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Gier, Kerstin

Gier, Kerstin

Titel: Gier, Kerstin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Smaragdgruen (Liebe geht durch alle Zeiten Bd 3)
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Stimme sprach ich trotzdem weiter. »Ich hätte ... mich
nicht in dich verliebt.« Und wenn doch, hätte ich es mir zumindest nicht anmerken
lassen.
    Gideon
wandte sich von mir ab. Für einen Moment stand er völlig regungslos da, dann
trat er plötzlich mit aller Macht gegen die Wand. »Verdammt, Gwendolyn«, sagte
er mit zusammengebissenen Zähnen. »Hast du es denn mir gegenüber mit der
Wahrheit so genau genommen? War es nicht vielmehr so, dass du mich belogen
hast, wann immer es ging?«
    Während
ich nach einer Antwort suchte - er war wirklich ein Meister im Spießumdrehen -,
überkam mich das altbekannte Schwindelgefühl, aber diesmal war mir schlecht
wie noch nie. Erschrocken presste ich Anna Karenina gegen meine
Brust. Um den Korb zu packen, war es wohl zu spät.
    »Du hast
dich zwar von mir küssen lassen, aber mir nie vertraut«, hörte ich Gideon noch
sagen. Den Rest bekam ich nicht mehr mit, denn im nächsten Moment landete ich
in der Gegenwart und musste all meine Kraft darauf konzentrieren, Mr Marley
nicht vor die Füße zu kotzen.
    Als ich
meinen Magen endlich im Griff hatte, war Gideon auch zurückgesprungen. Er
lehnte mit dem Rücken an der Wand. Aller Zorn war von seinem Gesicht
verschwunden und er lächelte wehmütig. »Ich würde schrecklich gern mal bei
einer eurer Pokerrunden dabei sein«, sagte er. »Ich bin nämlich ziemlich gut im
Bluffen.« Damit verließ er den Raum, ohne sich noch einmal umzusehen.
     
    Aus
den Inquisitionsprotokollen des Dominikanerpaters Gian Petro Baribi Archive der
Universitätsbibliothek Padua (entschlüsselt, übersetzt und bearbeitet von Dr.
M. Giordano)
     
    25. Juni 1542. Ermittele immer noch im Kloster S. im Fall der jungen
Elisabetta, die laut Auskunft ihres eigenen Vaters das Kind eines Dämons
austrägt. Ich hielt mich in meinem Bericht gegenüber dem Leiter der
Kongregation nicht mit meiner Vermutung zurück, dass M. zu - wohlwollend
ausgedrückt - religiösen Verklärungen neigt und dazu, sich von Gott, unserem
Herrn, berufen zu fühlen, das Böse dieser Welt auszurotten. Offensichtlich will
er seine Tochter lieber der Hexerei bezichtigen, als zu akzeptieren, dass sie
nicht seinen Vorstellungen von Sittsamkeit entspricht. Seine guten Beziehungen
zu R. M. erwähnte ich ja bereits umseitig, sein Einfluss in dieser Region ist
erheblich, weshalb wir den Fall noch nicht als abgeschlossen betrachten dürfen.
Die Vernehmung der Zeugen war der reinste Hohn. Zwei junge Mitschülerinnen
Elisabettas bestätigen die Aussage des Contes vom Auftauchen eines Dämons im
Garten des Klosters. Die kleine Sofia - die nicht wirklich glaubhaft erklären
konnte, warum sie sich um Mitternacht rein zufällig in einem Gebüsch verborgen
im Garten befand — beschrieb einen Riesen mit Hörnern, glühenden Augen und
einem Pferdefuß, der Elisabetta kurioserweise ein Ständchen auf einer Violine
brachte, bevor er sich in Unzucht an ihr verging. Die andere Zeugin, eine enge
Freundin von Elisabetta, machte schon einen weitaus vernünftigeren Eindruck.
Sie erzählte von einem gut gekleideten und sehr hochgewachsenen jungen Mann,
der Elisabetta mit schönen Worten umgarne. Er würde aus dem Nichts erscheinen
und könne sich dann wieder in Luft auflösen, was sie aber selber noch nicht
beobachtet habe. Elisabetta ihrerseits vertraute mir an, dass der junge Mann,
der die Klostermauern so geschickt überwunden hat, weder Hörner noch Pferdefuß
besitze, sondern aus geachteter Familie stamme, und dass sie sogar seinen Namen
kenne. Ich freute mich schon, die Sache zu einem klärenden Abschluss bringen zu
können, da fügte sie hinzu, dass sie aber leider keinen Kontakt zu ihm
herstellen könne, da er aus der Zukunft durch die Luft zu ihr geflogen sei,
genauer gesagt aus dem Jahr des Herrn 1723. Man möge sich meine Verzweiflung
über den Geisteszustand der mich umgebenden Menschen vorstellen — ich hoffe
sehr, der Leiter der Kongregation beordert mich alsbald zurück nach Florenz, wo
echte Fälle auf mich warten.
     
    8
     
    Schimmernde Paradiesvögel, Blüten und Blätter
in Blau- und Silbertönen rankten sich über das
Brokatmieder, die Ärmel und der Rock waren aus schwerer nachtblauer Seide, die
bei jedem Schritt raschelte und rauschte wie das Meer an einem stürmischen
Tag. Mir war klar, dass jeder in diesem Kleid wie eine Prinzessin ausgesehen
hätte, trotzdem war ich von meinem eigenen Anblick im Spiegel überwältigt.
    »Es ist...
unfassbar schön!«, flüsterte ich

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