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Gier, Kerstin

Gier, Kerstin

Titel: Gier, Kerstin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Smaragdgruen (Liebe geht durch alle Zeiten Bd 3)
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ehrfürchtig.
    Xemerius
schnaubte. Er saß auf einem Rest Brokat neben der Nähmaschine und popelte in
der Nase. »Mädchen!«, sagte er. »Erst sträuben sie sich mit Händen und Füßen
gegen diesen Ball und kaum haben sie so einen ollen Fummel an, machen sie
sich vor Aufregung fast ins Röckchen.«
    Ich
ignorierte ihn und drehte mich zu der Schöpferin dieses Meisterstücks um. »Aber
das andere Kleid war doch auch perfekt, Madame Rossini.«
    »Ja, ich
weiß.« Sie schmunzelte. »Wir können es einfach ein anderes Mal nehmen.«
    »Madame
Rossini, Sie sind eine Künstlerin!«, sagte ich mit Inbrunst.
    »N'est-ce
pas?« Sie zwinkerte mir zu. »Und als Künstler darf man sich die
Dinge auch wieder anders überlegen. Zu der weißen Perücke schien mir das andere
Kleid insgesamt zu blass zu sein - ein Teint wie deiner verlangt nach starken comment on
dit? Kontrasten!«
    »Ach
richtig! Die Perücke.« Ich seufzte. »Die wird alles wieder kaputt machen.
Können Sie bitte schnell noch ein Foto schießen?«
    »Bien
sur.« Madame Rossini verfrachtete mich auf einen Hocker vor der
Frisierkommode und griff nach meinem Handy, das ich ihr hinhielt.
    Xemerius
faltete seine Flügel auseinander, flatterte zu mir herüber und legte eine etwas
verunglückte Landung direkt vor dem Porzellankopf mit der Perücke hin.
    »Du weißt
schon, was sich normalerweise alles in so einem Haarteil herumtreibt, oder?« Er
legte den Kopf in den Nacken und sah an dem puderweißen Turm hoch. »Filzläuse,
ganz sicher. Motten vermutlich. Eventuell auch Schlimmeres.« Er hob
theatralisch die Pfoten. »Ich sag nur: TARANTULA.«
    Ich
verbiss mir den Kommentar, dass urban legends nun
wirklich ein alter Hut waren, und gähnte demonstrativ.
    Xemerius
stemmte die Krallen in die Seiten. »Ist doch wahr«, sagte er. »Und du solltest
dich nicht nur vor Spinnen in Acht nehmen, sondern auch vor gewissen Grafen,
falls dir das in deinem Kostümrausch gerade entgangen sein sollte.«
    Da hatte
er leider recht. Aber heute, frisch genesen und sogleich von den Wächtern für
balltauglich erklärt, wollte ich nur noch eins: positiv denken. Und wo konnte
einem das leichter fallen als in Madame Rossinis Atelier?
    Ich warf
Xemerius einen strengen Blick zu und ließ meine Blicke über die vollgehängten
Kleiderstangen wandern. Ein Kleid war schöner als das andere.
    »Sie haben
nicht zufällig was in Grün?«, fragte ich sehnsüchtig. Ich musste an Cynthias
Party denken und an die Kostüme, die Leslie für unsere Marsmenschgewandung vorschwebten.
»Wir brauchen nur grüne Müllsäcke, ein paar Pfeifenputzer, leere
Konservenbüchsen und ein paar Styroporkugeln«, hatte sie gesagt. »Mit Tacker
und Heißklebepistole verwandeln wir uns im Handumdrehen in coole
Vintage-Marsmenschen. Sozusagen lebende moderne Kunstwerke und es kostet keinen
Penny.«
    »Grün? Mais ouU, sagte
Madame Rossini. »Als alle noch dachten, dass der rothaarige 'ungerhaken in der
Zeit reisen würde, habe ich viele Grüntöne verwendet - das harmoniert perfekt
zu roten 'aaren und natürlich auch zu den grünen Augen vom kleinen Rebell.«
    »Oh, oh«,
sagte Xemerius und drohte ihr mit einer Kralle. »Gefährliches Sperrgebiet,
Teuerste!«
    Womit er
richtig lag. Der kleine Mistkerl-Rebell gehörte nämlich definitiv nicht auf die
Liste von positiven Dingen, an die ich denken wollte. (Aber wenn Gideon
wirklich mit Charlotte auf dieser Party aufkreuzte, würde ich dort ganz sicher
nicht im Müllsack rumstehen, da konnte Leslie über Coolness und moderne Kunst
sagen, was sie wollte.)
    Madame
Rossini bürstete meine langen Haare und fasste sie auf dem Scheitel mit einem
Zopfgummi zusammen. »Heute Abend wird er übrigens auch Grün tragen, ein dunkles
Meergrün, ich habe Stunden über der Stoffauswahl gebrütet, damit sich eure
Farben nicht beißen. Am Ende habe ich alles noch mal bei Kerzenlicht überprüft. Absolument onirique. Dir werdet zusammen aussehen wie
der Meerkönig und die Meerkönigin.«
    »Absolühmong«,
krähte Xemerius. »Und wenn ihr nicht gestorben seid, bekommt ihr zusammen
viele kleine Meerprinzen und -prinzesschen.«
    Ich
seufzte. Sollte er nicht zu Hause sein und weiter auf Charlotte aufpassen? Aber
er hatte es sich nicht nehmen lassen, mich nach Temple zu begleiten, was
irgendwie auch wieder süß war. Xemerius wusste genau, dass ich mich vor dem
Ball fürchtete.
    Während
Madame Rossini die Haare in drei Strähnen teilte und zu einem Zopf flocht, den
sie mit Haarnadeln zu einem Knoten

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