend war gestern viel zu abrupt zu Ende
gegangen. Es gab noch so viel, was wir uns sagen mussten.
    »Ich fand
- mit Verlaub - das blaue Outfit besser«, bemerkte Mr Bernhard, der mit einem
riesigen Staubwedel die Bilderrahmen in der Eingangshalle abtupfte.
    Mum rannte
sofort wieder die Treppe hoch. »Sie haben so recht, Mr Bernhard! Das hier sieht
viel zu gewollt aus. Zu elegant für einen Samstagmittag. Er wird sich ja wer
weiß was einbilden. Als ob ich mich extra für ihn so aufgebrezelt hätte.«
    Ich
bedachte Mr Bernhard mit einem vorwurfsvollen Lächeln. »Musste das sein?«
    »Sie hatte
gefragt.« Die braunen Augen hinter der Eulenbrille zwinkerten mir zu, dann sah
er durch das Flurfenster. »Oh, da kommt die Limousine. Soll ich ausrichten,
dass es etwas später wird? Zu dem blauen Outfit wird sie nämlich keine
passenden Schuhe finden.«
    »Ich mache
das schon!« Ich schulterte meine Tasche. »Wiedersehen, Mr Bernhard. Und bitte
haben Sie ein Auge auf Sie-wissen-schon-wen.«
    »Selbstverständlich,
Miss Gwendolyn. Sie-wissen-schon-wer wird nicht mal in die Nähe von
Sie-wissen-schon-was kommen.« Mit einem fast unmerklichen Lächeln wandte er
sich wieder seiner Arbeit zu.
    Kein
Gideon in die Limousine. Dafür Mr Marley, der bereits die Wagentür geöffnet
hatte, als ich auf den Bürgersteig trat. Sein Mondgesicht sah so verkniffen aus
wie die ganzen letzten Tage. Vielleicht sogar noch ein bisschen mehr. Und auf
mein überschwängliches »Ist das nicht ein herrlicher Frühlingstag?« antwortete
er gar nicht.
    »Wo ist
Mrs Grace Shepherd?«, fragte er stattdessen. »Ich habe Order, sie ebenfalls
unverzüglich in Temple

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