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Gier, Kerstin

Gier, Kerstin

Titel: Gier, Kerstin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Smaragdgruen (Liebe geht durch alle Zeiten Bd 3)
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hatte.
    »Das
bekomme ich schon hin«, fiel ich meinem Grandpa ins Wort, als er wieder von
vorne beginnen wollte, und klappte meinen Notizblock zu. »Jetzt müssen wir mein
Blut einlesen. Und dann ... - wie spät ist es eigentlich?«
    »Es ist
wichtig, dass du absolut keinen Fehler machst bei der Einstellung.« Lucas
starrte unbehaglich auf das japanische Gemüsemesser, das ich wieder aus dem
Etui befreit hatte. »Sonst landest du sonst wo ... äh ... sonst wann. Und noch
schlimmer, du hast keine Kontrolle darüber, wann du zurückspringst. Oh mein
Gott, das Messer sieht übel aus. Willst du das wirklich tun?«
    »Natürlich.«
Ich krempelte meine Ärmel hoch. »Ich weiß nur nicht, wo ich mich am besten
aufschlitzen soll. Eine Wunde an der Hand würde auffallen, wenn ich
zurückspringe, außerdem kommen aus so einem Finger höchstens ein paar
Tröpfchen.«
    »Nicht,
wenn man sich die Fingerkuppe absäbelt«, sagte Lucas mit einem Schaudern. »Das
blutet wie Sau, ich hab's selber mal ausprobiert...«
    »Ich
glaube, ich nehme den Unterarm. Bereit?« Irgendwie war es witzig, dass Lucas
viel mehr Angst hatte als ich.
    Er
schluckte schwer und umklammerte die geblümte Teetasse, die das Blut auffangen
sollte. »Geht da nicht eine Hauptschlagader entlang? Oh mein Gott, meine Knie
sind ganz weich. Am Ende verblutest du hier im Jahr 1956 - durch den Leichtsinn
deines eigenen Großvaters.«
    »Da ist
eine fette Arterie, aber die muss man schon längs aufschlitzen, wenn man
verbluten will. Hab ich mal gelesen. Angeblich machen das viele Selbstmörder
falsch, die werden dann alle gefunden und wissen fürs nächste Mal, wie man es
richtig macht.«
    »Um Gottes
willen!«, rief Lucas.
    Mir war
selber ein bisschen flau im Magen, aber es half ja alles nichts. Besondere
Zeiten erforderten nun einmal besondere Maßnahmen, würde Leslie sagen. Ich
ignorierte Lucas' schockierten Blick und setzte die Klinge auf der Innenseite
des Unterarms an, etwa zehn Zentimeter oberhalb des Handgelenks. Ohne viel
Druck führte ich sie quer über die weiße Haut. Obwohl es nur ein Testschnitt
sein sollte, ging er tiefer als erwartet, die dünne rote Linie verbreiterte
sich schnell und es tropfte Blut heraus. Der Schmerz, ein unangenehmes Brennen,
setzte erst eine Sekunde später ein. In einem schmalen, aber stetigen Rinnsal
lief das Blut in die Teetasse, die in Lucas' Hand zitterte. Perfekt.
    »Durchschneidet
Haut wie Butter«, sagte ich beeindruckt. »Leslie hat es ja gesagt - das Messer
ist wirklich mörderscharf.«
    »Leg es
weg«, verlangte Lucas, der aussah, als müsse er sich jeden Augenblick
übergeben. »Donnerwetter, du bist wirklich sehr couragiert, eine echte
Montrose, ähem. Getreu unserem Familienmotto ...
    Ich
kicherte. »Ja, das muss ich eindeutig von dir haben.«
    Lucas'
Grinsen geriet eher schief. »Tut es denn überhaupt nicht weh?«
    »Doch,
natürlich«, sagte ich und schielte in die Tasse. »Reicht das?«
    »Ja,
müsste genug sein.« Lucas würgte ein bisschen. »Soll ich ein Fenster öffnen?«
    »Schon
gut.« Er stellte die Tasse neben den Chronografen und atmete tief durch. »Der
Rest ist leicht.« Er griff zu der Pipette. »Ich muss lediglich drei Tropfen
von deinem Blut in diese beiden Öffnungen hineintröpfeln, siehst du: Hier unter
dem winzigen Raben und dem Ying-und-Yang-Zeichen und dann drehe ich das Rad und
lege diesen Hebel um. So, das hätten wir. Hörst du das?«
    Im Inneren
des Chronografen fingen mehrere Zahnrädchen an sich zu drehen, es knackte,
klapperte und summte, die Luft schien sich zu erwärmen. Der Rubin flackerte
kurz auf, dann standen die Zahnrädchen wieder still und alles war wie vorher.
»Unheimlich, oder?«
    Ich nickte
und versuchte, die Gänsehaut zu ignorieren, die meinen ganzen Körper überzogen
hatte. »Das heißt, in diesem Chronografen befindet sich jetzt das Blut aller
Zeitreisenden außer Gideon, oder? Was würde passieren, wenn sein Blut auch
noch eingelesen würde?« Ich hatte Lucas' Stofftaschentuch zusammengefaltet und
presste es auf den Schnitt.
    »Mal
abgesehen davon, dass es niemand so ganz genau weiß, unterstehen diese
Informationen strengster Geheimhaltung«, sagte Lucas. Sein Gesicht nahm
langsam wieder Farbe an. »Jeder Wächter hat auf Knien schwören müssen, mit
niemandem außerhalb dieser Loge über das Geheimnis zu sprechen. Bei seinem
Leben.«
    »Oh.«
    Lucas
seufzte. »Aber - hey! Ich habe irgendwie ein Faible für das Brechen von
Schwüren.« Er zeigte auf ein kleines Fach

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