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Gier, Kerstin

Gier, Kerstin

Titel: Gier, Kerstin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Smaragdgruen (Liebe geht durch alle Zeiten Bd 3)
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indem er mich an
meiner Kehle hochhob. Dabei keifte er seltsamerweise mit Charlottes Stimme: »Du
bist eine Schande für die ganze Familie.« Und neben ihm stand Mr Marley, hielt
Leslies Rucksack in die Höhe und sagte vorwurfsvoll: »Es ist nur noch ein
Pfund zwanzig auf der Oystercard.«
    »Wie
ungerecht. Ich hatte sie gerade frisch aufgeladen!« Leslie hatte sich heute
Morgen im Erdkundeunterricht über meinen Traum halb totgelacht. Allerdings war
der gar nicht mal so weit hergeholt: Ihr Rucksack war nämlich gestern nach der
Schule gestohlen worden, als sie gerade in den Bus steigen wollte. Rabiat vom
Rücken gerissen von einem jungen Mann, der laut Leslie schneller hatte rennen
können als Dwain Chambers.
    Inzwischen
waren wir ja einigermaßen abgebrüht, was die Wächter anging. Und von Charlotte,
die zweifelsohne dahintersteckte (also indirekt betrachtet), hätten wir
ohnehin nichts anderes erwartet. Aber dennoch fanden wir die Methode ein wenig
... na ja ... plump. Und wenn uns noch ein letzter Beweis gefehlt hätte, wäre
es die Tatsache gewesen, dass die Frau neben Leslie eine Hermes-Tasche getragen
hatte. Ich meine, Hand aufs Herz: Welcher Dieb, der etwas auf sich hält, hätte
stattdessen einen gammligen Rucksack geklaut?
    Laut
Xemerius hatte Charlotte, kaum dass ich gestern das Haus verlassen hatte, mein
Zimmer nach dem Chronografen durchkämmt und dabei nichts ausgelassen. Sogar
unters Kopfkissen - welch originelles Versteck - hatte sie geschaut. Nach der
akribischen Untersuchung meines Wandschrankes hatte sie schließlich die
losgelöste Gipskartonplatte entdeckt und war mit einem triumphierenden Grinsen
auf dem Gesicht (sagte Xemerius) in die Abseiten gekrochen, wobei sie nicht
einmal die Schwester meiner kleinen Spinnenfreundin hatte schrecken können
(sagte Xemerius). Sie zeigte auch keinerlei falsche Scheu, tief in die
Eingeweide des Krokodils zu greifen.
    Tja, hätte
sie das mal einen Tag früher gemacht, aber wer zu spät kommt, den bestraft das
Leben, sagte Lady Arista immer. Nachdem Charlotte frustriert aus dem
Wandschrank gekrabbelt war, hatte sie Leslie ins Visier genommen, was diese
wiederum ihren Rucksack gekostet hatte. Nun waren die Wächter in Besitz einer
frisch aufgeladenen Oystercard, eines Mäppchens, eines Lipgloss in der
Farbnuance Cherry sowie von ein paar Bibliotheksbüchern über die Ausdehnung des
östlichen Gangesdeltas - mehr aber auch nicht.
    Diese
Niederlage konnte nicht mal Charlotte hinter ihrer üblichen hochmütigen Miene
verbergen, mit der sie heute Morgen am Frühstückstisch erschienen war. Lady
Arista hingegen hatte wenigstens die Größe, ihren Fehler zuzugeben.
    »Die Truhe
ist wieder auf dem Weg zu uns«, erklärte sie kühl. »Charlottes Nerven sind
offensichtlich ein wenig überreizt - und ich muss zugeben, dass ich ihren
Ausführungen irrtümlich Glauben geschenkt habe. Und jetzt sollten wir die
Angelegenheit als erledigt betrachten und uns anderen Themen zuwenden.«
    Das war
(jedenfalls für Lady Aristas Verhältnisse) eine richtige Entschuldigung.
Während Charlotte bei diesen Worten angestrengt auf ihren Teller starrte,
tauschten wir anderen verdutzte Blicke und wendeten uns dann gehorsam dem einzig
anderen Thema zu, das uns auf die Schnelle einfiel: dem Wetter.
    Nur Tante
Glenda, deren Hals hektische rote Flecken aufwies, wollte das nicht auf
Charlotte sitzen lassen. »Man sollte ihr doch wohl eher dankbar sein, dass sie
sich immer noch verantwortlich fühlt und ein wachsames Auge hat, anstatt ihr
Vorwürfe zu machen«, konnte sie sich nicht verkneifen einzuwerfen. »Wie heißt
es so schön? Undank ist der Welten Lohn. Ich bin überzeugt, dass ...«Aber wir
erfuhren nie, wovon Tante Glenda überzeugt war, denn Lady Arista sagte mit
eisiger Stimme: »Wenn du das Thema nicht wechseln möchtest, steht es dir
selbstverständlich frei, den Tisch zu verlassen, Glenda.« Was Tante Glenda
dann auch tat, zusammen mit Charlotte, die behauptete, keinen Hunger mehr zu
haben.
    »Alles in
Ordnung?« Mr George, der mir gegenübersaß (vielmehr schräg gegenüber, meine
Röcke waren so ausladend, dass sie den halben Wagen ausfüllten) und mich
bisher meinen Gedanken überlassen hatte, lächelte mir zu. »Hat Dr. White dir
etwas gegen das Lampenfieber gegeben?«
    Ich schüttelte
den Kopf. »Nein«, sagte ich. »Ich hatte zu viel Angst, im 18. Jahrhundert
doppelt zu sehen.« Oder Schlimmeres, aber das verschwieg ich Mr George lieber.
Auf der Soiree am letzten Sonntag hatte

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